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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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zu dürfen.
    Der Lärm des Rasenmähers schien Doktor Richter nervös zu machen. Zum ersten Mal, seit ich sie kennengelernt hatte, schien sie ein wenig aus der Fassung zu sein. Eine echte Falte erschien an ihrem Rock, und sie bemerkte sie nicht einmal.
    »Wir sollten uns auf Miranda konzentrieren«, sagte sie schnell und vermied, mir in die Augen zu sehen.
    Mum lehnte am Türrahmen und lächelte. Während ich darauf gewartet hatte, dass sie auftauchte, hatte ich genau geplant, was ich sagen würde, um sie zu überzeugen, dass es eine dumme Idee wäre, mich wieder in diese Schule zu schicken. Aber sie sah so müde aus, wie sie dastand, dass ich mich entschied, es für heute erst mal unkommentiert zu lassen.
    »Fertig?«, fragte sie.
    Ich nickte. »Action.«
    Draußen im Gang hörte ich blecherne elektronische Geräusche. »Toby«, sagte Mum. »Steck dieses verdammte Spiel weg und komm rein.«
    Es gab ein schlurfendes Geräusch, und Toby schob sich herein, seine Augen fixierten gebannt irgendein piependes Spielzeug.
    »Hallo, Tobes«, sagte ich.
    »Hi«, gab er zurück, ohne auch nur aufzuschauen.
    Mum verzog das Gesicht. »Dieses dumme Spielzeug. Ich hasse es jetzt schon.«
    Sie bestand darauf, meine Tasche zum Auto zu bringen und den Papierkram zu erledigen, während ich ruhte . »Toby wird dir Gesellschaft leisten«, rief sie, als sie hinauseilte.
    Toby saß im Schneidersitz auf dem Boden, das Spielzeug piepte munter weiter.
    »Komm und setz dich hierhin«, sagte ich und klopfte auf den Platz auf dem Bett neben mir. »Ich hab was für dich.«
    Toby rührte sich nicht. »Ich will nur noch durch dieses Level kommen.«
    Also rutschte ich neben ihn und beobachtete ihn eine Weile beim Spielen. »Wo hast du das überhaupt her?«, fragte ich. Es war nicht die Art Geschenk, für das Mum gewöhnlich Geld herausrückte.
    »Von Dad«, antwortete Toby.
    »Wow, cool«, sagte ich und versuchte, ruhig zu klingen, als wäre nichts Überraschendes daran. »Hat er, hat … Dad … das geschickt?«
    Das Spielzeug stieß eine blecherne kleine Fanfare aus. Tobys Daumen drückten wild auf die Knöpfe. »Nein. Ich war letzte Woche ein paar Mal bei ihm, wenn Mum hier bei dir war. Er hat mich abgeholt und mich mit zu sich in die Stadt genommen. Er hat ein neues Auto, das nicht einmal einen Rücksitz hat, also musste ich vorne neben ihm sitzen.«
    Mir hatte Mum erzählt, Toby sei bei Freunden. Es kam noch eine Fanfare. Toby hatte mich immer noch nicht angesehen. Es war an der Zeit, meine Geheimwaffe einzusetzen. »Sieh mal«, sagte ich und knisterte mit der Verpackung eines Schokoriegels, den ich im Automaten auf dem Gang gekauft hatte.
    Toby hob die Augen, aber nur ein bisschen. »Ist es echte Schokolade?«, fragte er misstrauisch. »Oder Johannisbrot mit Soja?«
    »Und wie echt die ist, mein Freund«, sagte ich, wickelte den Riegel aus der Verpackung und brach ihn in der Mitte durch. »Doppelt eingetaucht.« Karamell tropfte über meine Finger. »Hier.« Ich hielt ihm eine Hälfte hin.
    Toby legte das Spiel beiseite und nahm die Schokolade. Ich sah, dass er einen Blick zur Tür warf.
    »Keine Angst«, beruhigte ich ihn. »Ich habe eine Orange für hinterher.«
    Wir aßen schweigend, so wie immer, wenn wir uns verbotenes Essen teilten. Als wir die Schokolade verputzt hatten, schälte ich die Orange.
    Toby nahm sich ein Stück und ließ es durch zwei Finger flutschen. »Kommt Ami zurück?«, fragte er plötzlich. »Wenn du zu Hause bist?«
    »Oh, Kumpel«, sagte ich und legte einen Arm um ihn. »Ami ist weg. Für immer.«
    Auf dem Boden piepste das Spiel weiter, und Toby berührte es mit einem Fuß. »Ich werde sie vermissen«, murmelte er. »Ich meine, ich werde vermissen, von ihr zu hören . Mum sagt, ich soll das nicht sagen, aber wenn es doch stimmt!«
    »Ich werde sie auch vermissen«, sagte ich mit einem Kratzen im Hals. »Und wie! Aber weißt du, sie war eigentlich ich, und ich bin ja noch da.«
    Toby sah zu mir auf, und ich sah erleichtert ein kleines, aber freches Grinsen auf seinem Gesicht. »Ami war viel lustiger als du«, widersprach er. »Und cleverer.«
    Ich gab ihm einen spielerischen Klaps. »Heh!«
    Tobys Lächeln verschwand. »Warum hast du diesen Scheiß gebaut, Olive?«
    »Welchen Scheiß?«
    »Mum hat gesagt, du hast ein Mädchen in der Schule schikaniert, hast sie beschimpft und fiese Geschichten über sie erzählt. Sie sagt, du hast das nur gemacht, weil du die falschen Vitamine genommen hast. Stimmt das?«
    Ich schob

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