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Du denkst, du weißt, wer ich bin

Du denkst, du weißt, wer ich bin

Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Bailey
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du dich nicht wohl dabei fühlst, mir etwas zu leihen –«
    »Das ist kein Problem«, unterbrach ich sie rasch. Um ehrlich zu sein, fühlte ich mich geschmeichelt, dass Miranda tatsächlich etwas von mir tragen wollte. Geehrt, traf es noch besser. »Willst du mit zu mir nach Hause kommen?«
    Miranda patschte in die Hände wie ein Baby. »Das wäre ja so toll!«, freute sie sich. »Ach, übrigens: Bist du bereit, wieder loszulaufen? Sie werden inzwischen festgestellt haben, dass es keine Kramer-Berkell-Rechnung gibt …«

NEUNZEHN
    Mirandas Hoch stimmung hielt noch auf dem ganzen Nachhauseweg an. Sie unterhielt mich mit Imitationen von Leuten, die in unserer Nähe saßen – die Frau, die ununterbrochen schniefte und ihre Nase mit einem total widerlichen Tempo abtupfte, der alte Mann, der vor sich hin brabbelte, der Typ, dessen Kopf immer nach vorn fiel, wenn er einnickte –, bis mir alles wehtat und ich mein Lachen nicht mehr unterdrücken konnte. Ich wurde durch ihre Albernheiten so abgelenkt, dass erst, als wir schon auf meiner Straße waren, meine Sorge sich meldete. Wie würde Toby auf Miranda reagieren? Und was würde Miranda von meiner verrückten Mum denken? Es könnte ein einziges Desaster werden.
    »Bei uns ist es ziemlich chaotisch und unordentlich«, sagte ich.
    Miranda schnaubte. »Dann hast du Oonas Haus noch nicht gesehen.«
    »Und mein kleiner Bruder ist schüchtern gegenüber Leuten, die er noch nicht kennt«, fuhr ich fort. »Nimm’s nicht persönlich. Oh, und was immer du tust, keine Flüche vor meiner Mutter. Sie hasst das. Selbst Zicke bringt sie um den Verstand.«
    Miranda legte mir einen Arm um die Schulter. »Keine Angst«, versuchte sie, mich zu beruhigen. »Ich werde mich nicht über euer Haus lustig machen oder deinen Bruder ärgern. Und ganz bestimmt werde ich niemanden eine Zicke nennen, okay? Wir werden gut klarkommen. Wart’s nur ab.«
    Mum machte gerade eine Yoga-Stretchübung in der Küche, als wir hereinkamen. Wenn sie überrascht war, Miranda Vaile zu sehen – das Mädchen, das ich schikaniert hatte –, sie ließ es sich nicht anmerken. Sie richtete sich einfach wieder auf und sagte Hallo auf sehr lässige Art, als ob es die natürlichste Sache der Welt wäre, dass ich Freundinnen mit nach Hause brächte. Dann gab Miranda eine ebenso beeindruckende Vorstellung, indem sie unser marodes, unordentliches Haus bewunderte, und Mums Sammlung von Wahrzeichen aus aller Welt – dieses Zeugs, das Leute kaufen, die an exotischen Orten Urlaub machen, nur dass Mum nie wirklich irgendwo gewesen war. Sie kaufte sie einfach online.
    »Ich bin sicher, du hast in den erstaunlichsten Städten gelebt, als du noch in Europa warst«, sagte Mum. »Sprichst du auch Fremdsprachen?« Dies war Mums ganz großer Traum: Sie hatte ein ganzes Regal nur für Sprach-CDs, Wörterbücher und Lehrbücher für zu Hause. Nicht dass sie je Zeit gehabt hätte, sie auch zu benutzen. Ich gebrauchte sie viel öfter als sie.
    »Ja«, antwortete Miranda. »Was würden Sie denn gerne hören?«
    »Oh, sag einfach, was du möchtest«, frohlockte Mum und schlug in die Hände. »Ich werde es ja sowieso nicht verstehen.«
    »Nein«, sagte Miranda geduldig. »Ich meinte, welche Sprache würden Sie denn gerne hören?«
    Mum presste ihre Finger gegeneinander. »Welche magst du am liebsten? Such dir eine aus«, flüsterte sie aufgeregt.
    »Es kommt darauf an«, sagte Miranda. »Ich erkläre gerne auf Deutsch, aber mit offenen Augen träumen mag ich lieber auf Französisch.«
    Mums Blick wurde ganz verklärt. »Wer würde nicht gern auf Französisch träumen?«, stimmte sie zu. »Wenn er könnte?« Der Ofentimer summte, und Mum griff nach einem Holzlöffel. »Bleibst du zum Abendessen, Miranda? Es gibt Eintopf mit Kürbis und dicken Bohnen.«
    Miranda schüttelte höflich den Kopf. »Vielen Dank«, sagte sie, »aber ich gehe heute Abend aus.«
    »Oh, wie schade«, sagte Mum. »Ich wollte dich noch so vieles fragen. Wie gefällt es dir in der Schule?«
    Miranda warf mir einen Blick zu und lächelte. »Also, viel besser, jetzt, wo ich mit Olive befreundet bin.«
    Ich sah, wie sich Mums Ausdruck veränderte. Es war nur eine Nuance – die die meisten Leute nicht einmal bemerkt hätten. Aber ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Miranda hätte nichts sagen können, um Mum glücklicher zu machen.
    Die Küchentür ging auf, und Toby kam hereingesaust, Ralphy dicht auf seinen Fersen. »Olive!«, rief Toby atemlos. »Du errätst nie, was

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