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Du gehörst zu mir

Du gehörst zu mir

Titel: Du gehörst zu mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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solches Problem für dich dar?«
    »Weil sie …« Abrupt brach Logan ab. Das Problem war, dass er nicht erklären konnte, warum ihn das Mädchen störte. Vielleicht lag es daran, dass sie so offen und unbeherrscht war … das genaue Gegenteil von ihm. Sie vermittelte ihm ein verflucht unangenehmes Gefühl und erinnerte ihn an alles, was er nicht verkörpern wollte und deshalb mühsam aus seiner Persönlichkeit getilgt hatte. Allerdings hatte er nicht die Absicht, Julia das auf die Nase zu binden. Sie hatte es schon immer irritiert, dass er sein Leben und seine Gefühle mit einer so offensichtlichen Leichtigkeit bewältigte. »Logan«, sprach Julia ihn ungeduldig an, da sie seine Gedanken nicht ahnen konnte, »du musst doch in der Lage sein, irgendeine Erklärung für dein Verhalten anzugeben.«
    »Die Tatsache, dass sie ein unbedarfter Tollpatsch ist, sollte genügen.«
    Verblüfft öffnete Julia den Mund. »Jedem passiert irgendwann einmal ein Missgeschick. Nicht alle sind so vollkommen wie du!«
    »Ich sage, sie geht, und ich will nichts mehr davon hören.«
    »Dann bist du derjenige, der sie entlässt. Ich bin sicher, mir würden die Worte im Hals steckenbleiben.«
    »Dieses Problem habe ich nicht«, entgegnete Logan. »Wo ist sie?«
    »Ich bat sie, Mrs. Lyttleton bei den Kostümen zu helfen«, herrschte ihn Julia an, dann wandte sie sich von ihm ab, um einen Stapel Unterlagen auf ihrem Schreibtisch durchzugehen.
    Logan verließ Julias Büro in dem festen Entschluss, das Mädchen umgehend zu finden. Der Kostümfundus befand sich wegen der erhöhten Brandgefahr in einem etwas abseits von den anderen gelegenen Gebäude. Falls dort ein Feuer ausbrach, konnte es leichter unter Kontrolle gebracht und verhindert werden, dass das restliche Theater in Flammen aufging.
    Mrs. Lyttleton war eine gutgelaunte Matrone mit einem braunen Lockenschopf. Ihre pummeligen Hände bewegten sich mit flinker Gewandtheit und sie entwarf den Großteil der fantastischen Kostüme für die Aufführungen. Sie beschäftigte ein halbes Dutzend Mädchen als Näherinnen und Verwalterinnen für die riesige Kollektion an Bekleidungsstücken, welche unzählige Kleiderstangen füllten. Die Produktion eines Theaterstückes für das Capital-Theater war extrem aufwendig, und die Akteure und das Publikum waren sich gleichermaßen bewusst, dass an nichts gespart wurde, um die entsprechende Wirkung zu erzielen.
    »Mr. Scott«, begrüßte die Schneiderin ihn fröhlich, »was kann ich für Sie tun? Hat das Hemd, das Sie während der gestrigen Aufführung trugen, immer noch zu kurze Ärmel? Falls erforderlich, lasse ich den Saum noch etwas aus.«
    Logan hatte keine Lust, seine Zeit mit oberflächlichem Geplauder zu vergeuden. »Da ist dieses neue Mädchen – Miß Ridley. Ich möchte sie sehen.«
    »Ah, ein nettes Mädchen, nicht wahr? Ich habe sie mit einigen Körben voller Kostüme nach draußen geschickt, weil diese eine Spezialreinigung benötigen. Die Seide ist einfach zu empfindlich, als dass man sie an der staubigen Luft trocknen lassen könnte, deshalb werden die Körbe aufs Land gebracht, denn wenn die Kleidungsstücke dort gewaschen und getrocknet werden …«
    »Ich danke Ihnen«, fiel ihr Logan ins Wort, da ihn die Geheimnisse komplizierter Reinigungsvorgänge herzlich wenig interessierten. »Guten Tag, Mrs. Lyttleton.« »Wenn sie die Körbe zu dem Wäschereikarren gebracht hat«, fuhr die Schneiderin fort, »soll sie die Kostümskizzen für den Othello in Ihrem Büro abliefern.«
    »Ich danke Ihnen«, stieß Logan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, da ihn bei dem Gedanken, dass Madeline Ridley seinem Büro einen Besuch abstattete, ein Anflug von Verärgerung – vielleicht auch Entsetzen – überkam. Aufgrund der Missgeschicke, die immer dann aufzutreten schienen, wenn sie in der Nähe war, konnte er sich glücklich schätzen, wenn sein Büro nach ihrem Aufbruch keinem Chaos anheimgefallen war.
    Als er jedoch den winzigen Raum erreichte, den er als sein Heiligtum betrachtete, war dieser leer – und erheblich sauberer, als es in den letzten Jahren jemals der Fall gewesen war. Bücher und Schriftstücke waren zu übersichtlichen Stapeln aufgeschichtet, Regale und Möbel staubgewischt, und sein entsetzlich überfüllter Schreibtisch war in Ordnung gebracht und saubergemacht worden. Logan betrat sein Büro und sah sich mit gemischten Gefühlen um. »Wie zum Teufel soll ich hier noch irgendetwas finden?« knurrte er. Sein

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