Du hast es in der Hand - fünf einfache Rituale für ein glücklicheres Leben
Ende des Ringfinger-Kapitels angelangt, kommen wir zur Hohen Schule des Loslassens: Das Loslassen von Verletzungen, die Ihnen durch andere Menschen zugefügt wurden.
Erinnern Sie sich noch, wann Sie gedacht haben: »Das verzeihe ich dir nie!«? Vielleicht angesichts eines Wort- oder Treuebruchs, als Ihnen jemand schweren Schaden zufügte oder als Sie verächtlich übergangen wurden. Nicht verzeihen wollen – das vergiftet aber nicht nur die Beziehung dauerhaft, sondern auch Sie selbst. Indem Sie anderen Menschen Verzeihung schenken, schenken Sie sich selbst inneren Frieden. Verzeihung ist die größte Art von »Entrümpeln«, zu der Sie Ihr Ringfinger führen kann.
Halten Sie sich nicht für moralisch überlegen
Verzeihen heißt zunächst: den eigenen Groll loslassen und den Gedanken aufgeben, dem anderen (der einen schlimmen Fehler begangen hat) überlegen zu sein. Wenn Sie einem anderen vergeben und dabei auf dem hohen Ross Ihrer eigenen moralischen Überlegenheit sitzen, dann schafft das keine Gemeinschaft, sondern wirkt trennend.
Sprechen Sie zu sich selbst: »Ich bin auch nicht besser.« Sie müssen es dem anderen gar nicht wortwörtlich sagen, aber in Ihrer Haltung sollten Sie es ausdrücken. Der Begriff Verzeihung betont, dass beide auf der gleichen Ebene stehen, wie zwei Kinder derselben Eltern. Deswegen ist er oft passender als das Wort Vergebung.
Verzeihen und vergessen Sie
Es wäre schön, wenn Sie nach einer Verletzung dem anderen Menschen nicht nur verzeihen, sondern die ganze unselige Geschichte aus Ihrem Gedächtnis löschen könnten. Doch das ist sehr schwierig, denn was Ihr Gehirn speichert, können Sie nicht kontrollieren. Wenn Sie jedoch Frieden mit Ihrer bitteren Vergangenheit schließen, werden Ihre Erinnerungen weniger schmerzhaft sein.
Lassen Sie Erinnerungen an vergebene Verletzungen zu.
Dadurch werden Sie davor geschützt, erneut in ähnliche Situationen zu geraten. Wecken Sie bewusst andere Erinnerungen, mit denen Sie die schlechten etwas relativieren können. Wenn Sie sich mit Ihrer Schwester nach langem Streit wieder vertragen, sprechen Sie mit ihr über die ganz frühen Zeiten, wie Sie als Kinder gut miteinander auskamen. Oder unternehmen Sie nach der Versöhnung gemeinsam etwas Erfreuliches. Dann fällt es leichter, die unangenehmen Erinnerungen an die Phase des Streits zu begraben.
Bleiben Sie stark
Suchen Sie das Gespräch mit dem Menschen, der Sie gekränkt hat. Ist das nicht (oder nicht mehr) möglich, machen Sie Ihrem Groll zumindest in Ihrer Fantasie Luft. Stellen Sie sich vor, dieser andere stünde vor Ihnen. Schütten Sie Ihren ganzen Ärger über ihm aus. Ballen Sie die Fäuste, stehen Sie zu Ihrer Wut. Durch diese Konfrontation machen Sie sich deutlich: Sie vergeben nicht aus einer Position der Schwäche heraus, sondern aus einer wunderbaren inneren Stärke.
Wechseln Sie Ihren Fernsehkanal
Ein schönes Bild für das richtige Verzeihen verwendet der US-amerikanische Psychologe und Vergebungsspezialist Fred Luskin: Stellen Sie sich vor, Ihre Gefühle wären Fernsehsender. Wenn bei Ihnen allzu oft der Grollkanal läuft, programmieren Sie Ihre Fernbedienung um. Setzen Sie die Kanäle Dankbarkeit, Schönheit, Liebe und Vergebung auf die obersten Plätze. Schalten Sie öfter auf diese Kanäle. Empfangen Sie den Schönheitskanal, indem Sie Natur, spielende Kinder oder die Gesichter froher Menschen im Alltag wahrnehmen oder eigens suchen. Lassen Sie die passende Musik dazu laufen, empfangen Sie die guten Kanäle an Ihrem Lieblingsplatz im Park oder Garten. Üben Sie das Umschalten, wenn in Ihrem Gefühls-TV mal wieder der Wutkanal läuft.
Schalten Sie bei schweren und frischen Verletzungen den Grollkanal ruhig mal wieder ein, begrenzen Sie aber die Dauer der Sendung – etwa auf die fünf Minuten, an denen Sie abends den Schmutz vor der Haustür zusammenkehren.
Verabschieden Sie sich von Opfergeschichten
Wer nicht verzeiht, bleibt dauerhaft in einer Opferrolle gefangen. Schlimme Situationen haben häufig mit einer herzensguten Absicht von Ihnen angefangen. Gehen Sie in Gedanken zurück zu Ihrer damaligen positiven Absicht. Ein Beispiel: Sie hatten Ihrer Freundin Christiane etwas Vertrauliches erzählt, und die hat es weitergegeben. Dadurch zerbrach der gemeinsame Freundeskreis. Daraus entsteht die typische Opfergeschichte: »Christiane ist Schuld daran, dass wir uns nicht mehr verstehen.«
Erzählen Sie sich selbst anstelle dieser Opfer-Story Ihre alte
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