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Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Sie verbeugten sich tief. Er sprach mit ihnen, und sie hörten aufmerksam zu, wobei sie ab und zu einen Blick auf die Männer am Landungssteg warfen. Das schlanke Mädchen zog die Decke fest um sich. Bond hatte es schon vermutet, jetzt wußte er es: Das war Kissy Suzuki.
    Die drei, der prächtig gekleidete Priester, die alte Frau und das hochgewachsene nackte Mädchen in der braunen Decke, kamen langsam auf den Landungssteg zu. Das Mädchen hielt sich im Hintergrund. Der Priester trat auf Bond zu, verbeugte sich und begann zu sprechen. Tiger übersetzte: »Er sagt, daß der Vater und die Mutter von Kissy sich geehrt fühlen würden. Sie in ihrem bescheidenen Heim aufzunehmen, für dessen Armut sie um Entschuldigung bitten. Es tue ihnen leid, daß sie nicht mit den Sitten des Westens vertraut seien, aber ihre Tochter beherrsche auf Grund ihrer Arbeit in Amerika die englische Sprache und werde sich bemühen, ihnen Ihre Wünsche zu übersetzen. Der Priester möchte wissen, ob Sie ein Boot rudern können. Der Vater, der bisher seine Tochter gerudert habe, leide an Rheumatismus. Es wäre eine große Hilfe für die Familie, wenn Sie sich herablassen würden, seinen Platz einzunehmen.«
    Bond verbeugte sich und sagte: »Bitte, teilen Sie dem ehrwürdigen Priester mit, daß ich ihm für seine Vermittlung sehr dankbar bin. Es würde mir eine große Ehre sein, im Haus des Suzuki-san einen Platz zu haben, wohin ich mein Haupt legen darf. Meine Bedürfnisse sind sehr bescheiden, und ich liebe die japanische Lebensweise. Ich würde mich sehr freuen, das Boot der Familie zu rudern oder sonst im Haushalt mitzuhelfen.« Leise fügte er hinzu: »Tiger, ich bin vielleicht auf die Hilfe dieser Leute angewiesen, wenn es ernst wird. Besonders auf die des Mädchens. Wieviel kann ich ihr erzählen?«
    Tiger antwortete ebenso leise: »Verlassen Sie sich auf Ihr Gefühl. Der Priester weiß Bescheid, also kann auch das Mädchen es wissen. Sie wird’s nicht weitererzählen. Und jetzt kommen Sie, der Priester möchte Sie vorstellen. Vergessen Sie nicht, daß Ihr Name hier Taro, das heißt >erster Sohn<, und Todoroki ist - Todoroki bedeutet >Donner<. Den Priester interessiert Ihr wirklicher Name nicht, und ich habe ihm gesagt, er sei ungefähr die Übersetzung Ihres englischen Namens. Es spielt keine Rolle, niemand wird sich darum kümmern. Sie müssen trotzdem versuchen, einige Ähnlichkeit mit einem Japaner zu erreichen; das ist notwendig, wenn Sie auf die andere Seite schwimmen. Dieser Name steht in Ihrem Ausweis und in Ihrer Mitgliedskarte der Bergarbeitergewerkschaft. Hier brauchen Sie sich um diese Dinge nicht zu kümmern, denn hier sind Sie unter Freunden. Auf der anderen Seite aber müssen Sie, falls man Sie abfängt, die Karte zeigen, die Sie als taubstumm ausweist. Alles klar?«
    Tiger sprach mit dem Priester, und Bond wurde zu den beiden Frauen geführt. Er verbeugte sich tief vor der Mutter, aber nicht zu tief, da sie nur eine Frau war, und wandte sich dann dem Mädchen zu.
    Sie lachte fröhlich auf. Sie kicherte nicht albern, sie lachte offen und sagte: »Sie müssen sich vor mir nicht verbeugen, und ich werde mich nie vor Ihnen verbeugen.« Sie hielt ihm ihre Hand entgegen. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Kissy Suzuki.«
    Die Hand war eiskalt. Bond sagte: »Ich heiße Taro Todoroki und es tut mit leid, daß ich Sie hier so lange aufgehalten habe. Sie frieren und sollten eigentlich Ihr heißes Bad nehmen. Es ist sehr freundlich von Ihrer Familie, mich als Gast aufzunehmen, aber ich möchte keineswegs eine Belastung sein. Glauben Sie wirklich, daß es nichts ausmacht?«
    »Wenn der Priester es sagt, stimmt es. Und gefroren habe ich schon oft genug. Wenn Sie sich von Ihren Freunden verabschiedet haben, werden meine Mutter und ich uns freuen, Sie zu unserem Haus zu führen. Ich hoffe, daß Sie Kartoffeln schälen können.«
    Bond war erleichtert. Gott sei Dank, endlich ein vernünftiges Mädchen! Keine Verbeugerei mehr! »Ich habe es an der Universität studiert«, sagte er. »Ich bin stark, willig und schnarche nicht. Um wieviel Uhr fahren wir mit dem Boot
    hinaus?«
    »Ungefähr um halb sechs, wenn die Sonne aufgeht. Vielleicht bringen Sie mir Glück. Die Awabi-Muscheln sind schwer zu finden. Heute hatten wir einen erfolgreichen Tag, und ich habe etwa dreißig Dollar verdient, aber das ist nicht immer so.«
    »Ich rechne nicht in Dollars - das wären etwa zehn Pfund.«
    »Sind Engländer und Amerikaner nicht

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