Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
dagegen bleiben lange haften, stets abrufbereit.
Dieser Schutzmechanismus hat den Sinn, dass der Mensch sich an gefährliche Situationen sofort erinnert, um in weiteren bedrohlichen Situationen umgehend handeln zu können. Doch ist Schule ein Überlebenscamp? Die meisten Menschen verknüpfen nämlich mit dem Thema negative Erinnerungen. Positive schulische Erlebnisse bleiben in der Regel nur dann lebenslang haften, wenn die Schulzeit insgesamt als überwiegend unbeschwert erlebt wurde.
Entsprechen wir dem Bedürfnis Heranwachsender nach Frieden und Sicherheit. So finden sie Halt und Geborgenheit. Angst verschließt den Geist und löst Maßnahmen zur Verteidigung aus. Vertrauen öffnet den Geist und fördert Wissbegier und Lernfreude. Eine gute Schulatmosphäre schützt immer vor unsozialem Verhalten. Friedvolle Rahmenbedingungen schaffen zufriedene Schüler und geben ihnen die Gewissheit: Hier machst du Schule!
Ein großer Schritt in die richtige Richtung
Das Recht auf Fehler, freie Fragen, Mitbestimmung, Respekt, Individualität und Sicherheit: Wenn wir diese Rechte im Schulalltag umsetzen, sind wir einer humanen und zukunftsweisenden Schule schon sehr nahe gekommen. Es sind Rechte der Menschenwürde, die in Anerkennung der freien Persönlichkeit jedes Individuum zu wertschätzen vermögen. Heranwachsende in Fürsorge zu begleiten, damit sich ihr schöpferisches Potenzial bestmöglich entfalten kann, das ist ein unabdingbares, selbstverständliches Schülerrecht.
Der Weg zur Schule der Zukunft
Was läuft in unseren Schulen falsch – und wie können wir es ändern? Die Antwort auf diese Frage ist gar nicht allzu kompliziert: Lehrer müssen Vorbilder sein können. Schüler müssen eigenverantwortlich lernen. Eltern müssen das sinnvoll unterstützen. Und das alles soll mit gegenseitiger Wertschätzung und Achtsamkeit einhergehen. Wir alle – ob Eltern, Lehrer oder Schüler – müssen uns dafür starkmachen.
Während die Zahl der Schüler an allgemeinbildenden staatlichen Schulen immer weiter sinkt, steigt sie kontinuierlich an den Schulen, die sich in privater Trägerschaft befinden. Es sind nicht mehr nur die belächelten, etwas alternativen Mitbürger, die sich für Veränderungen in der Schulerziehung einsetzen. Sondern immer mehr sind es berufstätige Eltern, die sehen, welche Herausforderungen die Zukunft birgt. Und die aus ihrem Arbeitsalltag heraus erkennen, dass der Erziehungs-und Bildungsauftrag an den herkömmlichen Schulen nicht geleistet wird und die Kinder überhaupt nicht auf die Anforderungen einer globalen Berufswelt vorbereitet werden.
Und natürlich hat es darüber hinaus auch schon immer Eltern gegeben, die ihre Kinder – vorwiegend aus Gründen der Abgrenzung zu den bildungsfernen Schichten – in die Obhut von Reformschulen gaben.
Schulen der Zukunft gibt es schon!
Heute vergeht in Deutschland kaum eine Woche, in der nicht zwei Privatschulen an den Start gehen, um Kinder zum Lernen zu verführen, statt sie zu zwingen. Die Wartelisten sind in kürzester Zeit übervoll. Sogar Ersatzschulen in türkischer Trägerschaft, wie die Realschule Boltenheide, haben sich mittlerweile dem Bildungsdialog verschrieben, weil sie mit den Integrationsergebnissen der konventionellen Schulen zutiefst unzufrieden sind.
Immer mehr Menschen erkennen, dass sich Alternativschulen stets der Aufgabe verschreiben, jeden Schüler als einzigartiges Individuum mit eigenen Interessen und einem eigenen Lerntempo zu sehen. Die Vermeidungshaltung »Kann ich nicht!« wird dort verwandelt in eine Problemlösungsstrategie »Wie kann ich?«. Es wird vermittelt, dass alle Probleme mit Intelligenz lösbar sind. Dabei sind Fehler wertvolle Wegweiser. Lernen durch Selbstbestimmtheit und Erfahrung steht auf der Tagesordnung. Dafür bedarf es Zeit, weil nur haften bleiben kann, wovon sich die Seele berühren lässt. Der Unterricht findet oft fach- und raumübergreifend statt. Bei vielen reformpädagogischen Ansätzen spielt ein vernetzter Epochenunterricht eine Rolle: Das ist eine Unterrichtsform, bei der über eine gewisse Zeit ein Thema fachübergreifend behandelt und damit aus verschiedenen Perspektiven sozusagen ganzheitlich beleuchtet wird. Die Kombination aus Freiarbeit, Epochen-und Fachunterricht soll den Heranwachsenden Raum geben für persönliches und geistiges Wachstum. Gerade die Ermunterung, mit Risiken und Niederlagen umzugehen, dranzubleiben, wenn es schwierig wird, sich selbst Gedanken zu machen, was
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