Du machst, was ich will: Wie Sie bekommen, was Sie wollen - ein Ex-Lobbyist verrät die besten Tricks (German Edition)
unabhängig voneinander, aus jeweils eigener Überzeugung, die gleiche Position vertreten könnten, ohne dass der eine sie vom anderen »übernommen« haben muss – das wird bei dieser Kritik gerne übersehen.
Was konnten wir also tun?
Ich vereinbarte kurzfristig Termine mit wichtigen Mitgliedern des federführenden Ausschusses – und zwar mit je einem aus jeder Fraktion. In den Treffen zeigte ich ihnen unseren Vorschlag und sagte zugleich, dass wir diesen Vorschlag nicht offiziell äußern würden.
Dann gingen wir auseinander und ich wartete, was geschah.
Die Rechnung ging auf. Es dauerte nicht lange, da las ich in der Zeitung, der Abgeordnete Soundso aus der Regierungskoalition habe einen Änderungsvorschlag eingebracht. Einen Vorschlag, der mir ausgesprochen bekannt vorkam. Fast zeitgleich kam ein ganz ähnlicher Vorschlag einer Kollegin aus der Opposition. Am Ende stritt man sich im Ausschuss darüber, wer die Idee zuerst hatte. Bei so viel Einigkeit in der Sache stand einer Änderung des Gesetzentwurfs natürlich nichts mehr im Wege.
Kaum etwas treibt Menschen so sehr an wie das Bedürfnis nach Anerkennung. Wir alle wollen etwas gelten. Wir tun vieles, um unser Selbstwertgefühl zu stärken. Manche sogar alles.
Das Problem: Oft konkurriert unser Geltungsdrang mit anderen Zielen, die wir erreichen wollen. Dann müssen wir uns entscheiden: Entweder wir bekommen Anerkennung und Streicheleinheiten für unser Ego – oder wir erreichen unsere sonstigen Ziele.
Das ist uns im Alltag oft nicht bewusst. Möchten wir andere von etwas überzeugen, dann ist da dieser starke Impuls, zu ihnen zu gehen und ihnen unsere tolle Idee zu präsentieren. Sie von unserer Idee zu überzeugen, mit ihnen zu diskutieren, ihnen zu »beweisen«, dass unsere Argumente besser sind und dass sie selbst unrecht haben. Davon hatten wir es schon in Kapitel 1.
Weil unser Bedürfnis nach Geltung und Anerkennung so groß ist, gesteht sich niemand gerne ein, dass er unrecht hat. Schon gar nicht lässt sich das jemand gerne von anderen sagen.
Selbst wenn Sie also eine Diskussion »gewinnen«, haben Sie immer Ihr sonstiges Ziel verloren.
Daraus lassen sich ein paar einfache Regeln ableiten, die alle Menschen befolgen, die am Ende ihren Willen durchsetzen:
Diskutieren Sie nicht.
Widersprechen Sie niemandem – er wird sowieso bei seiner Meinung bleiben.
Kritisieren Sie nicht.
Wenn ich Unternehmen berate, fragen mich Führungskräfte oft, wie man »richtig« kritisiert. Viele Berater schreiben in dieser Situation die Schlagworte auf, die wir alle schon oft gehört haben: Erst die Stärken loben, »sachlich« bleiben, nicht persönlich werden und so weiter.
Die Wahrheit aber ist anders. Sie lautet ganz einfach:
Man kann nicht »richtig« kritisieren.
Niemand hört Kritik gerne, auch wenn er noch so oft sagt: »Meine Tür steht immer offen, Sie können mit allem zu mir kommen und mir auch immer sagen, wenn etwas nicht stimmt.«
Unser Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung, nach Geliebtwerden ist so groß, dass jede Kritik jeden Menschen kränkt.
Den »richtigen Ton«, mit dem alle glücklich sind, bei dem der Kritisierte aus dem Zimmer geht und denkt: »Jetzt habe ich total nett gesagt bekommen, dass ich offenbar etwas falsch mache, das habe ich auch sofort eingesehen und bin jetzt total froh und dankbar und hoch motiviert, ab sofort alles anders zu machen« – diesen »richtigen« Ton, den gibt es nicht. Deshalb kann man ihn auch nicht treffen.
Das gilt nicht nur für Kritik durch Vorgesetzte, sondern auch umgekehrt für Kritik an Vorgesetzten. Da der Chef auch ein Mensch ist, kränkt ihn Kritik genauso wie jeden Mitarbeiter, betont er noch so häufig, wie offen er für Kritik sei. Auch wenn sich alle Unternehmen »kritische Geister« wünschen, so macht sich kein Mitarbeiter mit Kritik beliebt – wie sich ebenso nie ein Chef mit Kritik an seinen Mitarbeitern beliebt macht.
Ich weiß, dass es als Tugend gilt, »den Mund aufzumachen« und »anderen auch einmal die Meinung zu sagen«. Aber Sie sollten sich immer fragen, was Sie wollen: Wollen Sie Ihre Meinung sagen – oder wollen Sie Ihre Meinung durchsetzen ?
Das sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Ziele, die grundsätzlich unterschiedliche Herangehensweisen erfordern.
Diese Regeln – dem anderen nicht die Meinung zu sagen, ihm nicht zu widersprechen, ihn nicht zu kritisieren – verlangen uns eines ab: Dass wir unser eigenes Bedürfnis nach Geltung und
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