Du machst, was ich will: Wie Sie bekommen, was Sie wollen - ein Ex-Lobbyist verrät die besten Tricks (German Edition)
Sanders, D. Y.; Solomon, G. S. (1977): Self-Esteem, Attentiveness, and Helping Behavior. Personality and Social Psychology Bulletin , 3, 257–261
Carlson, M.; Miller, N. (1987): Explanation of the Relation Between Negative Mood and Helping. Psychological Bulletin , 102, 91–108
Halo-Effekt
Thorndike, E. L. (1920): A Constant Error on Psychological Rating. Journal of Applied Psychology , 4, 25–29
Moore, F. R.; Filippou, D., Perrett, D. (2011): Intelligence and Attractiveness in the Face: Beyond the Attractiveness Halo Effect. Journal of Evolutionary Psychology 9 (3), 205–217
Rosenzweig, P. (2008): Der Halo-Effekt: Wie Manager sich täuschen lassen . Offenbach: Gabal
9. Steuern Sie, statt zu verhandeln
»Was würde es denn kosten?«, fragte die Europaabgeordnete am anderen Ende der Leitung ängstlich.
Darum geht es in der Politik letztlich immer – wie im sonstigen Leben auch, wenn wir es einmal nüchtern betrachten. Bei jeder politischen Idee stellt sich früher oder später die Frage, wen sie wie viel Geld kostet – und wo dieses Geld herkommen soll. Diese Frage klärt jeder Gesetzesvorschlag schon ganz am Anfang, indem er die finanziellen Folgen genau aufschlüsselt: »Haushaltsausgaben«, »Erfüllungsaufwand für Bürgerinnen und Bürger«, »Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft«, »Erfüllungsaufwand der Verwaltung« und »weitere Kosten«.
Weil Geld am Ende fast alle menschlichen Bedürfnisse befriedigen kann, hat die Geldfrage automatisch immer für alle Beteiligten eine maximale Bedeutung. Man muss der jeweiligen Zielperson nur deutlich machen, wie sich die Geldfrage auf sie ganz konkret auswirkt.
Möchte sich ein Wirtschaftszweig also gegen eine gesetzliche Regulierung wenden, dann listet er zuerst die horrenden Kosten auf, die für die Unternehmen mit dieser Regulierung verbunden wären. Möchte er eine Gesetzesinitiative anregen, rechnet er vor, was es kostet, wenn die Politik nicht handelt.
Die weiteren Schritte sind dann immer gleich: Die Unternehmen weisen darauf hin, dass diese Kosten so untragbar hoch sein werden, dass sie Mitarbeiter entlassen oder ins Ausland abwandern müssten. Oder gleich ganz von der Bildfläche verschwinden würden – und wie sich das auf die Politiker auswirkt, die für die neuen Arbeitslosen verantwortlich sind.
Oder man rechnet vor, wie man die Mehrkosten in Preiserhöhungen umlegen muss – und wie gerne Menschen solche Politiker wiederwählen, die ihnen das Leben weiter verteuern.
Als die Pläne zur Vorratsdatenspeicherung aufkamen, fragten dann auch prompt die Politiker von allen Seiten an, was diese Pläne die Unternehmen denn kosten würden. So wie die Europaabgeordnete jetzt am Telefon.
Nun war zu diesem Zeitpunkt noch unklar, welche Daten überhaupt gespeichert werden sollten und für wie lange. Sollte es nur um Daten von Telefonanrufen gehen? Oder auch darum, wer wem wann eine E-Mail geschickt hat? Oder sollten Internetprovider gar, wie manche zu diesem Zeitpunkt überlegten, speichern müssen, wer wann welche Internetseite aufruft?
Die Politiker waren sich selbst noch nicht ansatzweise einig darüber, was sie eigentlich wollten – aber sie wollten von uns schon einmal dringend wissen, was »das« kosten würde.
Nun hätte man eine Zahlenmatrix entwerfen können, aus der sich für jede mögliche Gestaltung schnell die Kosten hätten ablesen lassen. So hätte es die Politik am liebsten, und sie geht oft davon aus, dass sich eine solche Matrix im Handumdrehen erstellen lässt – und sich am nächsten Tag, wenn sich die Politiker alles anders überlegt haben, auch wieder im Handumdrehen einfach neu berechnen lässt. In der Realität aber geht es um Modellrechnungen, die – wenn sie seriös sein sollen – ganze Abteilungen von Technikern, Juristinnen und Controllern für jeweils einige Wochen beschäftigen würden. Das kann kein Unternehmen leisten, und es ist auch nicht die Aufgabe der Unternehmen, auf eigene Kosten die Rechenarbeiten für die Politik zu erledigen.
Zum anderen aber würde sich niemand eine solche Matrix überhaupt näher anschauen. Jeder würde sich nur eine Zahl herausgreifen – und zwar die höchste oder die niedrigste, je nachdem, welche den eigenen Standpunkt besser untermauert. Jede Differenzierung dazwischen wäre nicht nur aufwendig – der Aufwand wäre auch vergebliche Liebesmühe.
Aus diesen Gründen geht jede Interessengruppe von vornherein nur mit einer Zahl ins Rennen.
Wie entsteht diese Zahl? Der
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