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Du oder der Rest der Welt

Du oder der Rest der Welt

Titel: Du oder der Rest der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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mir helfen kann.«
    »Homecoming, oder du kannst es vergessen«, erkläre ich ihm und bleibe hart.
    Carlos knirscht mit den Zähnen. »Also gut. Homecoming. Aber du musst ein Kleid tragen … und Schuhe mit Absätzen. Und damit meine ich nicht diese klobigen Omatreter.«
    »Ich habe keine Schuhe mit Absätzen.«
    »Dann kauf dir welche.« Er streckt die Hand aus. »Deal?«
    Ich denke eine Sekunde darüber nach, dann lege ich meine Hand in seine und schüttle sie fest. »Deal.«
    Ich versuche, meine Aufregung zu verbergen, aber ich kann unsere Abmachung nicht einfach mit einem Handschlag besiegeln. Ich öffne die Arme weit und umarme ihn fest. Ich glaube, ich überrasche ihn damit, aber das ist mir egal. Ich gehe zum Homecoming-Ball! Und nicht bloß mit irgendwem, sondern mit Carlos, einem Jungen, der sich als der perfekte Als-ob-Freund erweisen könnte. Wenn sich jetzt noch das »Als-ob« streichen ließe …
     
    Ich hole Carlos um fünf bei REACH ab und fahre mit ihm rüber ins Heim. Die ganze Gruppe wartet schon ungeduldig vor ihren Staffeleien auf uns, sie können es kaum erwarten, mit dem Malen zu beginnen.
    Ich nehme Carlos mit zu Betty Friedman, einer der Angestellten, die für die Einteilung der Klassen zuständig ist. »Betty, das ist Carlos«, sage ich und stelle die beiden einander vor. »Er hilft mir heute.«
    Betty guckt von ihrem Schreibtisch hoch. »Danke, Carlos. Ich bin froh, dass Sie da sind. Alle sind ganz aufgeregt, dass wir heute lebendige Modelle haben werden. Einer unserer Bewohner ist Künstler und wird euch heute beraten und helfen.« Wir folgen ihr in den Freizeitbereich, wo ein Mann, der einen schwarzen Rollkragenpullover und dazu passende enge schwarze Hosen trägt, unterschiedliche Malfarben in Gläsern im Raum verteilt.
    »Hier sind Ihre Modelle«, verkündet Betty. »Kiara und Carlos, das ist Antoine Soleil.«
    »Ich habe uns Kostüme besorgt«, erzähle ich Antoine und ziehe ein rot kariertes Hemd und einen Pistolengürtel sowie ein Cowgirloutfit für mich aus der Tasche. Ich habe mir die Sachen von den Theaterleuten in der Schule ausgeliehen.
    Carlos wirft einen Blick auf das Kostüm und weicht zwei Schritte zurück. »Du hast nichts von einer Verkleidung gesagt. «
    »Hab ich nicht?«
    »Nein.«
    »Tut mir leid«, sage ich. »Wir werden uns verkleiden.«
    Betty deutet auf einen Raum an der Seite. »Ihr könnt euch im Konferenzraum umziehen, wenn ihr wollt. Oder wartet, bis eine der Gästetoiletten frei wird, aber ich habe gerade Mrs Heller reingehen sehen, und es könnte einige Zeit dauern, bis sie wieder auftaucht.«
    Carlos schnappt sich Hemd und Gürtel von mir und geht in den Konferenzraum. Ich folge ihm mit meinem Cowgirlzeug.
    »Erinnre mich bitte daran, warum ich das tue.«
    »Weil du etwas Nettes für mich tun wolltest«, sage ich zu ihm und schließe uns im Zimmer ein, damit uns niemand überrascht.
    »Ach ja, richtig.« Er zieht sich sein T-Shirt über den Kopf und enthüllt einen Waschbrettbauch, um den ihn jeder Junge beneiden und bei dessen Anblick jedes Mädchen lossabbern würde. »Wenn ich das nächste Mal etwas Nettes tun will, schlag mich bitte.« Er sieht mich an und grinst mich schief an. »Ich hab nur Spaß gemacht.«
    »Hab ich mir gedacht.« Ich ziehe das Cowgirl-Kleid aus Jeans und Spitze über den Kopf und bin froh, dass ich einen Tisch habe, hinter dem ich mich wenigstens ein bisschen verstecken kann. Als es an Ort und Stelle sitzt, arbeite ich mich aus meinem eigenen T-Shirt und werfe es zur Seite. Dann schäle ich mich aus meiner Jeans. Dieses Kleid ist kurz. Richtig, richtig kurz. Ich betrachte meine nackten Beine und versuche den Rock des Kleides runterzuziehen, aber die Spitze hat so viele kunstvolle Lagen und Rüschen, dass sie abstehen wie Blütenblätter.
    »Bitte sag mir, dass ich diesen lächerlichen Pistolengürtel nicht umschnallen muss«, meint Carlos von der anderen Seite des Zimmers aus, als er die überdimensionierte Silberschnalle seines Gürtels schließt.
    »Stell dir vor, du seist Rodeochampion«, schlage ich vor.
    »So fett, wie das Teil ist, komme ich mir eher vor wie ein Championwrestler. Was hast du an? Wehe, du siehst nicht genauso lächerlich aus wie ich.«
    Ich gucke an meinem kurzen Kleid mit dem Rüschchenrock und der aufgenähten Jeansweste runter. »Meins ist schlimmer. «
    »Komm hinter dem Tisch vor und zeig es mir.«
    »Nein.«
    »Komm schon. Wir sind schließlich ein Paar, oder?«
    »Wir tun nur so als ob, Carlos.«
    Er

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