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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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gehe, hämmert mein Herz noch immer wie wild. Das Adrenalin, das durch meine Adern schießt, versetzt mich völlig drogenfrei in einen extremen Rausch, der mir das Gefühl gibt, unbesiegbar zu sein. Genauso habe ich mich gefühlt, als ich ohne Sicherung in Boulder klettern war. Hier in Chicago ist das Risiko, von einer Schlange gebissen zu werden, gering, aber Nikki und meine Familie anzulügen, könnte weitaus schlimmere Konsequenzen haben.
    »Lass uns abhauen«, sage ich zu Marco und gleite auf den Beifahrersitz. Als wir davonheizen, bekomme ich eine SMS .
    Nikki: Hey. Was machst du?
    Ich antworte nicht.

30
    Nikki
    Ich bitte Luis, mich vor dem Hundeheim zu treffen. Als er auf einem Motorrad angebrettert kommt, muss ich zweimal hingucken. Er nimmt den Helm ab und schlendert zu mir rüber.
    »Ist das dein Bike?«, frage ich ihn.
    »Es gehört meinem Cousin Enrique und ist nur geliehen. Als er gehört hat, dass ich meinen Job im Brickstone Club verloren habe, hat er gemeint, ich könne ein paar Tage die Woche in seiner Autowerkstatt arbeiten – seine Geschäfte laufen zum Glück wieder besser.« Er nimmt mich in die Arme und hält mich lange fest. »Ich habe dich vermisst, obwohl du nach nassem Hund riechst.«
    »Ich habe Granny gebadet.«
    »Granny?«
    »Sie ist mein Lieblingshund hier. Möchtest du sie kennenlernen?«
    »Unbedingt.«
    »Komm mit.« Nachdem ich Luis den Mitarbeitern vorgestellt habe, nehme ich ihn mit zu Grannys Zwinger. »Ist sie nicht hinreißend?«, frage ich, als ich mich runterbeuge und sie hochhebe. »Sie ist blind, aber sie kann dich ausgezeichnet hören.«
    Luis nimmt sie mir ab. »Hi, Granny, wie geht’s?« Sie vergräbt ihre Schnauze in seinem T-Shirt und er streichelt sie. »Du würdest sie gern mit nach Hause nehmen, stimmt’s?«, fragt er mich.
    »Woran hast du das erkannt?«
    »An der Art, wie du sie ansiehst.«
    »Meine Eltern wollen nicht, dass ich mir einen Hund anschaffe, aber ich bin dabei, sie zu bearbeiten. Ich glaube, sie werden bald einknicken. Ich habe sie sogar genötigt, herzukommen und sie kennenzulernen.« Mein Blick richtet sich in die Ferne. »Ich glaube, sie haben Angst, dass ich nicht damit klarkomme, wenn sie stirbt.«
    »Und, wäre das so?«
    Ich kraule Granny hinter den Ohren. »Ja, wahrscheinlich.«
    »Wie lange hat Granny noch?«
    »Wie lange hat jeder von uns noch?«, frage ich zurück und ernte dafür ein nachdenkliches Lächeln von Luis.
    Ich stelle ihn noch mehr Hunden vor und erwähne all ihre Geschichten und Macken. Jake, der Beagle, jault ununterbrochen. Hannah, der Schäferhundmischling, liebt ihren Zwingergenossen ein bisschen zu sehr. Die Welpen, die heute reinkamen, werden wahrscheinlich bis zum Mittag ein Zuhause gefunden haben. »Alle lieben Welpen.«
    »Außer dir. Du liebst die Mitleiderregenden wie Granny.«
    Ich verpasse ihm einen spielerischen Schubs. »Sie ist nicht mitleiderregend. Sie ist hilfsbedürftig.«
    »Ich hatte letztes Jahr Psychologie. Wenn ich Psychologe wäre, würde ich dich wahrscheinlich als Person diagnostizieren, die das Gefühl mag, gebraucht zu werden.«
    »Das ist eine legitime Annahme«, räume ich ein. Es ist besser, als hilfsbedürftig zu sein. »Was ist mit Ihnen, Mr Fuentes? Sind Sie hilfsbedürftig?«
    »Ich könnte es werden, wenn du das möchtest«, sagt er und bringt mich damit zum Lachen.
    Ich führe ihn in das improvisierte Fotostudio, das ich gebaut habe, um die Hunde für die Website, die ich eingerichtet habe, zu fotografieren. Ich nehme die Kamera und zeige ihm die Bilder, die ich von den Hunden im Heim gemacht habe.
    »Maggie schläft viel, deshalb habe ich ein Kissen auf den Boden getan und sie angewiesen, sich daraufzulegen«, erkläre ich. »Und Buster spielt gern Stöckchenfangen, also habe ich das hier von ihm gemacht, auf dem er drei Bälle im Mund hat, damit die Leute wissen, dass er ein verspielter Typ ist. Ich versuche, mit den Bildern die Persönlichkeit der Hunde zu zeigen.«
    »Ich bin beeindruckt«, sagt er und sieht mich bewundernd an, während er sich durch die Bilder klickt. »Die sind gut. Fast wie in einem Bildband.«
    »Mein Ziel ist, für jeden Hund ein Zuhause zu finden«, erzähle ich ihm.
    »Du bist eine Heilige.«
    Ich muss an das Bild denken, von dem Marco behauptet, er hätte es nicht gelöscht. »Davon bin ich weit entfernt. Ich habe in der Vergangenheit ein paar echt dumme Sachen angestellt.«
    »Das haben wir alle.« Er streckt seine Hand aus. »Erinnerst du dich an diese

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