Du sollst meine Prinzessin sein
erspart.
Sie setzte sich. In diesem sonnendurchfluteten Bereich war ihr in ihrer Kleidung viel zu warm, aber daran ließ sich nichts ändern.
Es schien dem Prinzen unglaublich viel Spaß zu machen, mit einem vierjährigen Kind im Pool zu planschen. Er spritzte mit Wasser, tauchte unter und jagte Ben wie ein Hai, bis der Junge glücklich aufschrie.
Verärgerung und Wut stiegen in ihr auf. Was sollte das? Warum tat Prinz Enrico das? Es trug nur dazu bei, Ben zu verwirren, das war alles. Und es weckte den Wunsch nach etwas in ihm, das er niemals haben konnte.
Er hat keinen Vater. Er hat keinen Onkel. Er hat niemanden. Nur seine Tante.
Und es war Ben gegenüber nicht fair, ihn einen Blick auf ein Leben mit einem Vater erhaschen zu lassen. Mit einem Vater, der mit ihm spielte und ihm seine ganze Aufmerksamkeit schenkte.
Der ihn zum Lachen brachte.
Lizzy wollte nach Hause. Sie wollte, dass die Sache endlich vorbei war. Vorbei und vergessen.
Rico half Ben aus dem Pool. Er warf einen Blick in die Richtung, in der Lizzy saß. Ihr Gesicht war von der Sonne gerötet. Sie sah furchtbarer aus denn je.
Die halb spöttischen, halb sachlichen Worte seines Bruders kamen ihm in den Sinn. „Du bist der Experte, wenn es um Frauen geht. Und wenn sie hässlich ist, umso besser. Dann bist du immun gegen sie.“
Zumindest Letzteres entsprach der Wahrheit. Was allerdings den ersten Teil anging … mit dieser Sorte Frauen kannteer sich ganz und gar nicht aus.
Mit anmutiger Leichtigkeit stemmte er sich aus dem Pool. Lizzy hatte Ben bereits in ein Handtuch gehüllt und trocknete den Jungen ab. Rico schlenderte zu den abgeteilten Kabinen hinüber, um sich umzuziehen.
Seine Miene wurde hart. Je eher er die Angelegenheit hier regelte und nach San Lucenzo zurückkehren konnte, desto besser.
Aber es hatte gutgetan, Ben kennenzulernen.
Paolos Sohn.
Sein Gesichtsausdruck wurde wieder weich.
Ich kümmere mich um ihn, Paolo. Das verspreche ich dir, sprach er in Gedanken zu seinem Bruder.
Das Mittagessen war ebenso schrecklich wie das Frühstück. Wieder empfand Lizzy zugleich Besorgnis und Erleichterung darüber, dass Ben so fröhlich mit Prinz Enrico sprach. Alles, was sie zu tun hatte, war, am Tisch zu sitzen und zu versuchen, ihr Essen durch eine Kehle zu schlucken, die von Minute zu Minute enger wurde.
Anschließend wandte der Prinz sich endlich ihr zu. „Beschäftigen Sie Ben bitte mit einigen Spielsachen. Ich warte in der Bibliothek auf Sie.“
„Er hält nach dem Essen einen Mittagsschlaf. Ich komme, sobald er eingeschlafen ist.“
Rico nickte kurz, und sie führte Ben die Treppe hinauf.
Wie immer brauchte Ben eine Ewigkeit, um einzuschlafen, sodass ihr Nervenkostüm, als sie ihn endlich allein lassen konnte, reichlich dünn geworden war.
Der Prinz erwartete sie in der Bibliothek. Ein Stapel Tageszeitungen in Englisch und Italienisch lagen auf dem niedrigen Tisch aus. Er jedoch saß in einem der Ledersessel und studierte die „Times“.
Diese respektable Zeitung beteiligte sich doch sicherlich nicht an den Klatschgeschichten über ihre Schwester und seinen Bruder.
Doch auf der Seite, die er las, ging es um internationale Politik. Er legte die Zeitung beiseite, erhob sich und deutete auf einen Stuhl ihm gegenüber.
„Bitte setzen Sie sich.“ Seine Stimme klang kühl.
Nervös nahm sie Platz, ein flaues Gefühl im Magen.
„Es ist von einiger Dringlichkeit, und ich bin mir sicher, Sie werden gutheißen, dass wir über die Zukunft meines Neffen sprechen.“
Lizzy starrte ihn an. „Was meinen Sie damit?“
Kurz flackerte Verärgerung in seinen Augen auf, dann war sie wieder fort.
„Ich vermute“, sagte er vorsichtig, als wäre sie ein kleines Kind, „die Nachricht über Bens Abstammung war ein großer Schock für Sie. Nichtsdestotrotz muss ich Sie bitten, sich auf die Folgen dieser Entdeckung zu konzentrieren. Wie Sie selbst, war sich meine Familie unglücklicherweise, aber unter den gegebenen Umständen verständlich, nicht bewusst, dass Paolo einen Sohn besitzt. Nun, da das nicht mehr der Fall ist, werden selbstverständlich baldmöglichst Schritte unternommen, um die Situation richtigzustellen.“
„Richtigzustellen?“, wiederholte sie.
Rico atmete tief ein. „Natürlich. Ben wird in San Lucenzo leben.“
Ein kalter Schauer lief Lizzy über den Rücken. Es war, als würde sich ihre Wirbelsäule in Eis verwandeln.
„Nein!“
Das Wort drang automatisch über ihre Lippen. Instinktiv.
Sie sah, wie sich
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