Du sollst meine Prinzessin sein
durch seinen Kopf, als stamme es aus einer fremden Sprache. „In welcher Hinsicht?“, stieß er hervor und erhob sich, ohne sich dessen bewusst zu sein.
„In jeder! Der Gedanke, dass ich Sie heirate, ist absolut grotesk.“
Kalte Wut stieg in ihm auf. In diesem Zusammenhang ein solches Wort zu gebrauchen …
Er hatte sich eine Menge von dieser Frau gefallen lassen, hatte Zugeständnis um Zugeständnis gemacht, aber dass sie so vor ihm stand und ihm sagte, sein Angebot sei grotesk …
„Würden Sie die Höflichkeit besitzen, mir zu erklären, warum?“ Seine Stimme war eisig.
Für einen langen Moment erwiderte sie seinen Blick, dann, wie in Zeitlupe, schien ihr Gesicht zu zersplittern.
„Was soll es denn sonst sein?“, antwortete sie leise, aber entschieden.
„Ich verstehe nicht, warum …“
„Schauen Sie mich doch an“, fiel sie ihm ins Wort. „Schauen Sie mich an! Es ist grotesk zu denken, dass Sie … dass Sie … mich … heiraten …“
Ihre Stimme versagte. Sie senkte den Kopf.
Ricos Wut war verflogen. Stattdessen machte sich ein Gefühl in ihm breit, das er nicht gewohnt war.
Verlegenheit. Und Mitleid.
Ruhig sagte er schließlich: „Wir finden auch dafür eine Lösung.“
Lizzy lag in ihrem Bett, konnte jedoch nicht schlafen. Sie starrte in die Dunkelheit. Selbst jetzt noch brandete ein alles verschlingendes Gefühl der Demütigung in ihr auf, wenn sie an diesen Abend dachte. Der Moment war unerträglich gewesen – wie in einem Traum, in dem man nackt eine Straße entlangging –, und sie würde ihn nie im Leben vergessen.
Grotesk hatte sie seinen Vorschlag genannt, und das war das einzige passende Wort dafür. Allein die Idee, dass jemand, der wie sie aussah, jemanden heiratete, der so gut aussah wie Rico, war lächerlich – egal aus welchem Grund.
Und sie ahnte schon die Schlagzeilen der Zeitungen.
Der Playboy-Prinz und die Schreckschraube.
Prinz Enrico und Frankensteins Braut.
Die Presse würde jubeln.
Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie in die Nacht. Alles, was sie vor ihrem inneren Auge sah, war ihr Spiegelbild, das sie jeden Morgen begrüßte.
Daneben erschien plötzlich das Bild des Prinzen.
Der Kontrast war … grotesk.
Sie schloss die Augen, als könne sie so das Bild aus ihrem Kopf vertreiben.
Immer schon hatte sie gewusst, dass sie hässlich war. Es war ein hartes Wort, aber wahr. Jeden Tag aufs Neue war es ihr bewiesen worden. Sie stieß die Männer ab – und sie hatte es in ihren Augen lesen können.
Maria hatte genau die gegenteilige Reaktion hervorgerufen. Maria, groß, schlank, mit dem hübschen Gesicht undden langen goldenen Haaren.
Lizzy war nicht eifersüchtig. Was hätte das auch für einen Sinn? Maria war die schöne Schwester, sie die hässliche. So war es schon immer gewesen.
Mit der ihr eigenen Freundlichkeit hatte Maria ihr angeboten, etwas an ihrem Äußeren zu tun, es zu verbessern, aber Lizzy hatte das nie zugelassen. Das wäre zu peinlich geworden. Schlimmer als von Natur aus hässlich zu sein, wäre es, eine Veränderung zu versuchen und … zu scheitern.
Denn natürlich hätte sie scheitern müssen.
„Aus einem Schweineohr kann man keine Seidenhandtasche machen“, hatte ihre Mutter immer gesagt.
Also hatte sie es niemals versucht. Sie hatte sich so akzeptiert, wie sie war.
Und Ben störte ihr Aussehen nicht. Was kümmerte es ein Kind, wenn die Mutter hässlich war? Für ihn zählte nur ihre Liebe.
Sie streckte die Hand aus und streichelte über seinen schlafenden Körper. Angst stieg in ihr auf.
„Wir finden auch dafür eine Lösung“, hatte der Prinz gesagt.
Die Ceraldis mussten wirklich verzweifelt sein, wenn sie sich darauf einließen – eine zeitlich begrenzte Ehe, die aus ihr eine Prinzessin und eine standesgemäße Mutter für Prinz Eduardos Enkelsohn machte.
Für sie bin ich nichts weiter als eine Unannehmlichkeit …
Bei dem Gedanken geschah etwas in ihr, und sie riss sich zusammen. Dann war sie eben nur eine Unannehmlichkeit für die königliche Familie von San Lucenzo. Dann war sie eben ein Problem, für das man eine Lösung finden musste. Dann war ihr kostbarer Enkelsohn eben nicht ohne Mutter zu haben.
Ein neues Gefühl keimte in ihr auf. Es ist mir egal! Die Ceraldis sind mir egal. Es kümmert mich nicht, wie ungelegen ich ihnen komme. Mich interessiert nur Ben und sein Glück. Ben braucht mich, und das ist alles, was zählt. Undfür ihn würde ich alles tun – einfach alles.
Außer seinen Onkel zu
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