Du sollst meine Prinzessin sein
gefällt oder nicht, Sie können seine Herkunft nicht leugnen. Ben ist ein Prinz des Hauses Ceraldi. Auf dieser Tatsache muss sich seine Zukunft gründen.“ Wieder atmete er scharf ein. „Und das bedeutet, dass sein altes Leben vorbei ist. Er muss nach San Lucenzo kommen. Mit Ihnen.“
Sie war blass geworden. Ihr Atem ging ungleichmäßig. Zumindest unterbrach sie ihn nicht mehr. Rico nahm einen weiteren Schluck Brandy. Der Alkohol brannte in seiner Kehle.
„Es gibt einen einfachen Ausweg. Zugegeben, es ist eine drastische Lösung, doch unter den gegebenen Umständen bleibt uns keine andere Möglichkeit.“
Kälte stieg in ihm auf und drohte, seine Füße in Eis zu verwandeln. Er musste es sagen – jetzt. Bevor er aufstand und wegrannte. Rannte, als seien alle Teufel der Hölle hinter ihm her.
Er blickte die Frau an, die ihm gegenübersaß. Eine Frau, die ihm völlig fremd war. Aber zu der er die folgenden Worte gezwungenermaßen sagen musste.
„Wir heiraten“, stieß er hervor.
Lizzy bewegte sich nicht. Das regte ihn am meisten auf. Sie blieb einfach still sitzen, die Hände in ihrem Schoß verschränkt. Rico fühlte, wie sich sein Magen zusammenzog. Hatte er es wirklich gesagt? War er tatsächlich so verrückt gewesen?
Und doch wusste er, dass nicht Irrsinn ihn die Worte hatte sagen lassen, sondern etwas viel Schlimmeres.
Notwendigkeit. Denn, so sehr er Luca auch für seinen Vorschlag verachten mochte, musste er doch den darin liegenden Nutzen einsehen. Sie steckten in einer Sackgasse fest. Ben und seine Mutter gab es nur gemeinsam. Und irgendwie mussten die beiden in die königliche Familie der Ceraldis integriert werden.
Eine Ehe war die einzige Lösung. Es gab keine Alternative, keine andere Wahl.
Eine funktionale Ehe aus Vernunftgründen. Praktisch für jeden, außer für ihn selbst.
Rico spürte, wie sich seine Kiefermuskeln spannten und sein Griff um das Brandyglas fester wurde. Er wollte noch einen Schluck trinken, wusste aber, dass er das nicht tun sollte. Um sich für das Kommende zu wappnen, hatte er bereits zum Abendessen zu viel Wein getrunken.
Warum reagierte sie nicht? Sie hatte sich immer noch nicht bewegt. Zorn wallte in ihm auf. Glaubte sie, es sei ihm leichtgefallen? Abrupt hob er das Glas an den Mund und trank einen großen Schluck.
Etwas veränderte sich in ihren Augen. Dann, als hätte man einen Hebel umgelegt, sprang sie auf.
„Sie sind“, sagte sie, und irgendetwas stimmte nicht mit ihrer Stimme, „völlig verrückt.“
Ricos Augen verdunkelten sich. Vielleicht hätte er damit rechnen müssen.
„Nicht verrückt“, erwiderte er mühsam beherrscht. „Ich stelle mich nur den Fakten. Setzen Sie sich bitte wieder.“
Sie nahm Platz. Rico ahnte, dass sie ihm nicht wirklich gehorchte, sondern ihre Beine sie schlicht nicht länger tragen wollten.
„Wenn Sie mich heiraten“, erklärte er, „werden viele Probleme ganz einfach verschwinden. Sie und Ben werden in die königliche Familie aufgenommen, und für Ben wäre es der leichteste Weg in sein neues Leben. Das müssen Sie doch auch so sehen.“
„Das ist das Verrückteste und Geschmackloseste, das ich je gehört habe.“ Sie zitterte vor Wut.
„Es ist eine Frage der Zweckmäßigkeit.“
Sie starrte ihn an, als würde er chinesisch sprechen.
„Die Hochzeit hätte nur die Funktion, die Existenz meines Neffen zu legalisieren. Als meine Ehefrau werden Sie zu einer Ceraldi und erhalten als Adoptivmutter des Enkelsohns des regierenden Fürsten einen Ihnen angemessenen Rang innerhalb der Familie. Sie werden bei allen Ereignissen in seinemLeben dabei sein. Die Ehe selbst ist nichts weiter als eine Formalität, das versichere ich Ihnen.“
Sein Tonfall war schneidend geworden, und er fuhr eilig fort, bevor sie ihn unterbrechen konnte.
„Außerdem kann ich Ihnen versichern, dass es nur eine Ehe auf Zeit sein wird. Sobald sich Ben in sein neues Leben eingefügt hat und Sie sich in Ihres, wird die Ehe annulliert. Wir müssen lediglich den Schein wahren. Mein Vater hat einer kurzen Dauer, etwas mehr als ein Jahr, bereits zugestimmt.“
Lizzy saß immer noch da und schaute ihn an, als hätte er ihr mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen. Was er, genau genommen, auch getan hatte. Immerhin hatte er selbst bereits achtundvierzig Stunden lang Zeit gehabt, sich an den Gedanken zu gewöhnen.
„Das ist doch Irrsinn. Es ist einfach grotesk.“ Wieder stand sie auf.
Ricos Miene erstarrte.
„Grotesk?“ Das Wort hallte
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