Du sollst meine Prinzessin sein
würde fallen. Als stürze sie in eine bodenlose Grube. Nur Ben war da, an dem sie sich festhalten konnte. Und es war wichtiger als alles andere, dass sie genau das tat. Wenn sie ihn losließ, wäre er für immer verloren.
Heiße Furcht strömte durch ihre Adern. Wieder und wieder durchlebte sie die entsetzlichen Ereignisse im Palast – als sie erkannt hatte, dass sie eingesperrt war und ihr klar wurde, dass das nur eines bedeuten konnte.
Ihr Blick streifte den Mann, der neben ihr in der kühlen steinernen Kirche stand. Seine Miene war angespannt und verschlossen.
Vertrauen Sie mir, hatte er gesagt.
Ich habe Ihnen mein Wort gegeben, hatte er gesagt.
Konnte sie ihm vertrauen? Wollte er sie wirklich retten? Oder bloß wieder in eine neue Falle locken?
Doch was er vorhatte, veränderte auch sein Leben für immer. Er hatte sich seinem Vater widersetzt und seinen Bruder niedergeschlagen, damit er sie und Ben in Sicherheit bringen konnte.
Er tut es für Ben. Weil er weiß, dass es grausam wäre, ihn von mir zu trennen. Und genau aus diesem Grund habe ich zugestimmt. Für Ben.
Alles andere war unwichtig.
Der Priester sagte etwas. Es war eine kleine Kirche, kaum mehr als eine Kapelle, irgendwo in den Bergen, sie hatte keine Ahnung, wo. Im Wagen hatte es eine leise Unterredung zwischen dem Prinzen und seinem Bodyguard gegeben, der nicht nur bedingungslos loyal zu seinem Herrn stand, sondern in dessen Verwandtschaft es offensichtlich auch einen Großonkel gab – eben jenen Priester.
Der zerbrechlich wirkende ältere Mann umschloss die Hände des vor ihm stehenden Paares mit seinen eigenen und sprach feierliche Worte, die sie nicht verstand, die sie aber, das wusste sie, in dem heiligen Bund der Ehe mit dem Mann neben ihr verbanden.
Es war vollbracht. Ben und seine Mutter befanden sich in Sicherheit. Erleichterung breitete sich in Rico aus. Er dankte dem Priester und schwor sich insgeheim, er würde nicht zulassen, dass der Mann für seine Tat Ärger bekäme. Dann bedankte er sich bei der Haushälterin, die zusammen mit Gianni die Rolle der Trauzeugen übernommen hatte. Jetzt blieb nur noch eines zu tun.
Er brachte Ben und Lizzy zurück in den Wagen. Gianninahm auf dem Fahrersitz Platz. Er wusste, wohin die Reise ging.
„Ich habe Hunger“, verkündete Ben. Er war aufgewacht und hatte an Giannis Seite die Zeremonie über sich ergehen lassen – ohne wirklich zu verstehen, was die Erwachsenen da taten.
„Bald gibt es etwas zu essen, ich verspreche es“, erwiderte Rico und strubbelte ihm über die Haare. Es war noch nicht ganz dunkel, aber sie hatten noch einen weiten Weg vor sich. Natürlich wäre er lieber geflogen, aber das war viel zu gefährlich.
Allerdings war dieser Wagen bereits wesentlich unauffälliger als der vorherige – Gianni hatte den Austausch vorgenommen. Der Mann hatte sich wirklich eine lebenslange Belohnung verdient. Und nun konnte er mit einem weiteren Trumpf aufwarten.
„Magst du Pizza?“, fragte er und reichte eine große Plastiktüte nach hinten. „Mittlerweile ist sie zwar kalt, aber immer noch gut. Von der Haushälterin meines Großonkels, für den bambino .“
Bens Miene hellte sich auf. „Ja, gerne“, sagte er.
Rico sah zu, wie Lizzy das Essen auspackte und dem Kind ein Stück Pizza in einer Papierserviette reichte. Während sie aßen, zog er sein Handy aus der Hosentasche. Es dauerte eine Weile, bis sich am anderen Ende jemand meldete.
„Jean-Paul, ich habe etwas für dich …“
Die in hastigem Französisch geführte Unterhaltung dauerte eine Weile. Als Rico die Verbindung trennte, verspürte er eine neuerliche Woge der Erleichterung. Ebenso fühlte er jedoch auch die ängstlichen Blicke, die auf ihn gerichtet waren.
„Das war ein Freund von mir, derjenige, der mich vor der Geschichte über Paolos verschollenen Sohn gewarnt hat. Ich vertraue ihm. Ich habe ihm erzählt, dass wir gerade geheiratet haben und eine Familie für Ben sein werden. Er wird die Geschichte zurückhalten, bis ich ihm mein Okay zur Veröffentlichung gebe. Das ist das Druckmittel, das ich gegen meinenVater einsetzen kann. Ich werde ihm ein bisschen Zeit geben, die neuen Fakten zu akzeptieren. Doch wenn er weiterhin stur bleibt, darf Jean-Paul die Geschichte drucken –ohne Einverständnis des Palastes. Das ist die einzige Wahl, die ich meinem Vater lasse.“
Sein Tonfall war finster, als er endete. Er ließ das Telefon in die Tasche gleiten.
„Ich kann immer noch nicht fassen, was mein Vater
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