Du sollst meine Prinzessin sein
ganze Zeit über verborgen war.“
„Das kann nicht sein.“ Sie hatte die Augen weit aufgerissen. „Das bin ich nicht.“
Er stellte sich hinter sie. „Doch, das bist du.“
Ganz sacht legte er seine Hände auf ihre Schultern. Ihre Haut fühlte sich zart an wie Seide. Sie erzitterte unter seiner Berührung, bewegte sich aber nicht.
„Wie haben die das gemacht?“, fragte sie verwundert.
Rico lächelte. „Sie hatten gutes Ausgangsmaterial.“
„Aber mein Haar … es ist nicht mehr spröde und krisslig …“
„Ich vermute, es gibt irgendein Mittel dafür. Danach musstensie dich eigentlich nur ein wenig herrichten.“ Seine Stimme wurde weich. „Deine Schönheit war schon immer da, Lizzy.“
Er ließ die Hände wieder sinken, was er eigentlich überhaupt nicht wollte. Vielmehr wollte er über ihre Arme streicheln, sie zu sich herumdrehen, den Kopf über ihren Mund neigen und …
Aber das durfte er nicht. Nicht hier und nicht jetzt.
Noch nicht.
Rico machte einen Schritt zurück.
„Glaubst du, man hat die Tücher in die Kommode gelegt?“, fragte er.
Rico streckte die Hand nach der Champagnerflasche in dem Eiskübel aus und schenkte ihre Gläser nach.
Sie saßen an dem Tisch auf der Terrasse. Bens Spielsachen waren weggeräumt worden, ebenso der Sonnenschirm. Eine weiße Tischdecke war ausgebreitet worden, der Tisch mit silbernem Besteck und Kristallgläsern gedeckt. In der Mitte stand ein wundervolles Blumenarrangement. Die flackernden Flammen der Kerzen in dem silbernen Leuchter bildeten die einzige Lichtquelle. Über ihnen funkelten die Sterne an einem samtigen schwarzen Nachthimmel. Das leise Zirpen der Zikaden erfüllte die Luft. Über allem lag der Duft der ersten Frühlingsblumen.
Das Dinner hatte ganz und gar der wundervollen Umgebung entsprochen. Jeder Gang war so fantastisch hergerichtet und präsentiert worden, dass Lizzy keiner der Köstlichkeiten hatte widerstehen können. Auch ein zweites Glas Champagner lehnte sie nicht ab.
„Auf dich“, sagte Rico und hob sein Glas. „Auf dein neues Ich, dein wahres Ich.“
Die Angestellten waren gegangen, hatten sie mit Kaffee, kleinen Biskuitplätzchen und dem Champagner allein gelassen. Es war ein unbeschreiblich guter Jahrgang, den Rico sehr genoss.
Doch das war nicht das Einzige, was es für ihn zu genießengab. Er lehnte sich zurück und ließ seinen Blick auf der Frau ihm gegenüber ruhen.
Sie hatte das Tuch, das sie endlich gefunden hatten, um ihre Schultern drapiert. Sein raffiniertes Farbenspiel brachte ihr zimtfarbenes Kleid erst richtig zur Geltung. Und auch die Rundungen ihrer Brüste wurden dadurch noch zusätzlich betont.
Nein, dort durfte er nicht hinsehen. Er wollte es, wollte es sogar sehr. Aber damit konnte sie nicht umgehen. Noch nicht. Rico musste es langsam angehen.
Es genießen.
„Auf dich“, sagte er noch einmal und trank einen Schluck Champagner. „Auf die neue wunderschöne Elisabetta.“
Plötzlich zog er die Brauen zusammen. „Warum nennen dich eigentlich alle Lizzy?“
Ein unsicherer Ausdruck trat in ihre Augen. „Ich war schon immer Lizzy.“
„Und doch warst du auch immer Elizabeth … Elisabetta.“ In seiner Stimme lag eine Schärfe, die sich erst verlor, als er die italienische Form ihres Namens wiederholte. Fragend hob er eine Augenbraue. „War es deine Schwester, die das getan hat?“
„Was getan?“, fragte sie verwirrt.
„Hat dich deine Schwester in Lizzy verwandelt?“
„Ich verstehe nicht, was du meinst“, erwiderte sie. „Ich wurde schon immer Lizzy gerufen. Oder Krissel-Lizzy wegen meiner Haare. Meistens war ich aber ‚Die Beschäftigte Lizzy‘.“
„Weil du sie von Kopf bis Fuß bedienen musstest?“
„Maria? Maria war die beste Schwester, die man sich wünschen konnte.“ Ihre Kehle schnürte sich gefährlich eng zusammen. „Jeder liebte sie. Sie war wunderschön. Groß und schlank, und sie hatte lange Beine und blondes Haar bis zur Hüfte und blaue Augen, und die Jungs bewunderten sie, und als sie Model wurde, ist sie noch schöner geworden, kein Wunder, dass sich ein Prinz in sie verliebt hat …“, abrupt hielt sie inne.
Rico wählte seine Worte mit Bedacht. „Sie war sehr schön. Aber ihre Art der Schönheit ist nicht die einzige.“
Doch wenn Marias Schwester in dem Glauben aufgewachsen war, dass langbeinige Blondinen mit Modelmaßen der Inbegriff der Schönheit waren, war es nicht verwunderlich, dass sie nie versucht hatte, etwas aus ihrem Aussehen zu machen.
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