Du sollst meine Prinzessin sein
auf.
Langsam ließ Rico sein Handy zurück in die Tasche gleiten. Sein Blick wanderte zu der Glastür hinüber, hinter der Lizzy versuchte, Ben zu einem Mittagsschlaf zu überreden.
Morgen kam Jean-Paul. Um Fotos von einem glücklichen Paar zu machen, von einer glücklichen Familie. Das perfekte Ende eines Märchens: Der Playboy-Prinz heiratet die Adoptivmutter des Sohnes seines Bruders.
Und sie entpuppt sich auch noch als Märchenprinzessin –nicht als die hässliche Schwester, für die sie sich selbst immer gehalten hatte. Ihre Verwandlung hatte ihn im Sturm erobert und seine Sinne in Brand gesteckt.
Er wollte sie umarmen … besitzen …
Ein trauriger Ausdruck erschien in seinen Augen.
Hatte er ein Recht dazu? Er begehrte sie, sehr sogar. Er wollte sie, weil sie eine wunderschöne, verführerische Frau war. Jedes Mal, wenn er sie sah, sagte ihm sein Körper, dass sie die Frau war, die er sich immer erträumt hatte. Er wollte sie, weil sie diejenige war, die ihn sich hatte frei fühlen lassen. Und weil er gesehen hatte, wie sie sich in einen Schwan verwandelt hatte. Und ja, nun wollte er ihr auch den Rest des Weges zeigen.
Aber hatte er ein Recht dazu?
Sie war seine Ehefrau. Es gab keine andere Frau auf der Welt, die er begehren sollte.
Seine Miene verdüsterte sich.
In ihrer Ehe ging es nicht um ihn und sie, sondern um Ben. Alles, auch das Fotoshooting morgen, diente allein Bens Sicherheit, seiner Zukunft. Nicht ihrer.
Warum nicht? Warum sollte es nicht auch um ihr Glück gehen?
Rico saß ganz still, während ihm bewusst wurde, was er da dachte.
Fühlte.
Wollte.
Er hatte sie geheiratet, um sie und Ben zu beschützen. Sobald Schutz nicht mehr nötig war, sobald ein Skandal ausgeschlossen war, würden sie die Ehe annullieren lassen. Sie wäre wieder frei. Und auch er bekäme seine Freiheit zurück.
Ich will das nicht … Die Erkenntnis durchfuhr ihn wie ein Blitz. In ihrem Gefolge befand sich ein Gefühl, das er nicht einordnen konnte. Er wusste nur, dass er sich ihm ergeben musste, weil es viel, viel zu stark war, um sich ihm zu entziehen.
Heute Nacht würde er ihre Ehe Wirklichkeit werden lassen.
Diese Bilder morgen würden kein Märchen zeigen.
10. KAPITEL
Leise schlüpfte Lizzy aus ihrem Zimmer, wobei sie vorsichtig den langen raschelnden Rock ihres Kleides anhob.
Ben schlief. Seine übliche Schlafenszeit war längst vorüber, aber er hatte auch einer ausgiebigen Modenschau beiwohnen müssen. Er und Rico hatten auf dem Bett gesessen und zugesehen, wie sie ein Kleid nach dem anderen vorführte. So hatten sie entscheiden wollen, welches Outfit sie bei dem morgigen Fotoshooting tragen sollte.
Bei dem Gedanken daran verspannte sie sich immer noch. Jean-Paul würde die Bilder machen. Sie wusste, er war ein Freund von Rico, dem dieser völlig vertraute.
Dennoch war sie froh, dass Rico vorgeschlagen hatte, gemeinsam ein Kleid auszuwählen. Als sie endlich ein Kleid gefunden hatten, hatte er sie gebeten, es anzubehalten.
„So kannst du dich an das Gefühl gewöhnen“, sagte er, bevor er in sein Zimmer eilte, um sich ebenfalls für das Abendessen umzuziehen.
Das trägerlose altrosa Abendkleid mit seinen fließenden Röcken war ein Traum, aber für eine Villa am Meer kam sich Lizzy ein bisschen zu aufgedonnert vor.
„Ah, da bist du ja.“
Beim Klang von Ricos Stimme wandte sie sich um.
Ihr stockte der Atem.
Im sanften Licht der Terrassenbeleuchtung schlenderte er auf sie zu. Auch er trug Abendgarderobe.
Er sah unglaublich aus!
Der maßgeschneiderte dunkle Anzug betonte perfekt seinen schlanken Körper. Das frisch gewaschene Haar fiel ihm in die Stirn, und als er sich näherte, konnte sie den Hauch eines Aftershaves auf seinem rasierten Kinn wahrnehmen. Ihre Knie fühlten sich sehr weich an.
Hilflos sah sie ihn an, unfähig, den Blick abzuwenden.
Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
„Buona sera, Principessa“ , sagte er leise, nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen.
Sein Mund berührte ihre Fingerknöchel, und ihr war, als würden tausend Schmetterlinge in ihrem Inneren anfangen, mit den Flügeln zu flattern.
Rico legte ihre Hand auf seinen Arm. Dankbar hielt Lizzy sich fest und ließ sich über die Terrasse führen.
„Wir essen heute Abend im Haus. Es ist Regen angekündigt.“
Abwesend blickte sie zum Himmel hinauf, im Westen zeigten sich bereits die ersten Wolken.
Sie betraten ein Zimmer, in dem sie noch nie zuvor gewesen war. Allerdings verstand sie jetzt,
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