Du weckst mein Verlangen
überraschte Miene sah. Sie zwang sich, den Blick seiner funkelnden Raubtieraugen auszuhalten, auch wenn ihr dabei das Herz bis zum Hals schlug. „Also gut. Einverstanden. Dann richten Sie Cordelia bitte aus, dass wir uns sehr über die Einladung freuen.“
„Schön. Ich hole Sie um halb vier ab.“
„Das ist nicht nötig. Wir treffen uns dort“, wehrte sie ab. Nie würde sie Holly bei den vereisten Straßen in einem Sportwagen fahren lassen. „Ihrem Auto ist nichts passiert gestern?“
„Leider ist der Auspuff abgerissen.“ Rocco verzog das Gesicht. Der Schaden betrug ein paar Tausend Euro. Das verschmerzte er zwar leicht, aber es handelte sich bei dem Eleganza Classic um das Modell, mit dem sein Großvater vor fünfzig Jahren das Unternehmen gegründet hatte. Es war Roccos Lieblingswagen, und er hatte ihn eigenhändig in mühseliger Kleinarbeit restauriert. „Ich muss in Italien spezielle Ersatzteile bestellen. In der Zwischenzeit habe ich ein der Witterung angemessenes Fahrzeug gemietet.“ Er deutete mit dem Kopf zum Fenster.
Emma sah hinaus und erblickte einen hochmodernen Geländewagen. Dessen glänzende Lackierung ließ ihren eigenen, der danebenstand, wie den reinsten Schrotthaufen aussehen. Muss ganz nett sein, so viel Geld zu haben, dachte sie sarkastisch. Rocco führte eben das Leben eines Multimillionärs. Größer konnte der Unterschied zu ihrem wohl kaum sein. Aber das war ja auch völlig egal, denn Rocco würde bald nach Italien zurückkehren und sie ihm nie mehr begegnen. Da sollte es ihr doch gelingen, einen Nachmittag in seiner Gegenwart zu überstehen!
„Na gut. Dann sehen wir uns um halb vier“, stimmte sie zu und schaffte es sogar, ihre Nervosität hinter einem kühlen Lächeln zu verbergen.
Holly war total aufgedreht wegen des Ausflugs. Sie bestand darauf, ihr allerbestes Kleid zu tragen, das sie zu Weihnachten bekommen hatte.
„Du bist ja schon wieder gewachsen!“, rief Emma aus. Der Saum des Kleides reichte gerade mal noch bis zu den Knien. „Zumindest in die Höhe. Ich wünschte, du würdest auch ein bisschen zunehmen.“ Wegen der Grippe war Holly ganz schmal und blass geworden. Wenn ich mir nur einen Urlaub leisten könnte, wünschte sich Emma. Doch angesichts des anstehenden Umzugs war das absolut ausgeschlossen.
Sie selbst hatte nicht vor, sich besonders schick zu machen, aber in letzter Minute entschied sie sich doch für einen grauen Kaschmirpullover – ein Geschenk ihrer Mutter –, einen langen, schmal geschnittenen Rock und Pumps. Immerhin war das Royal Oak ein Lokal gehobeneren Standards. Und wenn sie ehrlich war, gefiel es ihr auch ganz gut, sich ab und zu schick zu machen. Als es klingelte, schlüpfte sie schnell in ihren grauen Wollmantel und öffnete die Haustür.
„Wir sind fertig“, verkündete Holly, die hinter ihrer Mutter hervorlugte. „Ich habe mein Partykleid angezogen!“ Sie drehte sich vor Rocco im Kreis, um ihm zu zeigen, wie schön der Rock schwang.
Erneut wunderte sich Emma über ihre Tochter. Konnte es sein, dass sie eine Vaterfigur suchte? Der Gedanke war beunruhigend.
„Du siehst sehr, sehr hübsch aus“, versicherte Rocco. Emma war ihm dankbar für seine Geduld, die sie umso erstaunlicher fand, da er vermutlich nicht oft mit Kindern in Kontakt kam. Ihr Herz fing heftig an zu schlagen, als er jetzt sie musterte. „Übrigens gilt das auch für die Mama“, murmelte er leise.
Als sie zum Gartentor gingen, entdeckte Emma seine Großmutter auf der Rückbank. Daneben befand sich ein Kindersitz. „Hinein mit dir!“ Rocco hob Holly in die Vorrichtung und schnallte sie an. „Emma, Sie können schon mal vorne einsteigen“, sagte er über die Schulter.
Eigentlich würde sie es vorziehen, lieber hinten als neben ihm zu sitzen, aber das konnte sie ja schlecht sagen. Wortlos nahm sie auf dem Beifahrersitz Platz. Glücklicherweise plapperte Holly die ganze Fahrt über unablässig, was die Situation entspannte. Emma betrachtete Rocco verstohlen aus den Augenwinkeln. Wieder war er lässig elegant … und einfach umwerfend. Er sah derart unverschämt gut aus, dass Emma erneut ein sehnsüchtiges Ziehen in der Magengegend verspürte.
Sie betrachtete seine Hände auf dem Lenkrad. Ob der Rest seines Körpers ebenso gleichmäßig gebräunt war? Schlagartig sah sie ihn in ihrer Fantasie neben ihrem weißen Körper auf zerwühlten Satinlaken liegen. Schnell blickte sie aus dem Fenster, um sich abzulenken. Was ist nur los mit mir? fragte sie sich
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