Du weckst mein Verlangen
mit hochroten Wangen. Das kann ja ein heiterer Nachmittag werden! Aber am meisten ärgerte sie, dass es ihr nicht gelang, die Bilder aus ihrem Kopf zu verbannen … doch offensichtlich kam sie nicht dagegen an.
Es war beinahe sechs Uhr, als sie nach Primrose Cottage zurückkehrten.
„Vielen Dank für den wunderschönen Tag.“ Emma lächelte Rocco kurz zu und wandte sich dann an Cordelia. „Kein Wunder, dass Holly auf der Rückfahrt eingeschlafen ist. Ich habe sie noch nie so lebhaft gesehen.“
Zu ihrer Überraschung war es wirklich ein netter Nachmittag gewesen. Holly schwebte im siebten Himmel mit den Puppenstuben. Das Hotel bot ein „Familiencafé“, in dem die Kinder spielen und die Erwachsenen ungestört Tee trinken konnten. Emma schaffte es, die Unterhaltung mit Rocco auf das Nötigste zu beschränken – und hielt dadurch ihre Hormone unter Kontrolle.
Dies hinderte Rocco aber offensichtlich nicht daran, sie immer wieder unverhohlen zu betrachten. Mehr als einmal begegnete sie seinem Blick und musste sich errötend abwenden. Als sie von einer der Puppenstuben zurückkehrte, mit der Holly spielte, sah er sie derart intensiv an, dass sie das Gefühl überkam, nackt zu sein. Ihre Brüste fühlten sich plötzlich schwer und empfindsam an, und die Spitzen wurden hart und fest. Glücklicherweise war sie sich sicher, dass dies durch den Kaschmirpullover verborgen blieb.
Auf jeden Fall hatte sie es eilig auszusteigen, als sie vor ihrem Haus hielten. Hastig löste sie den Sicherheitsgurt und öffnete die Beifahrertür.
„Sie müssen nicht mitkommen“, wehrte sie ab. „Bringen Sie lieber Cordelia heim, bevor sie sich eine Erkältung holt.“
„Ich lasse den Motor laufen, während ich Holly hineintrage. Warum gehen Sie nicht vor und schließen schon einmal die Haustür auf?“
Was für ein Macho, dachte Emma, kam seiner Anweisung aber wortlos nach. Als wenn ich die letzten drei Jahre nicht völlig allein klargekommen wäre! Ich brauche seine Hilfe nicht! wütete sie innerlich. Sie drehte sich um und sah, dass ihre Tochter ihre Wange vertrauensvoll an Roccos Schulter schmiegte.
Ich bin nicht eifersüchtig, sagte sie sich. Es fiel ihr jedoch nicht leicht hinzunehmen, dass ihre Tochter Rocco so bereitwillig akzeptiert hatte. Was ist, wenn er wieder abreist? überlegte Emma besorgt. Dann würde er eine Lücke hinterlassen, und das wollte sie auf keinen Fall.
Sie sah ihm zu, wie er Holly behutsam auf das Sofa im Wohnzimmer bettete, und folgte ihm dann in den Flur. „Noch einmal vielen Dank für den schönen Nachmittag.“ Sie bemerkte, wie gestelzt das klang. „Holly … uns … hat es sehr gefallen.“
„Dann bin ich ja froh, dass Sie meine Gegenwart nicht als unerträglich empfunden haben“, erwiderte Rocco trocken.
Sie standen einander in dem engen Flur gegenüber. Plötzlich überwältigte Emma ein Gefühl von Klaustrophobie. Dieser Mann ist einfach zu viel, dachte sie atemlos. Der herbwürzige Duft seines Aftershaves wirkte verwirrend wie ein Aphrodisiakum.
Ihre Augen weiteten sich geschockt, als sie plötzlich seine Hand an ihrer Wange spürte. Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn! Wie kann er es wagen! dachte Emma empört. Die Geste wirkte intim … zu intim. Und doch … es tat so gut. So lange hatte ein Mann sie nicht mehr zärtlich berührt!
Seit sie herausgefunden hatte, dass Jack sie die ganze Ehe über betrogen hatte, hatte sie sich innerlich abgeschottet. Sie würde diesen Schutzwall bestimmt nicht wegen eines notorischen Playboys aufgeben! Soweit sie wusste, war Rocco noch schlimmer als ihr Exmann.
Der waidwunde Ausdruck in Emmas schiefergrauen Augen erschreckte Rocco. Jemand musste sie sehr verletzt haben. Warum sollte sie sich sonst verhalten wie ein scheues Reh? Das Foto von Jack Marchant tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Aber er erinnerte sich auch an die unbewusste Geste, mit der Emma ihren Ehering am Finger drehte, wenn sie sich unbeobachtet glaubte.
Sie musste ihren Mann wirklich sehr geliebt haben. Aber wer war dann für diesen verletzten Blick verantwortlich? Wieder ertappte er sich bei dem Impuls, Emma über das Haar streichen und sie an sich ziehen zu wollen. Aber eine warnende Stimme hielt ihn zurück. Er würde sie nicht küssen, wie sehr es ihn auch danach verlangte. Er wurde einfach nicht schlau aus ihr. Einerseits verhielt sie sich praktisch und pragmatisch, andererseits gelang es ihr doch nicht ganz zu verbergen, dass sie sich zu ihm hingezogen
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