Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist
Unaufmerksamkeit nicht zu stören (oder sie überhaupt zu bemerken). Ich lehnte an einer Wand unter einer der Arkaden. Ein Kellner ging mit einem Tablett Champagnergläser vorbei, und ich nahm mir eines. Als ich wieder zu John sah, blickte er direkt zu mir herüber. Er sah überrascht und verwirrt aus. Ich hob mein Glas, als prostete ich ihm zu, und trank einen kleinen Schluck. Er entschuldigte sich bei der rothaarigen Frau und kam zu mir herüber.
«Was treibst du denn hier, James?», fragte er.
Der fordernde, fast schon inquisitorische Ton seiner Stimme störte mich, er fragte, als wäre ich ein kleiner Junge, der im Schlafanzug in die Party der Erwachsenen eingedrungen war.«Wie meinst du das?»
«Spiel keine Spielchen mit mir, James. Was treibst du hier? Ich weiß, dass du nicht eingeladen bist.»
«Woher willst du das wissen?»
«Bist du eingeladen?»
«Ja. Auf eine gewisse Weise.»
«Und auf was für eine gewisse Weise ist das?»
«Ein Gast hat mich eingeladen», sagte ich.
«Wen kennst du hier denn?»
Ich sah mich in dem Innenhof um, in der Hoffnung, jemanden zu entdecken, den ich kannte oder vielleicht vorgeben konnte zu kennen, aber außer der rothaarigen Dame, mit der ich eine entfernte, über zwei Ecken Beinaheverwandtschaft verspürte, war niemand da. Ich sah wieder zu John und sagte:«Dich.»
«Ich weiß, dass du mich kennst, James. Aber wer hat dich eingeladen?»
«Du», sagte ich.
«Ich habe dich nicht eingeladen», sagte John.
«Doch, hast du», sagte ich. Mir war klar, wie kindisch das klang.
Er blickte mich einen Moment lang ganz seltsam an, als hätte er mich noch nie zuvor gesehen.«Ich habe nicht dich eingeladen, James, ich habe jemand anders eingeladen, und wenn du mich jetzt entschuldigst, werde ich einmal nachsehen, ob er da ist.»
Als er sich von mir abwandte, sagte ich:«Er ist nicht da.»
Er drehte sich wieder zu mir.«Woher willst du das wissen? »
«Na ja, auf eine gewisse Weise ist er hier -»
«Hör auf mit dem Scheiß, James, das ist nicht lustig.»
Ich sah mich um, als könnte Philip Braque tatsächlich da sein, und ich könnte ihn John zeigen, und alles wäre in Ordnung. Aber natürlich war er nicht da.«Ich bin es», sagte ich.
«Was soll das heißen?», fragte John.
«Ich bin Philip Braque.»
«Dann warst du es also, mit dem ich heute Nachmittag gechattet habe?»
«Ja», sagte ich.
John sah mich einen Augenblick lang an und sagte dann:«Entschuldige, James, aber du bist wirklich ernsthaft gestört. Du kannst mich mal.»Und dann drehte er sich um und ging in einen der Nebenräume.
Er hatte die letzten Worte so laut gesprochen, dass sich die-Leute in unserer Nähe umdrehten und mich ansahen. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich nippte an meinem Champagner, aber meine Hand zitterte, und ich schüttete etwas über mein Hemd. Ich tat so, als würde ich es nicht merken. Ich kam mir sehr dumm vor, wie ich da stand in meinem bekleckerten Hemd, das ich aus der Hose gezogen hatte, was, wie ich jetzt erkannte, dämlich aussah und nicht kultiviert, und von all diesen eleganten, erfolgreichen Menschen beobachtet wurde. Ich blieb noch einen Augenblick da stehen, damit es nicht so aussah, als würde ich davonlaufen, und als ich glaubte, meinen Gleichmut hinreichend deutlich gemacht zu haben, drehte ich mich um und ging über den Hof in die Eingangshalle. Meine Freundin stellte gerade Reihen mit Geschenktaschen auf dem Marmorboden auf.«Vergessen Sie Ihre Präsenttasche nicht, Mr. Braque», rief sie mir zu, als ich an ihr vorbei und auf den Bürgersteig hastete. Ich stand einen Moment lang wie betäubt da und versuchte zu begreifen, was passiert war, doch alles, woran ich denken konnte, war, dass John gesagt hatte, ich sei ernsthaft gestört.
Ich hörte, wie jemand meinen Namen sagte, und drehte mich um. Hinter mir stand John. Ich sah, dass er eine Geschenktasche trug, und dachte absurderweise, oh, gut, wenn er eine Geschenktasche genommen hat, kann er nicht so wütend sein. Aber er war wütend.«Komm mit», sagte er. Er packte mich am Arm, direkt über dem Ellbogen, und führte mich zur Ecke der Fifth Avenue, wo wir einen Moment schweigend stehen blieben. Ich dachte, vielleicht winkt er ein Taxi herbei, aber wohin könnte er mich bringen? Wird er mich irgendwohin bringen und umlegen? Dann sprang die Ampel auf Grün, und wir überquerten die Straße. Wir gingen ein oder zwei Blocks weit in Richtung Uptown, und dann führte er uns in den Park, steuerte auf eine
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