Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist
verstehe ich.
Hast Du Dir mein Profil angesehen?
Ja. Sehr ansprechend.
Danke. Deins auch. Hast Du ein Bild?
Nein. Tut mir leid.
Ist schon okay. Was Du geschrieben hast, gefällt mir.
Danke. Umgekehrt genauso.
Arbeitest Du gerade?
Ja.
Ich auch.
Viel zu tun?
Nein. Sehr schleppend. Bei Dir?
Genauso. Zu dieser Jahreszeit ist es ganz schön öde.
Wem sagst Du das.
Es gab eine kurze Unterbrechung, und dann hörte ich, wie John aufstand und seine Tür schloss.
Entschuldige. Habe nur gerade die Tür zugemacht.
Dann sind wir jetzt allein?
LOL. Sozusagen. Es wundert mich, dass ich Dich nicht kenne. Die Kunstwelt ist so klein.
Vielleicht kennst Du mich ja.
Ich glaube nicht. Der einzige Mensch, den ich bei der zeitgenössischen Kunst bei Sotheby’s kenne, ist Kendra Katrovicht.
Nun, ich bin nicht Kendra Katrovicht.
Gut. Weißt Du, wer ich bin?
Wie meinst Du das?
Dachte, Du kennst mich vielleicht. Oder hast von mir gehört. In der Kunstwelt gibt es nur sehr wenige Schwarze.
Ich kenne keinen. Regnet es in Downtown?
Ja. In Strömen.
Hier auch.
Du bist ja auch nicht so weit weg.
Ich weiß. Hör zu, ich sollte wieder an die Arbeit gehen.
Okay. Ich auch.
War nett, mit Dir zu chatten.
Finde ich auch. Hoffe, wir können in Verbindung bleiben.
Sicher. Ich setze Dich auf meine Favoritenliste.
Ich Dich auch. Großartig.
Also, bis später.
Großartig. Bis bald mal wieder.
Bis bald.
Ein paar Minuten später kam John aus seinem Büro. Ich konnte ihn spüren, wie er hinter mir stand. Und ich konnte ihn riechen: Er roch immer gut - ein warmer, sauberer Duft, der mich an seine Haut denken ließ.«Hast du viel zu tun?», fragte er mich.
«Und ob», sagte ich.«Sehr viel. Wenn Sie eine Nummer ziehen und Platz nehmen wollen, komme ich gleich zu Ihnen.»
«Sehr witzig, James. Ich habe nämlich etwas zu tun für dich. Ich möchte, dass du bei Sotheby’s anrufst und die Namen aller Mitarbeiter der Abteilung für zeitgenössische Kunst in Erfahrung bringst. Aber sag ihnen nicht, von wo du anrufst. Erwähne bloß nicht die Galerie. Okay?»
«Du willst, dass ich lüge?»
«Nein», sagte John.«Sag es ihnen einfach nicht.»
«Und wenn sie fragen?»
«Dann denk dir was aus.»
«Du meinst, ich soll lügen?»
«Genau», sagte John.
Ich rief bei Sotheby’s an und sagte, ich sei Volontär beim New Yorker und dabei, unsere Daten auf den neuesten Stand zu bringen, und ich bekam die Namen aller Mitarbeiter der Abteilung für zeitgenössische Kunst. Ich setzte noch ein paar erfundene Namen auf die Liste und schickte sie dann per E-Mail an John. Wenige Minuten später erschien ein Nachrichtenfenster auf meinem Bildschirm.
Hey , stand da.
Ich tippte Hey zurück.
Ich will Dir ja nicht nachstellen oder so, aber ich bin heute Abend auf einer Party im Frick Museum und habe mich gefragt, ob Du nicht vielleicht Lust hast mitzugehen ?
Es war mir nie in den Sinn gekommen, dass John an einem Treffen interessiert sein könnte - es schien mir zu abgedreht, dass sich jemand tatsächlich mit einem Menschen treffen wollte, der im Grunde ja vielleicht nicht einmal ein echter Mensch war.
Entschuldige , schrieb John, ich dachte nur, es wäre vielleicht eine gute Gelegenheit, sich kennenzulernen. Aber Du hast wahrscheinlich schon was vor.
Nein , schrieb ich.
Ich würde Dich wirklich gern kennenlernen. Du klingst sehr interessant. Ich meine, von diesem ganzen Gent4Gent-Schwachsinn einmal abgesehen. Es ist so schwer, intelligente und interessante Typen kennenzulernen.
Wieso glaubst Du, ich wäre intelligent und interessant?
Na ja, ich kenne nicht allzu viele dumme, langweilige Männer, die bei Sotheby’s arbeiten und an der Sorbonne studiert haben.
Um ein Haar hätte ich geschrieben: Aber ich arbeite nicht bei Sotheby’s und habe nicht an der Sorbonne studiert, aber dann fiel mir ein, dass ich das ja doch hatte. Und dann dachte ich, wenn intelligente, interessante Menschen an der Sorbonne studiert haben und bei Sotheby’s arbeiten und ich nichts von alldem hatte oder tat, bedeutete das, dass ich langweilig und dumm war? Ich denke oft auf diese alberne, vereinfachende Weise, wofür ich der höheren Mathematik die Schuld gebe (nicht dass ich dabei sonderliche Höhen erklommen hätte), bei der ich mich immer begierig auf jede Lösung stürzte, die aus den Nebelschwaden einer Gleichung hervortrat.
Bist Du noch da ?, tippte John.
Ja.
Gut. Dachte schon, ich hätte Dich verschreckt. Wir können uns ein andermal treffen, wenn
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