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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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Bank zu und bedeutete mir nicht gerade sanft, mich zu setzen.
    Es war ungefähr sieben Uhr, ein wundervoller Sommerabend, und der Park um uns herum blühte dicht und grün und herrlich. Der Park erschüttert mich jedes Mal - allein die Tatsache, dass es ihn gibt, diese riesige, weite Fläche mitten in der Stadt. Leute schlenderten vorbei, fuhren auf Skates oder joggten. Alle wirkten glücklich und gelassen.
    Wir saßen eine Weile schweigend da. Ich hatte Angst, John anzusehen, und so beobachtete ich die Leute, die vorüberkamen. Ich glaube, ich dachte, wenn ich ihn nicht ansehe, sagt er vielleicht nichts, dann können wir vielleicht für immer einfach in dieses idyllische Bild um uns herum eintauchen. Und dann konnte ich das Schweigen plötzlich nicht mehr ertragen, das Warten darauf, dass er etwas sagte, also sagte ich:«Es tut mir leid.»
    Er antwortete nicht, sondern gab nur einen seltsamen, klagenden Laut von sich. Ich sah zu ihm hinüber. Er saß vornübergebeugt da, die Ellbogen auf den Knien, den Kopf in den Händen. Weinte er? Nach einem Augenblick sagte er:«Ich bin sehr böse auf dich, James.»
    «Ich weiß», sagte ich.«Es tut mir leid -»
    «Nein», sagte er.«Ich glaube, du verstehst es nicht. Hör mir zu.»Aber er sagte nichts. Ein Irish Setter trottete an uns vorbei, er zog einen Mann auf Rollerblades hinter sich her.«Was du getan hast, war sehr gemein, James. Es war grausam. Du kannst die Leute nicht so verarschen. Das ist nicht witzig. Du hast offensichtlich keine Ahnung, was es für mich bedeutet, zu glauben, einen intelligenten und interessanten Mann gefunden zu haben, der sich mit mir treffen will. Es bedeutet mir eine Menge. Es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche. Nichts.»
    «Es tut mir leid», sagte ich wieder.
    «Das war sehr grausam. Wenn du erwachsen wärst, würdest du das verstehen. Hast du etwa geglaubt, das wäre lustig? »
    «Nein», sagte ich.«Na ja, doch, irgendwie. Ich hatte nicht gedacht, dass du es so ernst nehmen würdest. Ich hatte gedacht, du würdest nur …»
    «Was?»
    «Ich weiß es nicht. Das war dumm, ich weiß. Aber ich dachte, du wärst beeindruckt. Davon, dass ich einen Menschen erfinden kann, den du gernhast.»
    «Glaubst du denn, ich habe dich nicht gern?»
    «Doch, ich denke schon. Aber ich meine nicht auf diese Art. Ich dachte, du würdest mich lieber haben …»
    «Was meinst du damit?»
    «Ich glaube, ich dachte, wenn ich einen Menschen erfinden könnte, den du gern hast, dann würdest du erkennen, dass ich dieser Mensch bin.»
    «Aber du bist nicht dieser Mensch. Du bist absolut nicht wie dieser Mensch.»
    «Das weiß ich», sagte ich.«Ich glaube, ich mag mich einfach selbst nicht. Ich möchte dieser Mensch sein. Ich wünschte, ich wäre dieser Mensch.»
    «Na, dann werde dieser Mensch. Lern etwas über die moderne Kunst und geh und studiere an der Sorbonne. Aber verarsch nicht die Leute.»
    Ich wollte wieder sagen, dass es mir leidtat, aber ich wusste, wie lahm das klang. Doch ich sagte es trotzdem, denn ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte.
    Wir saßen einen Moment lang schweigend da, und dann stand John auf.«Ich werde zu Fuß rüber zur West Side gehen», sagte er.
    Da ich nicht wusste, wieso er mir das erzählte, wusste ich auch nicht, wie ich reagieren sollte.«Okay», sagte ich.
    «Ich bedaure sehr, dass das hier geschehen ist. Ich bin sehr enttäuscht von dir, James», sagte er. Und dann drehte er sich um und ging mit schnellen Schritten von mir fort.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich blieb sitzen, bis es dunkel wurde. Es geschah ganz langsam, fast unmerklich. Irgendwann, als es schien, es wäre noch ausreichend Licht am Himmel, flackerten die Laternen entlang des Wegs auf, und von da an war es schwierig, das echte und das künstliche Licht auseinanderzuhalten. Oder wahrscheinlich war das Licht, das die Laternen warfen, nicht weniger echt als das Licht am Himmel, aber es hatte etwas Falsches an sich, und schließlich, nach einer langen Zeit, gab es kein anderes Licht mehr außer diesem.

12
    Montag, 28. Juli 2003
    Als ich nach Hause kam, saß ein Mann auf der Couch im Wohnzimmer und weinte. Er saß vornübergebeugt und hielt den Kopf in den Händen, so dass sein Gesicht verdeckt war, aber aufgrund der Geräusche, die er machte, wusste ich, dass er weinte. Einen Augenblick lang dachte ich, es wäre mein Vater, denn ich konnte mir keinen anderen Mann vorstellen, der in unserer Wohnung weinen würde, aber als ich ins Zimmer trat, sah

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