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Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donn Cortez
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gemacht, die mehrfachen Lagen Klebeband abzumachen, um Jacks Mund zu untersuchen. Allerdings hatte er den Wanzenfinder davorgehalten.
    In der Kugel verbarg sich eine Droge namens Flumazenil. Aufgrund des Chats, den Jack mit Remote geführt hatte, ging er davon aus, dass dieser am ehesten ein Schlafmittel benutzen würde, das der Gruppe der Benzodiazepine zuzuordnen war. Flumazenil war ein wirkungsvoller Antagonist, der viele Benzos beinahe augenblicklich neutralisierte. Innerhalb von Minuten konnten bei einem Abhängigen mit Überdosis bereits Entzugserscheinungen auftreten.
    Doch es würde ihm in seiner Gefangenschaft nichts nützen, hellwach zu sein. Dazu kam, dass Flumazenil eine kurze Wirkungsdauer hatte, viel kürzer als die der meisten Benzos. Schon nach einer Stunde war seine Wirkung verflogen. Es würde Jack also nur sechzig Minuten wach halten, während Remote glaubte, er wäre bewusstlos. Und das war Jacks einzige Chance. Wenn ihm die Flucht innerhalb dieses Zeitfensters nicht gelang, würde die Wirkung des Beruhigungsmittels wieder einsetzen, und er wäre erneut Remotes Gnade ausgeliefert.
    Und nach allem, was Jack wusste, besaß dieser Mensch keine Gnade.
    Als die Nadel seine Haut durchstochen hatte und sich die Droge in seinem Organismus verteilte, blieb Jack noch ein Moment, um sich zu fragen, ob dies das Letzte war, was er erleben würde: nackt, gefesselt, und die Welt tauchte in ein graues, verschwommenes Etwas …
    Doch es war nicht das Letzte. Er kam wieder zu sich, noch immer in dem Lieferwagen und mit einer durchnässten Windel. In den Brand- und Schnittwunden, die über seinen Körper verteilt waren, pulsierte der Schmerz. Als Erstes tastete er mit der Zunge nach der Folienkugel, die unterhalb seiner Lippe steckte. Sie war noch immer da.
    Kurz darauf hatte Remote ihm die zweite Spritze verpasst. Sobald er die Nadelspitze gespürt hatte, hatte Jack die Kugel geschluckt. Zwar hatte er nicht gewusst, wie viel Zeit vergangen war, doch ihm war klar, dass er nicht erneut riskieren konnte, für lange Zeit sediert und hilflos zu sein. Er musste darauf setzen, dass die Fahrt bald zu Ende war und dass er eine Fluchtgelegenheit erhalten würde, wenn man ihn vom Wagen in ein Haus brachte.
    Wieder wurde alles grau, als das Benzo in seine Blutbahn gelangte. Das Flumazenil würde längst nicht so schnell wirken. Erst musste die Salzsäure in seinem Magensaft die Aluminiumfolie zersetzen. Dann musste der Wirkstoff über die Verdauung in den Organismus aufgenommen werden.
    Jack war zu sich gekommen, als man ihn den Fußweg hinaufschob. Ihm war klar, dass er höchstens sechzig Minuten Zeit hatte, vielleicht auch weniger, bevor er wieder bewusstlos wurde.
    Und nun öffnete sich die innere Tür des Foyers.

    Jacks Vorhaben hatte Nikki nicht sonderlich überrascht. Unter dem Mantel aus emotionalen Schutzmechanismen und seiner kompromisslosen Entschlossenheit verbarg sich die Seele eines Märtyrers. Nikki wusste nicht recht, ob er Schuldgefühle hatte, weil seine Familie gestorben war und er nicht, oder ob er einen unterbewussten Drang zur Selbstzerstörung besaß – jedenfalls hatte er noch nie vor Schmerzen zurückgeschreckt, wenn es um das Erreichen seiner Ziele ging. Im Gegenteil hatte er sie schon oft gesucht.
    Deshalb hatte sich ihre Überraschung in Grenzen gehalten, als er vorgeschlagen hatte, sich selbst zu foltern, um sich glaubhaft in eines seiner Opfer zu verwandeln. Erschreckender fand Nikki vielmehr die Tatsache, dass sie sich bereit erklärt hatte, ihm dabei zu helfen.
    »Das meiste kann ich selber machen«, hatte er gesagt. »Aber nicht alles. Wenn Remote tatsächlich der scharfe Hund ist, für den ich ihn halte, dann dürfen wir keinerlei Zweifel aufkommen lassen. Die Wunden dürfen nicht so aussehen, als könne man sie sich selbst zufügen.«
    »Das ist ja total krank.«
    »Aber es ist notwendig.«
    »Scheiße, Jack. Es gab Zeiten, da hast du mich nicht einmal zuschauen lassen, und jetzt willst du, dass ich es selbst tue?«
    »Ich konnte etwas Lidocain auftreiben. Mit dem kann ich mich örtlich betäuben. Ich werde also kaum Schmerzen empfinden.«
    »Zunächst nicht, aber später …«
    Jack hatte sie mit diesem eindringlichen, abschätzenden Blick angesehen. »Später werde ich schon damit fertig.«
    »Dann geben wir dich als irgendeinen Mörder aus, den wir gefangen haben?«
    »Nein, wir müssen überzeugend sein. Der Killer aus Sacramento, nach dem wir gerade forschen – wir werden ihn

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