Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
benutzen.«
»Wie bitte? Du willst tatsächlich erst dorthin fahren und ihn einfangen? Das könnte Monate dauern.«
»So lange will ich nicht warten. Aber wir müssen den Mörder gar nicht fangen, sondern einfach jemanden von der Straße auflesen, der es sein könnte. In den lokalen Nachrichten wird sein Verschwinden publik gemacht. Wir brauchen also lediglich jemanden, der mir halbwegs ähnlich sieht.« Er hielt kurz inne. »Rasierter Kopf und Brille wären nicht schlecht. Dadurch kann man leichter eine Ähnlichkeit herstellen.«
Dann hatten sie sich auf die Jagd gemacht und Dennison Parkins erbeutet. Deshalb musste Nikki den Gefangenen nun babysitten, während Jack die Geisel spielte. Dabei hatte sie keinen blassen Schimmer, wo er war.
»Mit Technikkram kennt sich Remote zu gut aus«, hatte Jack gesagt. »Deshalb können wir keine Sender einsetzen, und er würde sicher jeden bemerken, der ihn beschattet. Wir machen eine saubere Übergabe, und ich warte auf eine Gelegenheit.«
Sie hatte den Kleinbus nach Mount Shasta gefahren, und Jack war ihr in einem zerbeulten Laster gefolgt, den sie gebraucht gekauft hatten. Nachdem sie die Fahrzeuge gewechselt hatten, hatte Nikki den Anhänger aufgesammelt, in dem sich Gordon Mason befand. Als Erstes hatte sie das Teil mit einem Gerät abgesucht, von dem Jack behauptete, dass es sämtliche Wanzen und Sender aufspüren konnte. Sie hatte aber nichts gefunden. Dreieinhalb Stunden dauerte die Fahrt nach Sacramento, und als sie in dem kleinen heruntergekommenen Bungalow ankam, in dem sie Parkins gefangen hielten, war sie insgesamt neun Stunden auf der Straße gewesen.
Malcolm Tanner ging zum Boot zurück und legte von der Insel ab.
Er fragte sich, was seine nächste Aufgabe sein würde. Jetzt, da er nicht mehr auf Goliath aufpassen musste, war er nicht mehr an die Hütte gebunden. Auf den bisherigen Einsätzen hatte ihn sein Arbeitgeber quer durch die USA geschickt. Vielleicht hatte er Glück und musste als Nächstes nach Miami oder nach Key West.
Sein Arbeitgeber. Als solchen betrachtete Tanner den Mann auf der Insel, den er noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte. Und es stimmte auch, dass Tanner großzügig für seine Arbeit entlohnt wurde, aber normalerweise konnte man bei einem Arbeitgeber gefahrlos kündigen.
Bei Remote hingegen konnte Tanner nicht kündigen.
Denn die bittere Wahrheit war, dass er Remote gehörte. Er gehörte dem Mann genauso, wie Tanner ein teures Apartment und der Jeep gehörten. Dieser Umstand war ihm nur allzu bewusst, und er kannte auch ganz klar die Konsequenzen, die ihm drohten, wenn er zu rebellieren versuchte. Remote würde seine ach so komfortable Existenz vernichten und sicherstellen, dass er den Rest seines Lebens entweder im Gefängnis oder auf der Flucht verbrachte. Keine der beiden Optionen kam für Tanner in Frage.
Doch im Moment stellte das kein Problem dar und würde es wahrscheinlich auch in Zukunft nicht, denn Tanner hatte keine Schwierigkeiten damit, Remotes Befehle auszuführen. Vielmehr machte es ihm sogar großen Spaß. Und das war kein Zufall. Remote war bei seiner Rekrutierung so gründlich und sorgfältig vorgegangen wie der Headhunter eines Unternehmens. Dadurch hatte er in Tanner exakt die Person gefunden, die er brauchte. Nachdem Tanner eine Weile darüber nachgedacht hatte, hatte er sich sogar geschmeichelt gefühlt. Anfänglich hatte er natürlich noch anders darauf reagiert, hatte über seine Knechtschaft getobt und geschworen, einen Weg zu finden, seinen neuen Herrn zu töten und die Freiheit wiederzuerlangen. Schließlich war er es gewohnt, die Oberhand zu haben, und er hasste es, wenn er die Kontrolle an einen anderen abgeben musste.
Aber so ganz trifft das auch nicht zu, oder?, dachte er. Bei bestimmten Leuten und in bestimmten Situationen war er bereit, Kontrolle abzugeben. Ja, er war sogar bereit, für dieses Privileg zu zahlen. Und so hatte ihn Remote überhaupt erst gefunden.
Nicht umsonst war der aggressive Geschäftsmann oder Politiker, der sexuell dominiert werden musste, um sich abzureagieren, zu einem Klischee des einundzwanzigsten Jahrhunderts geworden – denn es beruhte auf Wahrheit. Männer in Positionen mit extrem hoher Verantwortung oder Macht fanden es oft ungeheuer entspannend, die Kontrolle für eine bestimmte Zeit abzugeben. Auch Tanner hatte diese Art von Entspannung benötigt und deshalb eine professionelle Domina namens Mistress Erie aufgesucht, eine große, statuenhafte Frau
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