Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
was Sie wollen, zu verraten. Stimmt’s?«
Jack seufzte. »Ach herrje, wie sollen wir denn jemals Partner werden, wenn Sie mit einer solchen Einstellung rangehen?«
»Ich lege lediglich meine Karten offen auf den Tisch, Mr. Closer. Ich glaube, dies ist der Punkt in unseren Verhandlungen, wo Sie entweder ein Gegenangebot machen oder alles ausschlagen und sich trollen. Weit werden Sie allerdings nicht kommen …«
Jack starrte auf den Monitor vor seiner Nase und dachte nach. Hätte er genügend Zeit gehabt, hätte er bestimmt aus Remotes Festung ausbrechen und zu Nikki zurückkehren können. Aber dann wäre all das umsonst gewesen. Und für Remotes nächste Opfer wurde es allmählich knapp.
»Sie sind überzeugt, dass ich Sie verraten werde«, sagte Jack und drehte den Stuhl wieder in Remotes Richtung. »Ich dagegen bin überzeugt, dass Sie ein Soziopath sind, ein Menschentyp also, der den Begriff unglaubwürdig mehr oder weniger definiert. Deshalb muss jede geschäftliche Zusammenarbeit zwischen uns auf gegenseitige Interessen und Pragmatismus gegründet sein. Einverstanden?«
Remote lächelte, doch es war ein ironischeres Lächeln als zuvor. »Einverstanden.«
»Ihr derzeitiges Projekt zu stoppen hat bei mir im Moment oberste Priorität. Sobald ich das aber getan habe, verlieren Sie Ihre starke Verhandlungsposition. Welche Lösung schlagen Sie für dieses Problem vor?«
»Befristeter Aufschub. Der Notfallcode muss alle drei Stunden übertragen werden, damit die vorgefertigten Anweisungen nicht an meine Drohne weitergegeben werden. Es ist jedes Mal ein anderer Code. Den ersten werde ich Ihnen geben.«
»Für welche Gegenleistung?«
»Verraten Sie mir Ihren Namen.«
Jack blinzelte.
»Nur den Vornamen. Tun Sie sich keinen Zwang an, mir die Wahrheit zu sagen. Ich möchte Sie nur nicht mehr Mr. Closer nennen müssen. Geschäftspartner sollten sich beim Vornamen anreden … meinst du nicht auch?«
Jack sah ihn lange an.
»Jack«, sagte er schließlich. »Ich heiße Jack.«
Goliath hörte, was Nikki und Parkins miteinander sprachen.
Er hatte nicht gut geschlafen. Sein Auge tat weh, und der Schädel brummte ihm noch immer. Seine Gedanken tobten darin herum, wie er zuvor zwischen den Metallwänden des Anhängers getobt hatte. Es hatte seine ganze Beherrschung gebraucht, das Waschbecken nicht aus der Wand zu reißen und durch die geschlossene Badezimmertür zu schleudern.
Aber er hatte es nicht getan und war schließlich in eine verwirrende Lähmung verfallen. Wie ein betrunkener Geist war er in Träume hineingestolpert und wieder herausgetaumelt. In den Träumen hatte er auch die Frau gesehen, die ihn gefangen hielt, allerdings hatte sie keine Pistole mehr gehabt. Stattdessen ragten ihr rasiermesserscharfe gezackte Klingen aus den unnatürlich langen Unterarmen, und aus ihrem dreieckigen Kopf schauten riesige, comichafte Augen und ein winziger rotlippiger Mund. Die Disney-Variante einer insektoiden Killerin aus einem Slasher-Film. Von der Badezimmertür starrte sie ihn an und winkte mit den Armen, die am Ellbogen in die falsche Richtung abknickten.
Ich werde dir die Seele aus dem Leib reißen und sie auffressen, zischte sie. Du bist kein Gottficker. Du kannst ja noch nicht einmal MICH ficken! Dann lachte sie, während er finster vom Boden zu ihr aufblickte. Sie lachte und verhöhnte ihn mit ihrem nackten Körper. An ihren Brustwarzen zuckten lange, fedrige Fühler.
An dem Punkt verschwamm die Szene. Als er sie das nächste Mal hörte, sprach sie mit einem anderen. Mit dem anderen Gefangenen, vermutete er. Handelte sie mit ihm eine Vereinbarung aus, oder was?
So musste es gewesen sein, denn jetzt ließ sie ihn frei. Und nicht nur das, sie gab ihm sogar Geld, damit er einen Greyhound nehmen konnte. Was zum Teufel?
Noch immer war er benommen, und durch die Tür konnte er nicht alles hören. Trotzdem bekam er das Wichtigste mit: Sie ließ den Typen laufen, aber wenn er Scheiße baute, dann würden sie und ihr Partner bei ihm aufkreuzen. Dann ging es irgendwie um einen Umschlag, und kurz darauf schien der Mann schockiert zu sein. Drohungen oder Erpressung, Goliath war nicht klar, welches von beiden. Aber dass die Frau und ihr Partner hinter jemandem her waren, das war klar. Allerdings nicht hinter dem Typen, den sie jetzt laufen ließ.
Waren sie hinter Goliath her?
Das wusste er nicht zu sagen. Die Tür verschluckte zum Teil ganze Sätze und verwandelte sie in sinnloses Gemurmel. Seltsam war jedoch, dass
Weitere Kostenlose Bücher