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Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Titel: Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Young
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älter aus als in meinen Erinnerungen, was mich auf die Idee bringt, dass selbst die Erinnerungen, die ich noch besitze, nicht korrekt sind.
    »Was deinen Bruder betrifft«, beginnt sie und setzt sich neben mich aufs Bett, »so war das ein tragischer Verlust für uns. Einer, an den wir alle uns lieber nicht mehr erinnern möchten.«
    »Was ist mit ihm passiert?« Kälte breitet sich in meinem Körper aus. »Brady war ein toller Schwimmer. Wie konnte er ertrinken?«
    »Es war ein Bootsunglück, beim Rafting. Und deine Ärzte mussten die Erinnerung daran entfernen, weil es ein solches Trauma für dich war. Sie waren der Meinung, dass es zu deiner Erkrankung beigetragen hat, weil du dachtest, er könnte es mit Absicht gemacht haben.«
    Bis dahin war ich noch gar nicht auf die Idee gekommen, dass sich mein Bruder etwas angetan haben könnte. Brady hätte doch nicht so etwas Selbstsüchtiges getan. Er hat uns geliebt. Wir waren glücklich.
    »Ich vermisse ihn«, gestehe ich meiner Mutter und schaue sie an.
    Sie zwinkert ihre Tränen weg und lächelt traurig. »Ich vermisse ihn auch. Aber wir mussten weitermachen, als Familie zusammenstehen. Dein Bruder ertrank im Fluss, und es war eine Katastrophe für uns. Dennoch haben wir inzwischen unseren Frieden zurückgewonnen. Lass uns also diesen Schmerz nicht erneut durchleben. Versprichst du mir das?«
    Es fühlt sich an, als würde mir etwas die Brust zusammendrücken, und ich denke, dass ihre Bitte unfair ist, zumal ich mich nicht daran erinnern kann, wie ich meinen Bruder verloren habe. Die Angelegenheit ist für mich nicht abgeschlossen, doch gerade das brauche ich, einen Abschluss und die Möglichkeit zu trauern, nun, da ich wieder zu Hause bin.
    Doch stattdessen nicke ich nur, und meine Mutter tätschelt meinen Oberschenkel.
    Und als wäre nun alles geklärt, fügt sie hinzu: »So, und jetzt erzähl mir alles über die Freunde, die du gefunden hast.«
    »Oh …« Ich runzele die Stirn, überrascht von diesem Themenwechsel. »Nun ja, es gibt nur eine Freundin. Lacey. Ich hab dir doch schon von ihr erzählt. Sie ist wirklich nett. Ich denke, du würdest sie mögen.« Ich bin nicht sicher, ob das tatsächlich der Fall wäre, aber ich hoffe, dass Mutter dann nicht mehr so vorsichtig ist, was mich betrifft. »Ich hab mir überlegt, sie vielleicht mal zum Abendessen zu uns einzuladen.«
    Mutter denkt nach, presst die Lippen zusammen. »Eventuell in ein paar Wochen, wenn sich alles eingespielt hat.«
    Mir gefällt ihre Antwort nicht, doch ich sage nichts dazu.
    »Und der Junge?«, fragt sie beiläufig.
    Ich lache. »Es gibt keinen Jungen. Ich war nur neugierig wegen diesem James in meiner Matheklasse. Aber der ist unwichtig.«
    Meine Mutter lächelt, doch es wirkt gezwungen, und ich spüre, wie mir das Herz in die Zehenspitzen sinkt. Sie wird nicht erlauben, dass Lacey zu uns kommt, und ganz sicher wird sie mir nicht erlauben, mich mit einem Jungen zu verabreden – wahrscheinlich niemals mehr. Immer stärker wird der Gedanke, dass ich Realm finden muss, denn ich fürchte, es gibt niemanden sonst, dem ich mich anvertrauen kann. Er hat mir gesagt, dass ich warten soll, bis ich mich auf die Suche nach ihm mache, aber das kann ich nicht. Ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann, jemanden, der mich versteht. Ich frage mich, ob Kevin mich jetzt schon zu ihm bringen würde.
    Meine Mutter streckt die Hand aus und streicht mir das Haar hinters Ohr. »Ich bin froh, dass wir uns unterhalten haben«, sagt sie und schaut mich liebevoll an. »Wir sind so glücklich, dass du wieder bei uns bist, Schatz. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr wir dich vermisst haben.«
    Ich versichere ihr, dass ich sie auch vermisst habe, aber mich beschäftigt vielmehr dieser Schmerz, der tief in meiner Brust entstanden ist, ein Kummer, den ich nicht einordnen kann und nicht verstehe. Es ist wie eine Sehnsucht; ob nach meinem eigenen Ich oder nach jemand anderem, das weiß ich nicht. Ein Teil von mir fehlt, und ich fürchte, dass ich ihn nie mehr zurückgewinnen kann, was auch immer ich tun mag.
    Es ist fast zwei Wochen später, und ich sitze wieder in meiner Matheklasse. Kevin hat mir erklärt, dass ich noch nicht bereit sei, Realm wiederzusehen, weil ich noch nicht vollständig wiederhergestellt bin. Genau das aber sei die Voraussetzung. Und er hat mich mahnend darauf hingewiesen, dass er sich nicht nur deshalb um mich kümmert, um Realm einen Gefallen zu tun, sondern weil er aufrichtig um meine

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