Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)
weg, die Mitarbeiter des Wellness Centers sind zutiefst entsetzt, dass jemand an einem so sicheren Ort Selbstmord begangen hat.
Ich verdränge alles, was Liam zu mir gesagt hat. Ich verdränge seine Theorien. Denn hinter meiner Stirn pocht ein heftiger Schmerz, viel schlimmer als zuvor.
Lacey kommt. Sie wirkt mitgenommen. Sie sagt kein Wort, während wir davonfahren und das Wellness Center hinter uns lassen. Erst, als wir in sicherer Entfernung sind, wendet sie sich mir zu.
»Wer war das?«, will sie wissen. »Wer hat sich umgebracht?« Ihr Gesicht ist bleich vor Furcht.
»Liam.«
Ihre Augen weiten sich. Dann blickt sie wieder auf die Straße, presst die Lippen zusammen. »Hast du es gesehen?«
»Ja.«
»Es war clever von dir, zu verschwinden. Es wird alles immer verrückter. Du spürst es auch, oder?«
Das tue ich. Aber ich bin nicht sicher, ob ich heute Abend noch ein Gespräch über die Epidemie ertragen kann.
»Ja«, sage ich deshalb nur und füge schnell hinzu: »Aber ich muss nach Hause. Ich will nicht, dass meine Eltern sich Sorgen machen.«
Doch in Wirklichkeit habe ich etwas anderes vor. Ich muss mit jemandem über das reden, was heute Abend passiert ist. Mein Dad. Und Liam. Ich muss mit jemandem reden, der das versteht. Ich brauche James.
»Deine Eltern?« Lacey klingt überrascht. Ihre Hände umklammern das Lenkrad. »Vielleicht bist du doch nicht so rebellisch, wie ich dachte.« Sie hält an der Straßenecke. »Du steigst besser hier aus«, sagt sie. »Damit mein Auto dich nicht verrät.«
Ihre Stimme klingt angespannt, und ich denke, das liegt daran, weil der Selbstmord sie so erschüttert hat. Ich hoffe nur, es ist nicht so schlimm, dass es sie erneut krank macht. Dass es niemanden von uns krank macht.
11. Kapitel
Später in dieser Nacht, als meine Eltern schon schlafen, steige ich in den Wagen meiner Mutter und fahre zu James.
Als ich am Straßenrand anhalte, atme ich tief durch und blicke auf das große weiße Haus, frage mich, wo sich sein Zimmer befinden mag. Ich will ihm erzählen, dass mein Vater mir bestätigt hat, dass sich Brady umgebracht hat. Und ich will ihm erzählen, was Liam über die Epidemie behauptet hat und dass ich mit ansehen musste, wie er an QuikDeath starb.
Das Handy, das ich in meiner Hand halte, vibriert. Ich hoffe, dass meine Eltern nicht bemerkt haben, dass ich nicht da bin, und schaue auf das Display.
WARUM SITZT DU DRAUSSEN VOR UNSEREM HAUS, STALKER ?
Ich schließe die Augen. Ich will gerade das Handy in meine Tasche stecken und mit Vollgas wegfahren, als es erneut vibriert. Ich sollte den Text nicht lesen.
BLEIB DA .
Aber ich kann ihn jetzt nicht ertragen. Also drehe ich den Zündschlüssel, doch da huscht eine Gestalt über den Rasen vor dem Haus auf den Wagen zu. Ich fluche leise vor mich hin und warte.
Einen Moment später wird die Beifahrertür geöffnet, und James steigt ein. Als er die Tür wieder zuschlägt, erlischt die Innenbeleuchtung, doch ich spüre im Dunklen, wie er mich anstarrt.
»Und?«, fragt er.
Mein Herz klopft viel zu schnell in meiner Brust. Ich fürchte, dass es ihn gar nicht interessiert, was ich zu erzählen habe. Ich sollte überhaupt nicht hier sein.
»Vergiss es«, sage ich mit müder Stimme. »Das ist bescheuert.«
»Wo warst du heute Abend? Ich hab dir geschrieben.«
Ich schaue ihn an. »Ich weiß. Ich bin mit Lacey ins Wellness Center gefahren. Und etwas … ist passiert.« Er spannt die Schultern an. Ich rede weiter. »Kennst du diesen Typ, Liam? Er hat sich umgebracht. Mit QuikDeath. Aber zuvor hat er mir noch gesagt, dass er und ich früher miteinander ausgegangen sind, und er meinte, ich sei leer, weil ich mich nicht erinnern kann. Und er hat erzählt, dass sein Cousin sich gestern umgebracht hat – mit einundzwanzig. Liam behauptet, die Epidemie würde sich ausweiten …«
»Du hast gesehen, wie Liam gestorben ist?«, fragt James und ignoriert den Rest.
Ich nicke. »Und vorher habe ich noch mit meinem Dad gesprochen«, fahre ich fort. »Er trinkt, er und meine Mutter streiten nur noch. Bei uns zu Hause bricht alles zusammen. Aber ich habe ihn endlich wegen meinem Bruder gefragt.« Tränen rollen mir über die Wangen. »Realm hat die Wahrheit gesagt. Brady hat sich umgebracht.«
»Es tut mir so leid«, sagt James.
Ich schüttele den Kopf. »Und ich weiß nicht einmal, warum ich dir das alles erzähle. Du hast mir doch klar genug gemacht, dass du kein Interesse daran hast, mehr über die Vergangenheit
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