Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)
versunken im Chaos. Verloren in meinem eigenen Leben.
»Dieser Typ aus dem Center«, fahre ich fort. »Er ist heute Abend vor meinen Augen gestorben – QuikDeath. Später bin ich zu James gefahren, um mit ihm darüber zu reden, aber er war so grausam zu mir. So abweisend. Ich weiß nicht, weshalb das so ist, aber ich bin am Boden zerstört, wenn James sich so aufführt.« Ich schweige für einen Moment. »Ich bekam auf einmal unerträgliche Kopfschmerzen, und dann war da auch der Schmerz in meiner Brust. O Gott, Realm. Ich glaube, ich verliere den Verstand.«
Realm hält den Kopf gesenkt, seine Brauen sind zusammengezogen, als würde er angestrengt nachdenken. Als er nichts sagt, nehme ich seine Hand.
»Warum habe ich solche Schmerzen?«, frage ich. »Bei anderen Rückkehrern habe ich so etwas nie bemerkt. Ich denke, ich muss meine Erinnerungen zurückgewinnen.«
»Nein, das musst du nicht«, widerspricht Realm. »Man chmal ist es besser, nichts zu wissen.«
Ich mustere ihn, die Narbe an seinem Hals. Immer noch sieht er mich nicht an. Ich denke daran, dass er mich liebt, wie oft er mich im »Programm« gerettet hat – öfter, als ich zählen kann. Mein Kopf pocht, mein Körper schmerzt, aber ich glaube, dass das, was ich jetzt am allermeisten brauche, vielleicht jemand ist, dem ich etwas bedeute.
Und so beuge ich mich vor und küsse ihn, ignoriere den scharfen Stich der Schuld, der sich in mein Gewissen bohrt. Ich schiebe alles beiseite und lege meine Lippen fest auf seine.
Es dauert eine Sekunde, bis er reagiert, doch dann küsst er mich und legt seine Hand auf meine Taille, als er mich auf seinen Schoß zieht und mir mein nasses Shirt abstreift.
Ich will alles vergessen. Ich will James vergessen.
Meine Brust füllt sich erneut mit diesem reißenden Schmerz, aber dann zieht Realm mich mit sich von der Couch hinunter auf den Teppich und legt sich über mich. Er küsst meinen Hals, seine Hände erforschen meinen Körper, und ich weite meine Gefühle, versuche zu erspüren, wie es sein würde, wäre ich mit ihm zusammen.
Aber ich bleibe eine Million Meilen von ihm entfernt, und alles, was ich fühle, ist, dass ich einsam und verlassen bin.
Realms Lippen halten abrupt inne, ruhen an meinem Ohr. Er atmet heftig. Und mir wird bewusst, dass ich auf dem Rücken liege, an die Decke starre, während mir Tränen aus den Augenwinkeln fließen.
Realm zieht seine Hand von meiner Brust weg, gleitet von mir herab und dreht mich zu sich herum. »Du willst es gar nicht«, stellt er fest, und seine Stimme klingt traurig. »Du liebst ihn immer noch.«
Seine Worte erschrecken mich, doch ich widerspreche ihm nicht. Er hat dem Gefühl, das in mir wütet, einen Namen gegeben. Ich weiß plötzlich, dass ich jemanden liebe. Jemand anderen.
Realm lacht bitter, schüttelt den Kopf. »O Gott«, sagt er. »Er ist genauso stur wie du.« Wir liegen nun nebeneinander, Schulter an Schulter, und blicken beide hoch zur holzverkleideten Decke.
»Es ist James, nicht wahr?«, frage ich sanft. Ich bin unsicher, was ich jetzt tun soll.
»Ja«, bestätigt Realm. »Du liebst ihn. Hast ihn immer geliebt. Nicht mit ihm zusammen zu sein verwirrt dich. Dein Verstand mag sich nicht an ihn erinnern, doch dein Herz tut es.« Realm dreht mir das Gesicht zu. »Ich wollte derjenige sein, der dich glücklich macht, aber du wirst immer zu ihm gehören.«
Ich schlucke. Nicht, dass ich Realm nicht glauben würde, doch ich verstehe das alles nicht.
»Nein«, sage ich, »dieser Abschnitt meines Lebens ist vorbei. Ich glaube nicht, dass er das Gleiche für mich empfindet. Nicht mehr.«
»Doch.« Realm seufzt. »Das tut er. Definitiv.«
»War es wegen Brady?«, will ich wissen, denn ich finde, das wäre eine gute Erklärung. »Sind James und ich deshalb zusammengekommen? Weil mein Bruder starb?«
»Nein. Ihr habt euch geliebt. Ich glaube, die Beschreibung, die du benutzt hast, war ›wie verrückt‹.« Realm schweigt einen Moment. »Ihr habt einander immer schon geliebt. Und ihr werdet euch auch immer lieben.«
Ich liege neben Realm auf dem Boden, halb nackt, während er mir erzählt, dass ich einen anderen liebe – etwas, woran ich mich nicht erinnern, das ich aber fühlen kann. Der Frust, den ich empfunden habe, lässt nach, doch mein Kopf schmerzt immer noch.
»Und die Kopfschmerzen?«, sage ich.
»Dein Gehirn repariert sich selbst. Diese eine Erinnerung, die wieder aufgetaucht ist, hat die geschönte Abfolge von Ereignissen, die sie dir in der
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