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Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Titel: Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Young
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geworden bin, beugt er den Kopf und küsst mich auf die Stirn.
    »Besser?«, fragt er sanft.
    Ich nicke und straffe mich. Mein Gesicht ist geschwollen. Als ich mich aufrecht hinsetze, zieht er sich das Shirt über den Kopf, nimmt es in die Hand und trocknet meine Tränen, wischt mir die laufende Nase ab.
    Mit seinen blauen Augen mustert er mich, während er mir das Haar aus dem Gesicht streift und sich vergewissert, dass meine Wimperntusche nicht verschmiert ist. Er bringt mich wieder in Ordnung. So, wie er es immer getan hat.
    Als er fertig ist, schmeißt er das Shirt auf den Rücksitz. Dann blickt er auf das Lenkrad und atmet tief durch.
    Genau wie ich.
    »Es wird alles gut, Sloane.«
    Ich nicke.
    »Sag es auch.«
    »Es wird alles gut«, wiederhole ich und erwidere seinen Blick.
    Er lächelt, greift nach meiner Hand und haucht einen Kuss darauf.
    »Wir werden das zusammen durchstehen«, fügt er hinzu, aber er schaut dabei auf die Straße, und es hört sich so an, als müsse er mehr sich selbst als mich überzeugen.
    Als wir weiterfahren, überprüfe ich mein Spiegelbild, um zu sehen, wie schlimm der Schaden ist. Meine Augen sind rot gerändert, aber nicht allzu sehr. Wir werden noch ein Weilchen länger herumfahren müssen, zumindest bis meine Haut nicht mehr so fleckig ist. Ich darf meine Eltern nicht sehen lassen, dass ich geweint habe.
    »James Murphy«, sage ich, während ich beobachte, wie die Sonne hinter dem Horizont verblasst. »Ich liebe dich wie verrückt.«
    »Ich weiß«, erwidert er ernst. »Und deshalb werde ich auch nicht zulassen, dass dir irgendwas zustößt. Du und ich, das ist alles, worauf es ankommt, Sloane. Nur wir beide. Wir beide, bis in alle Ewigkeit.«
    Meine Mutter wartet schon an der Vordertür, als James den Wagen seines Vaters stoppt. Erleichtert stößt sie die Luft aus, eine Hand auf der Brust, als hätte sie befürchtet, ich wäre tot, weil ich mehr als zwei Stunden zu spät nach Hause komme und nicht angerufen habe.
    Ich habe keine Lust auszusteigen und zu ihr hinzugehen.
    »Raus mit dir«, sagt James scheinbar leichthin. »Erzähl ihr, dass ich versucht hätte, dir am Fluss das Schwimmen beizubringen. Das wird ihr gefallen.«
    »Ja? Kann ich ihr auch erzählen, dass du versucht hast, mich nackt auf den Rücksitz deines Autos zu locken, bevor wir losgefahren sind?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Wenn sie das interessiert …«
    Ich lache, und dann beuge ich mich vor, um ihm schnell noch einen Kuss auf den Mund zu geben.
    Ich habe niemals schwimmen gelernt. Nicht, weil ich so schreckliche Angst gehabt hätte – wie es inzwischen der Fall ist –, sondern weil ich damals, als wir noch jünger waren, Ballettstunden bekam, während mein Bruder im Schwimmkurs war. Je mehr Zeit dann verging, desto größer wurde meine Angst, auch nur ins Wasser zu gehen, und längst wünsche ich mir, ich hätte zusammen mit Brady schwimmen gelernt. Dann hätte ich ihn vielleicht retten können.
    Ich löse mich von James. Traurigkeit umhüllt mich. Er mustert mich noch einmal.
    »Gute Nacht, Sloane«, flüstert er.
    Ich nicke, vermisse ihn jetzt schon, dann steige ich aus dem Wagen.
    »Warum trägt James kein Shirt?«, will meine Mutter als Erstes wissen.
    Ich verberge mein Lächeln. »Er hat mir gezeigt, wie man schwimmt«, behaupte ich, als ich die Veranda betrete, den Kopf gesenkt.
    »Oh, das ist gut. Jedenfalls nehme ich das an«, räumt sie ein. »Aber ich habe mir Sorgen gemacht, Schatz. Die Schule hat angerufen, um auszurichten, dass du wegen der Therapie früher gegangen bist. Aber als du dann nicht rechtzeitig nach Hause gekommen bist …«
    Ich würde ihr am liebsten sagen, dass sie aufhören soll, sich Sorgen um mich zu machen, schließlich beobachtet uns »Das Programm« schon streng genug. Ich würde ihr am liebsten sagen, dass dieser Druck mich umbringt.
    Aber aufzumucken würde alles nur noch schlimmer machen, deshalb setze ich ein strahlendes Lächeln auf.
    »Tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe«, entschuldige ich mich. »Als James mich nach der Therapie abgeholt hat, haben wir beschlossen, zum Fluss zu fahren. Es war so ein schöner Tag.«
    Meine Mutter blickt hinauf zum Himmel, als ob sie meine Worte überprüfen wollte, dann berührt sie mich am Arm, in einer beschützenden Geste.
    »Du hast recht«, sagt sie. »Und ich bin froh, dass du Spaß hast, Sloane. Es ist schön, glücklich zu sein.« Ihr Gesicht verdüstert sich. »Es ist nur … nachdem dein Bruder … Was ist,

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