Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Titel: Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Young
Vom Netzwerk:
Augen verengen sich, sein verschlagener Blick glei tet abschätzend über meinen Körper. Unwillkürlich verschränke ich die Arme vor meinem Busen und trete ein Stück von ihm zurück.
    »Freunde zu sein«, erwidert er, aber seine Stimme klingt nicht wie die eines Freundes.
    »Verschwinden Sie«, sage ich.
    Er nickt, wirkt nicht im Mindesten beunruhigt. »Denk drüber nach, Sloane. Falls du deine Meinung änderst, weißt du ja, wo du mich findest.«
    »Hauen Sie ab!«
    Er öffnet die Tür, und als er hinausgeht, sagt er ganz beiläufig: »Ich frage mich, wie viel du schon verloren hast.« Und dann ist er fort.
    Ich stehe da, starre auf die geschlossene Tür. Was ich verloren habe? Ich schaue plötzlich auf meine Hand, doch die Finger sind nackt. Der herzförmige, purpurfarbene Ring, den ich stets getragen habe, ist zu Hause in meiner Matratze versteckt. Das würde ich niemals vergessen. James gab ihn mir, als … Ich halte inne, denke nach. Angst bohrt sich wie ein Stachel in mich. Er gab ihn mir als … o Gott!
    Ich lege mir eine Hand auf den Mund, begreife zum ersten Mal, dass eine Erinnerung verschwunden ist. Ich taumele rückwärts gegen mein Bett. Meine Gedanken überschlagen sich, versuchen alles zu erfassen, was mir einfällt. Der Ring. Wie bin ich an den Ring gekommen?
    Es klopft kurz an der Tür. Ich denke, dass es der Betreuer ist, und so brülle ich, dass er verschwinden soll. Die Tür öffnet sich, und Dr. Francis steht im Rahmen, die Augenbrauen zusammengezogen.
    »Sloane, Roger hat mir erzählt, dass er dich nicht dazu bewegen konnte, dein Zimmer zu verlassen«, sagt er bedächtig. »Bedrückt dich etwas?«
    Ja, mich bedrückt so viel, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Aber ich kann Roger nicht dafür anschwärzen, dass er ein so widerlicher Typ ist. Noch nicht. Weil er mir vielleicht helfen kann.
    Ich räuspere mich, straffe die Schultern und versuche, ganz ruhig zu wirken. Wollen wir doch mal sehen, ob Dr. Francis »Bullshit« erkennt!
    »Er hat mich geweckt, und ich war schlecht gelaunt«, sage ich. »Ich fürchte, meine Medikamente sind zu stark.«
    Dr. Francis presst die Lippen aufeinander, als würde er nachdenken. »Vielleicht musst du dich erst an die Dosis gewöhnen.«
    »Vielleicht«, erwidere ich, und meine Stimme klingt bitter.
    Er nickt, tritt von der Tür zurück. »Es ist Zeit fürs Mittagessen. Das Personal ist besorgt, dass du nicht genug isst. Schwester Kell hat mir berichtet, dass du zwei Kilo abgenommen hast, seit du hier bist.«
    »Gibt kein Fast Food hier«, sage ich. »Geben Sie mir Chicken Nuggets, und ich verputze einen ganzen Berg.«
    Er lacht und scheint erleichtert, dass ich noch Scherze machen kann, auch wenn es ein ziemlich lahmer Witz ist. »Ich werde sehen, was ich tun kann«, verspricht er. »Und ich werde deine Medikamentendosis anpassen. Wir wollen doch, dass du dich wohlfühlst. Ich weiß, dass du dich in einem schwierigen Übergang befindest.«
    Ich lächele, beiße die Zähne so fest zusammen, dass ich Angst habe, sie könnten brechen. Ein schwieriger Übergang? Ja, so kann man das wohl auch nennen.
    Dr. Francis wartet, während ich ins Bad gehe, mir die frischen Sachen anziehe und den Morgenmantel eng um mich wickele. Immer noch durchforste ich meine Erinnerungen nach der Geschichte des Rings, aber ich weiß, dass sie nicht mehr da ist. Ich habe einen Teil von James verloren, und das ist so niederschmetternd, dass ich fast eine Minute lang nur auf mein Spiegelbild starre, bevor ich mich halbwegs wieder unter Kontrolle habe.
    Als ich hinter dem Arzt auf den Korridor trete, konzentriere ich meinen Verstand auf einen einzigen Gedanken und halte ihn ganz fest bei mir: James, James, James .

6. Kapitel
    Nachdem mich Dr. Francis untersucht hat – nur ein körperlicher Check und ein Bluttest, ob ich auch wirklich meine Medikamente nehme –, werde ich in den Speisesaal geschickt, wo ich allein an einem Ecktisch sitze. Ich trinke etwas Saft und beiße ein paar Mal in einen Apfel, auf mehr habe ich keinen Appetit. Ich bin noch zu aufgewühlt wegen des Rings. Schließlich gehe ich und begebe mich in den fast leeren Aufenthaltsraum, setze mich wieder ans Fenster und starre nach draußen.
    Aber immer wieder halte ich nervös Ausschau nach Roger, frage mich, wann dieser schleimige Typ auftauchen und mir einen Handel anbieten wird. Frage mich, ob ich tatsächlich ablehnen darf, wenn ich nur auf diese Weise einen Teil von mir selbst behalten kann.
    »Psst

Weitere Kostenlose Bücher