Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)
Stimmung aufzulockern, das peinliche Schweigen zu brechen. Also nahm ich seine Shorts und stand auf, wollte damit weglaufen. Aber dann fiel etwas aus seiner Tasche und landete im Gras.«
»Und was?«, will Dr. Warren wissen. Sie scheint gespannt zu sein.
»Ein Ring. Ein alberner Plastikring mit Glitzer. Ich hielt ihn in der Hand, fragte mich, was er wohl damit vorhatte. Ich setzte mich wieder hin und untersuchte den Ring genauer, eifersüchtig auf das Mädchen, dem er gehört haben musste. Dann traf mich ein Wassertropfen, und ich sah James vor mir stehen, wie er sich mit dem Handtuch durchs Haar rubbelte.«
Ich gebe der Erinnerung Raum, lasse sie sich entfalten, während meine Worte ohne meine Erlaubnis aus mir herausströmen und Dr. Warren zuhört. Vor meinem inneren Auge sehe ich alles ganz genau vor mir, kann mich an jede einzelne Sekunde erinnern.
»Was hast du da?«, fragte mich James. Als er den Ring erkannte, warf er sein Handtuch hin. »Schnüffelst du in meinen Taschen herum, Sloane?«
»Nein, ich …« Ich brach ab, war voller Eifersucht. »Wem gehört der Ring?«
James lachte, und dann setzte er sich neben mich. Sein Bein presste sich an meines, als er sich herüberbeugte, um mir den Ring aus der Hand zu nehmen. »Du sollst nicht herumschnüffeln«, sagte er leise.
»Willst du mir nicht antworten?«
Er schaute weg. »Er ist für dich, Dummkopf«, sagte er mit einem Lächeln. »Ich habe ihn für dich besorgt.«
Ich starrte ihn an, unsicher, ob er mir die Wahrheit sagte, doch dann schob er mir den Ring auf den Finger. Dann beugte er sich erneut zu mir, hielt aber inne, als er mir ganz nahe war.
»Können wir uns jetzt küssen?«, fragte er. »Ist das okay?«
Ich schließe meine Augen, während ich vor Dr. Warren sitze und mich daran erinnere, wie warm James’ Mund auf meinem war, wie seine Zunge meine Lippen berührte, bevor ich sie für ihn öffnete. Wie er mich sanft auf die Decke legte, während er mich küsste, wieder und wieder, immer zärtlich und doch drängend.
Nie wieder wird James mir eine solche Leidenschaft zeigen. Nie wieder werde ich dieses Mädchen sein. Tränen strömen über meine Wangen, als ich um James weine. Ich vermisse ihn. Ich vermisse mich. Ich wünschte, alles könnte wieder so sein, wie es einmal war, doch stattdessen verliere ich nach und nach alles – ich werde Zeuge meines eigenen Todes.
Dr. Warren schweigt, doch sie reicht mir die gelbe Pille. Dankbar nehme ich sie, will nur noch schlafen. Will mich besser fühlen.
Aber ich will niemals vergessen.
»Aufwachen, Schätzchen!«, flüstert eine Stimme in mein Ohr.
Meine Lider sind zu schwer, als ich sie öffnen will, und als ich mich zu der Stimme hindrehe, fühle ich warmen Atem auf meinem Gesicht.
»Du warst ein bisschen zu lang weggetreten, Sloane. Sie haben mich gebeten, dich zurückzuholen.«
Ich reiße die Augen auf und sehe, dass sich der dunkelhaarige Betreuer über mein Bett beugt. Ich will ihn wegschieben, doch er packt mein Handgelenk.
»Nicht kämpfen«, sagt er beruhigend. »Ich werde dir nicht wehtun, mir sind die Willigen lieber.«
Ich reiße meinen Arm los, schlage mir dabei unabsichtlich gegen den Mund. Zucke zusammen und berühre meine Lippen, sehe ein wenig Blut.
»Ts, ts«, macht der Betreuer. »Du solltest nicht so wild sein.« Er geht hinüber zu meinem Schrank, holt einen frischen Krankenhausanzug und meinen Morgenmantel heraus, legt die Sachen über mein Bett. »Soll ich dir beim Anziehen helfen?«
» O verdammt, nein«, sage ich und setze mich im Bett auf. »Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das sexuelle Belästigung ist.«
»Ach, und wieso?« Er lächelt.
Ich habe keine Ahnung, ob es für eine Beschwerde ausreicht, aber ich hätte nichts dagegen, es zu probieren.
»Verschwinden Sie, oder ich rufe Schwester Kell«, sage ich und zeige auf die Tür.
Der Betreuer zuckt mit den Schultern. »Wenn du willst …« Er geht zur Tür, bleibt dann aber noch einmal stehen und dreht sich zu mir um. »Was ist, wenn ich dir etwas anbieten kann?«
»Ich will nichts von Ihnen haben.«
»Nicht einmal eine Erinnerung?«
Ich zögere, doch dann schiebe ich die Decke weg und steige aus dem Bett. »Was meinen Sie damit?«
Er strahlt, als er meine Aufmerksamkeit hat. »Wenn ich dir eine Erinnerung retten könnte, etwas, was du von hier mit nach draußen nehmen könntest, wäre es das wert?«
Ich schlucke die Übelkeit herunter, die von meinem Magen aufsteigt. »Was wäre es wert?«
Seine
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