Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)
er weiß stets, was er tun muss, damit ich mich besser fühle. Auch James hat mich immer zum Lachen gebracht, obwohl ich nicht mehr weiß, wann wir das letzte Mal zusammen gelacht haben.
Realm legt eine Scheibe Maisbrot auf meinen Teller. »Hier, du musst etwas essen, Sloane. Sonst löst du dich irgendwann in nichts auf.«
»Vielleicht will ich mich ja in nichts auflösen.«
»Du darfst hier so etwas nicht sagen«, zischelt er mir eindringlich zu. »Sonst fangen sie noch einmal von vorn an mit dem ›Programm‹.«
Ich nicke. Es tut mir leid, dass ich ihn aufgeregt habe, und unter dem Tisch greife ich nach seiner Hand. »Ich tue mir im Moment selbst leid«, erkläre ich leise. »Meine Erinnerungen … es sind nicht mehr viele übrig.«
Realm drückt meine Hand und hält sie weiterhin fest. Er sieht mich an, als würde er mich verstehen, dann wenden wir uns wieder unserem Essen zu, während die anderen reden. Ich nicke, als Derek uns erzählt, dass er den Staat verlassen wird, sobald er achtzehn ist.
Ich bin dankbar, dass Realm mich festhält. Es kommt mir kein bisschen romantisch vor. Es fühlt sich an, als wäre er mein Rettungsanker.
10. Kapitel
Nach einem temporeichen Kartenspiel ziehen Realm und ich uns auf die Couch zurück, um mit ein paar anderen einen Film zu sehen. Ich habe die Beine hochgezogen und mich an Realm gelehnt, und niemand sagt etwas: Keine Schwester befiehlt uns auseinanderzurutschen. Wir können tun, was wir wollen, und es ist herrlich. Zum ersten Mal seit langer Zeit habe ich das Gefühl, etwas selbst bestimmen zu können.
Als Schwester Kell hereinkommt und sagt, dass es Zeit sei, auf unsere Zimmer zu gehen, zieht Realm mich in die andere Richtung.
»Hast du Lust, noch ein bisschen bei mir abzuhängen?«, fragt er.
Ich zucke mit den Schultern, nehme seinen Arm, als wir den Flur hinuntergehen.
Er öffnet die Tür und lässt mich eintreten, dann schaut er sich noch einmal nach allen Seiten um, bevor er die Tür hinter uns schließt.
» Macht doch Spaß, sie ein bisschen auszutricksen, oder? «, sagt er.
»Ja. Dabei hatte ich echt gedacht, nichts kann es toppen, ständig mit Medikamenten zugedröhnt zu sein.« Ich lache, doch auf Realms Gesicht legt sich ein ernster Ausdruck.
Er setzt sich auf sein Bett, während ich auf dem Stuhl gegenüber Platz nehme und dann anfange, unruhig hin und her zu rutschen. Ich weiß, dass er über Roger sprechen will.
»Sloane, ich muss das fragen … Hat er dich vergewaltigt?«
»Was?« Ich schaue ihn erschrocken an. »Nein.«
»Was ist dann passiert?« Realm schluckt, und ich weiß, dass es keinen Zweck hat, etwas abstreiten zu wollen.
»Er hat mir einen Tausch angeboten.«
»O Gott!«
»Er wollte einen Kuss. Und ein bisschen … anfassen. Aber als er mich angepackt hat, hab ich das Knie richtig fest hochgezogen. Es war wirklich nur ein Kuss.« Mir wird schon schlecht, als ich nur daran denke, und ich senke den Kopf, weil ich nicht will, dass Realm mein Gesicht sieht.
»Und was hat er dir dafür gegeben?«
»Eine Pille. Er versprach, dass ich damit eine Erinnerung festhalten könnte.«
Realm flucht leise vor sich hin, reibt sich heftig mit beiden Handflächen durchs Gesicht. »Ich bring ihn um«, sagt er mehr zu sich selbst. »Ich hab ihm gesagt, er soll dich in Ruhe lassen.«
»Er hat das auch mit anderen gemacht, nicht wahr?«, frage ich.
Realm nickt, dann schaut er mich mit einem schmerzlichen Ausdruck in den Augen an. »Ich fürchte, das geht wohl schon eine ganze Weile so.«
Ich krümme mich zusammen, als ich daran denke, dass einige Mädchen hier mit diesem Freak Sex hatten, und ich kann nicht fassen, dass ich ihm jemals erlaubt habe, mich zu berühren. Aber ich wollte doch mein Leben behalten. Mich behalten. Doch ich komme mir dumm vor und beschmutzt, und ich schlinge die Arme um mich, als ich mich auf dem Stuhl zurücklehne.
»Sie wirkt nicht, diese Pille, weißt du«, sagt Realm. »Wird eine Erinnerung aus dem Kontext gerissen, kommt sie nie mehr zurück oder macht keinen Sinn. Du solltest die Pille nicht nehmen.«
Ich zucke zusammen, als ob man mich geschlagen hätte. Ich habe zugelassen, dass Roger mich anfasst, und nun bekomme ich nicht einmal das dafür, was er mir versprochen hat. Es war umsonst. Ich habe das alles für nichts getan.
»Sie wirkt nicht?«, frage ich, und meine Stimme klingt angespannt.
Realm schüttelt den Kopf.
Meine Welt bricht auseinander. Meine einzige Hoffnung ist ausgelöscht. Ich habe alles darauf
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