Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)
ich habe nicht einmal die Hälfte der Strecke geschafft, als die Wirkung des Medikaments wie eine Welle über mir zusammenschlägt. Ich stolpere vo rwärts, nicht sicher, ob ich es bis zu meinem Bett schaffen werde.
Es ist ein ähnlicher Effekt wie bei der gelben Pille, die Dr. Warren mir immer gibt, nur viel stärker. Ich fürchte plötzlich, dass »Das Programm« mich dafür töten will, dass ich die Wahrheit über Realm herausgefunden habe. Dass Realm mich töten will. Ich wanke in mein Zimmer und falle gleich hinter der Tür hin, schlage hart mit den Knien auf den weißen Boden.
Ich stütze mich auf Hände und Knie, während sich das Zimmer um mich dreht, und krieche auf die Sicherheit meines Betts zu.
»Sloane«, höre ich jemanden sagen, und dann spüre ich Arme um meine Taille, die mich hochziehen. Ich wende langsam den Kopf und sehe Realm.
»Nein«, sage ich und versuche, ihn abzuwehren, »lass mich allein.« Aber die Worte kommen nur undeutlich über meine Lippen, als er mich zu meinem Bett führt.
»Es tut mir leid. Aber es war die einzige Möglichkeit. Ich schwöre dir, es war die einzige Möglichkeit.«
»Was hast du getan?«, frage ich, obwohl ich nicht sicher bin, dass er mich überhaupt verstehen kann, denn Schlaf droht mich zu ertränken wie das rauschende Wasser des Flusses.
»Ich kann nicht zulassen, dass du dich erinnerst«, murmelt er und hilft mir ins Bett, dann legt er sich neben mich und hält mich beschützend fest.
Ich wehre mich nur schwach. Er redet immer noch, doch seine Stimme verklingt, verklingt immer mehr …
»… oder ich komme niemals mehr hier heraus.«
»Ich werde es allen verraten«, versuche ich zu sagen, aber ich kann meine Augen nicht mehr offen halten.
Und dann ist Realm fort.
Und ich auch.
15. Kapitel
Meine Lider zucken, ich öffne die Augen und schütze mein Gesicht mit meinem Unterarm gegen das Licht der Neonröhre über mir. Mein Kopf pocht, ist immer noch schwer von Schlaf.
Als sich der Nebel zu lichten beginnt, schaue ich auf meinen Nachttisch. Der Wecker zeigt zehn Uhr an. Es riecht nach Toast, und ich entdecke den Wagen mit dem abgedeckten Tablett auf der anderen Seite. Das Frühstück ist wahrscheinlich längst kalt geworden. Warum hat man mich nicht geweckt?
Ich ziehe meinen Morgenmantel an und frage mich, wo alle sind. Bevor ich hinaus auf den Flur trete, bleibe ich einen Moment in der Tür stehen. Eine junge Schwester sitzt im Schwesternzimmer und arbeitet an ihrem Computer, au s dem Aufenthaltsraum kann ich den Fernseher hören. Alles scheint normal, und doch … Ich bin verwirrt.
»Ah, du bist aufgewacht.«
Ich zucke zusammen und sehe Schwester Kell aus der anderen Richtung auf mich zukommen. Sie lächelt freundlich. »Du hast dich heute nicht gut gefühlt, also haben wir dich schlafen lassen. Möchtest du, dass ich dir eine Kleinigkeit zu essen hole, Liebes?«
»Nicht gut gefühlt?« Ich blicke den Flur hinab und sehe Derek, der die Hand hebt und mich grüßt. »Ich bin …« Ich streiche mir das Haar aus dem Gesicht und denke an den vergangenen Tag zurück, doch da ist nichts in meiner Erinnerung. »Welchen Tag haben wir heute?«, erkundige ich mich.
Schwester Kell lächelt, als wäre die Frage kein bisschen merkwürdig. »Samstag. Und endlich scheint die Sonne, sodass du in den Garten gehen kannst, wenn du möchtest.«
»Was?« Ich bin völlig verblüfft, denn niemals zuvor haben sie mir erlaubt, nach draußen zu gehen. Samstag? »Heute ist doch Freitag, oder?« Ich bin ganz sicher, dass erst Freitag ist.«
»Nein, Liebes. Du hast gestern Fieber bekommen, und wir mussten dir ein Medikament dagegen geben. Deshalb überrascht es mich auch nicht, dass du dich nicht erinnern kannst.«
Mein Verstand beginnt mit Höchstgeschwindigkeit zu arbeiten, und mir wird klar, dass sie an meiner Erinnerung herumgepfuscht haben. Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, trotzdem sieht mir Schwester Kell offenbar an, was ich denke. Ich würde am liebsten schreien. Sie boxen. Ich will, dass sie sich aus meinem Kopf heraushalten. Was haben sie mir diesmal weggenommen? Was auch immer es war, sie haben kein Recht, es auszulöschen.
»Wo ist Realm?«, frage ich.
»Er spielt Karten im Aufenthaltsraum.« Sie streicht mir das Haar hinter die Schulter, die Fürsorge in Person. »Geh zu ihm, und ich suche dir in der Zwischenzeit frische Sachen heraus, die du nach dem Duschen anziehen kannst. Nur solltest du es heute langsam angehen lassen.«
Ich möchte ihre
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