Duell der Leidenschaft
in Ruhe«, warnte Kerr ihn mit so schroffer Stimme, dass ihm die Kehle wehtat.
Rouillard richtete die Blicke aus seinen Glubschaugen auf Kerr. »Aber wie soll ich das machen? Diese Dinge müssen vor einer Heirat klargestellt werden. Ein Mann sollte wissen, welche Art von Frau er zu seinem Weib nimmt.«
Kerr ertrug diese vorsätzliche Demütigung für Sonia nicht. »Das wissen Sie längst, denn sonst hätten Sie nicht darauf bestanden, dass sie zu Ihnen geschickt wird. Also hören Sie damit auf.«
»Aber sie befindet sich nicht im selben Zustand wie zu dem Zeitpunkt, da sie aus der Obhut ihres Vaters entlassen wurde, nicht wahr? Ich will das genaue Ausmaß wissen. Und ich will erfahren, ob sie bereitwillig in Ihr Bett kam oder ob Sie sie dorthin schleppen mussten.«
Sonia atmete erschrocken tief ein, was in der plötzlichen Stille gut zu hören war.
»Mon Dieu «, raunte Tante Lily.
Wenn er erklärte, sie sei freiwillig zu ihm gekommen, dann würde Rouillard sie als Dirne brandmarken. Sagte er dagegen aus, es sei gegen ihren Willen geschehen, war das ein guter Grund, ihn dafür zu hängen. Das Gesetz drückte ja bereits in den Vereinigten Staaten ein Auge zu, wenn ein betrogener Verlobter ein solches Urteil fällte. Wie wahrscheinlich war es da, dass hier in Mexiko irgendjemand davon Notiz nahm?
Abermals schaute er Sonia in die Augen und sah das Entsetzen, das sich in ihnen widerspiegelte und von ihren Tränen nahezu ertränkt wurde. Er brauchte nicht einmal eine Sekunde, um zu wissen, wie er vorgehen würde.
»Mademoiselle Bonneval trifft keine Schuld.«
»Hören Sie damit auf, Monsieur. Auf der Stelle!«, rief sie an Rouillard gewandt. »Sie haben keinen Grund, Monsieur Wallace hier festzuhalten. Lassen Sie ihn noch heute Nacht frei, dann gebe ich Ihnen mein Wort, dass ich morgen an Ihrer Seite mein Ehegelübde ablegen werde.«
Es war die Angst um ihn, wie Kerr erkennen musste. Und das größte Opfer galt ebenfalls ihm. Es war das kostbarste Geschenk, das ihm je ein Mensch gemacht hatte. Ihm wurde warm ums Herz, seine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt, sodass er kein Wort des Protests herausbringen konnte.
Zugleich begann aber auch sein Verstand auf Hochtouren zu arbeiten und zeigte ihm einen möglichen Ausweg aus dieser Situation.
Rouillard setzte eine triumphierende Miene auf. »Wie großmütig von Ihnen, meine Sonia. Ich bin erfreut. Tre-mont, mein Freund, Sie haben gehört, welchen Handel sie vorschlägt.«
Der winkte flüchtig, doch sein Gesicht verriet nach wie vor seine Abscheu vor dem Ganzen.
»Dann hätten wir das erledigt.« Er lächelte Sonia verschlagen an. »Sollen wir beide die Hochzeitsfeier und das anschließende Frühstück planen? Oder soll ich das Ihnen und Ihrer Tante überlassen?«
»Nicht so eilig«, fuhr Kerr in einem Tonfall dazwischen, der einem Peitschenhieb gleichkam, und redete sofort weiter, wie es der Code Duello von ihm verlangte. »Sie haben meine Ehre angezweifelt, Sir, und auch die Ehre der Lady. Ich fordere Satisfaktion.«
Schweigen senkte sich über den ganzen Raum. Einer der Wachleute sah mit Unbehagen zu seinem Nebenmann.
»Sie fordern ?« Rouillard brach in schallendes Gelächter aus. »Vielleicht haben Sie es noch nicht bemerkt, Wallace, aber Sie befinden sich nicht in der Position, um irgendetwas zu fordern.«
»Stellen Sie sich mir im Duell, sonst weiß jeder Mann im Raum und auch die Lady, die Sie heiraten wollen, was für ein Feigling Sie sind.«
Arglist war in den Gesichtszügen seines Gegenübers auszumachen. »Sie sind ein Fechtmeister. Das wäre legaler Mord.«
»Dann behalte ich die Kette an.« Verächtlich zog er an der Kette, die rasselnd ein Stück weit über den Boden rutschte. »Das sollte meinen Vorteil wettmachen.«
»Nein«, hauchte Sonia, deren Blick auf seinen mit Blut verklebten Haaren ruhte. »Nicht jetzt. Nicht nach ...«
»Warte, chere«-, sagte ihre Tante, deren Blicke zwischen Kerr und ihrer Nichte hin- und herwanderten.
»Das ist schon mal ein Anfang«, meinte Rouillard.
»Was wollen Sie sonst noch?« Es hätte genügen sollen, fand Kerr angesichts des pochenden Schmerzes in seinem
Kopf. Offenbar hatte er nicht bedacht, wie weit das Eigeninteresse dieses Mannes reichte.
»Als der Herausgeforderte ist es mein Privileg, die Bedingungen für dieses Duell zu stellen. Ich nehme für mich das Recht in Anspruch, einen anderen an meiner Stelle kämpfen zu lassen.« Dabei deutete Rouillard auf den dunkelhaarigen Mann rechts von
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