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Duell der Leidenschaft

Titel: Duell der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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zusammenfügte, was die Männer um sie herum sich gegenseitig zuriefen, während sie sich über die Reling beugten und auf das Schiff zeigten.
    Es war mexikanischer Herkunft, eine Fregatte, und es hatte auf sie geschossen.
    Sie befanden sich im Krieg.
    Das war es also. Nach jahrelangen Drohungen und Scharmützeln, nach diplomatischem Taktieren war nun der Krieg ausgebrochen. Seltsam, wie schwer es ihr fiel, das zu glauben. Die Bedrohung hatte so lange Zeit über ihrem Kopf geschwebt, dass sie davon ausgegangen war, es würde nie so weit kommen — auch wenn sie ihren Vater damit aufgezogen hatte.
    Noch unfassbarer war aber die Tatsache, dass sie selbst auch noch in diesen Zwischenfall verstrickt wurde. Was wollte der Befehlshaber eines mexikanischen Kriegsschiffs mit der Lime Rock anfangen, einem Frachtschiff, das Post, Güter und ein paar Passagiere zwischen New Orleans und Vera Cruz hin und her transportierte? Es sei denn, man hatte es auf den amerikanischen Regierungskommissar abgesehen.
    Die Schaufelräder wühlten die See auf und bewegten sich schneller und schneller, sodass Schaumkronen in einer doppelten Spur hinter ihnen herzogen. Die mexikanische Fregatte nahm ebenfalls Fahrt auf, um sie nicht zu verlieren. Beide Schiffe bewegten sich in den letzten stürmischen Böen auf und ab, ihre Masten beschrieben am grauen Himmel wütende Bogen.
    Es kam Sonia fast so vor, als könne sie unter ihren Füßen die zunehmende Hitze spüren, während die Dampfkraft in die stampfende Maschine gepumpt wurde. Auf jeden Fall aber nahm sie das konstante Zittern wahr, das das Geländer durchdrang, als die Kurbelwelle die Schaufelräder noch schneller antrieb.
    Gervaise, der ihr mit Reverend Smythe nach draußen gefolgt war, rief etwas und deutete in Richtung Küste. Sonia legte eine Hand an die Augen, um sie vor dem stärker werdenden Fahrtwind zu schützen, und schaute in die angegebene Richtung. Entdecken konnte sie aber nur den Küstenstreifen, den sie und Kerr zuvor schon beobachtet hatten. Er war inzwischen ein Stück näher gerückt, denn sie machte nun die schwärzlich grünen Silhouetten der Palmen und eine helle Linie aus, die die Brandung zu sein schien.
    Mündungsfeuer war zu sehen, die Explosion eines weiteren Schusses hallte über das Wasser. Dicht hinter dem Heck des Raddampfers schoss eine Fontäne in die Höhe, Wasser ergoss sich nach unten und wurde von dem stärker werdenden Wind weggetrieben, der auch den Nebel entlang der Küstenlinie in Schwaden auflöste. Rauch stieg aus der kleinen Kanone am Bug des mexikanischen Schiffs auf, wie Gervaise es zuvor vermutet hatte.
    Die Männer wichen von der Reling zurück. Sonia sah Kerr an, der breitbeinig dastand, sich an der Reling festhielt und so wütend das verfolgende Schiff anstarrte, als wollte er von Bord springen und den herannahenden Angreifer mit bloßen Händen aufhalten. Wäre die Kugel nur ein kleines Stück weiter geflogen ...
    Nein, darüber wollte sie nicht nachdenken.
    Ein eisiger Schauer ließ sie zusammenzucken. Ihre Kleidung war feucht und kalt, die Röcke klebten ihr an den Beinen. Sie war die einzige Frau an Deck, die einzige Frau, die den Elementen und der Gefahr trotzte. Das Beste wäre bestimmt, wenn sie in den Salon zu den anderen Ladys zurückkehrte. Tante Lily musste außer sich vor Sorge um sie sein, und so würde sie sie wenigstens beruhigen können.
    Aber allem zum Trotz, was sie gesollt oder gekonnt hätte, war es ihr nicht möglich, sich loszureißen.
    Die Geschehnisse an vorderster Front mitzuerleben, das war viel besser, als unter Deck zu hocken. Und was, wenn sie tatsächlich getroffen werden sollten? Es war eine unerträgliche Vorstellung, unter Deck in der Falle zu sitzen, während das Schiff sank.
    Die Lime Rock baute ihren Vorsprung auf die Fregatte aus, der Streifen dunkelblauen Wassers zwischen den beiden Schiffen wurde breiter. Der Dampfer war offenbar das leichtere Schiff, das zudem eine leistungsfähigere Maschine zu besitzen schien. Captain Frazier musste wohl alles verheizen, was an Vorräten an Bord war, denn sie flogen förmlich über die Wellen. So wie es aussah, konnten sie ihre Verfolger abhängen.
    Sonia klammerte sich an der Reling fest und hielt den Blick auf das mexikanische Schiff gerichtet, bis ihr die Augen brannten. Ihr Herz hämmerte wie wild, und die Hände schmerzten, da sie ihre Finger so fest um die Reling gelegt hatte. Entsetzen strömte ihr durch die Adern, doch begleitet wurde es von einer brennenden

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