Duell der Leidenschaft
Das Hemd stand offen und gewährte einen ungehinderten Blick auf ihre Unterwäsche, die vor Nässe fast durchsichtig war. Durch den Stoff waren die rosefarbenen Warzenhöfe zu sehen, ihre Brustspitzen zeichneten sich unter dem Stoff ebenso deutlich ab wie das dunkle Dreieck am Ansatz ihrer Oberschenkel.
Mit erstaunlicher Klarheit wurde ihr bewusst, wenn ihr Körper sich jetzt so deutlich unter dem Stoff abzeichnete, dann musste das noch deutlicher der Fall gewesen sein, als sie und Kerr es an den Golfstrand geschafft hatten. Da war sie von der Katastrophe einfach zu mitgenommen gewesen und hatte es nicht bemerkt.
Kein Wunder, dass Kerr sein Hemd hergegeben hatte. Sie musste auf ihn wie die schlimmste Dirne gewirkt haben. Aber wenn dem so war, warum hatte er das nicht ausgenutzt?
Sie legte den Leinenstoff enger um sich, ging das Ufer hinauf und setzte sich auf einen Fels, der aus dem Gras ragte. So aufmerksam sie auch lauschte und sich umsah, konnte sie doch nirgendwo etwas ausmachen, das auf eine Bedrohung hinwies. Sie stützte einen Ellbogen auf ihr Knie und legte das Kinn in die Handfläche, dann widmete sie sich wieder diesem rätselhaften Kerr Wallace.
Die einzige sinnvolle Erklärung für sein Verhalten war die, dass er seine Gefühle immer im Griff hatte — nicht nur als Fechtmeister, wo es ihm half, so erfolgreich zu sein, sondern auch beim Anblick ihres fast nackten Körpers - und sie ihn deshalb nicht kümmerte. Obwohl es vielleicht verkehrt war zu sagen, dass sie ihn nicht kümmerte, denn dafür hatte er gerade eben viel zu hastig die Flucht ergriffen. Zumindest aber machte seine Beherrschung ihm es möglich, ihren Reizen zu widerstehen. Das konnte sich für ihren Plan noch als eine Hürde erweisen, die sie überwinden musste.
Damit würde sie sich noch intensiver belassen müssen.
Kerrs Weste lag vor ihren Füßen, und nachdem Sonia sich vergewissert hatte, dass er am gegenüberliegenden Seeufer schwamm, griff sie in den Ärmelausschnitt und hob die Weste hoch. Der Stoff, eine leichte Mischung aus Kaschmir und Seide, fühlte sich warm an, aber sie konnte nicht
sagen, ob die Sonne oder seine Körperwärme der Grund dafür war. Dennoch hielt sie die Weste noch einen Moment länger fest.
Dadurch glitt die Uhr aus der Tasche und fiel zu Boden, aber Sonia bekam die Kette zu fassen und zog sie hoch. In das mit Gold ziselierte silberne Gehäuse waren Schnörkel rund um ein Paar gekreuzter Degen eingraviert.
Sie betrachtete die Taschenuhr, während sich eine kalte Hand um ihr Herz zu legen schien, dann drückte sie auf den Verschluss, damit sich der Deckel öffnete.
Die Uhr war kurz nach dem Zeitpunkt stehen geblieben, als die Lime Rock untergegangen war. Etwas anderes hatte sie auch nicht erwartet, dennoch verspürte sie Enttäuschung darüber. Die Zeit war kaum von Bedeutung, solange sie hier verloren waren, aber es war ein Symbol dafür, dass die Dinge auch ohne sie weitergehen mussten.
Was würde Jean Pierre machen, wenn er erfuhr, dass das Schiff gesunken war, mit dem sie zu ihm kommen sollte? Oder wenn ihre Tante Vera Cruz erreichte und berichten musste, dass Sonia und ihr Begleiter zu den Vermissten gehörten? Als Erstes würde er sicherlich mit dem nächsten Dampfschiff eine Nachricht nach New Orleans schicken. Vorausgesetzt, derartige Schiffe durften überhaupt den Hafen verlassen.
Was würde ihr Vater machen, was würde er fühlen? Und welche Reaktion war von ihm zu erwarten, wenn sich herausstellte, dass sie doch noch am Leben war? Dass sie wie durch ein Wunder der Katastrophe auf dem Golf entkommen war? Würde er nach Vera Cruz reisen und sie aus dem Land holen, das sich im Krieg mit den Vereinigten Staaten befand? Oder würde er ausrichten lassen, die Hochzeit solle wie geplant stattfinden?
Sie musste innerlich lachen, da es keinen Zweifel an der Reaktion ihres Vaters gab.
Sie steckte die Uhr zurück in die Tasche und legte die
Weste wieder auf den Boden, dann hob sie den verletzten Fuß über das andere Knie und machte sich daran, die Sandale aus Blättern zu reparieren, die sich gelockert hatte. Nach einer ganzen Weile schaute sie wieder zum See.
Kerr schwamm mit so kraftvollen Zügen hin und her, dass sich an seinen Schultern kleine Schaumkronen auf den Wellen bildeten, wenn er sich mit seinen kräftigen Armen durch das Wasser kämpfte. Mit konzentrierter Miene und geschlossenen Augen bewegte er sich durch den See, während ein Instinkt ihm sagen musste, wo das flache, steinige
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