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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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hatte, um den Sicherheitsbeauftragten zu holen.
    »Das wird sich bald zeigen«, entgegnete Albert.
    Marians Besorgnisse wuchsen, je länger sie warten mussten. Man hatte ihnen nahegelegt, sich nicht mit Viðar zu befassen, und Viðar selbst hatte sie eindringlich vor einem Besuch in der sowjetischen Botschaft gewarnt. Marian musste sich die Frage stellen, ob sie vielleicht voreilig gehandelt hatten, ob es nicht besser gewesen wäre, sich die Sache noch einmal gründlich durch den Kopf gehen zu lassen. Die Ereignisse der letzten Tage und Wochen, seit die Polizei zum Tatort im Hafnarbíó gerufen worden war und die Suche nach Ragnars Mörder begann, hatten aber absolute Priorität. Anfangs waren sämtliche Besucher der Fünfuhrvorstellung als Täter in Frage gekommen, aber dann hatte sich die Suche auf zwei Männer konzentriert, zwei Ausländer, die Seite an Seite in der Reihe vor Ragnar gesessen und über etwas gesprochen hatten, was absolut geheim war. Der eine war Juri Vygocki gewesen, der andere möglicherweise ein Amerikaner. Viðar stritt ab, dass er in der Vorstellung gewesen war, gab aber zu, draußen vor dem Kino gewesen zu sein. Irgendjemand hatte excuse me gesagt.
    »Albert, sehen wir vielleicht tatsächlich alles verkehrt?«, flüsterte Marian.
    »Was meinst du damit?«, fragte Albert.
    »Als Viðar sagte, wir wären vollkommen auf dem Holzweg, worüber haben wir da eigentlich gesprochen?«
    Albert dachte einen Moment nach.
    »Ich habe mir nichts notiert«, flüsterte er.
    »Wir haben darüber gesprochen, dass die Sowjets Spasski den Sieg sichern wollen. Genau das hat Ragnar im Kino gehört und auf Band aufgenommen, und deswegen musste er sterben.«
    »Ja, und?«
    »Viðar hat aber behauptet, dass es überhaupt nicht um Schach geht.«
    Marian sah immer noch Johannes vor sich, den Dezernatsleiter. Ihm war es auch nur darum zu tun gewesen, den Frieden zu halten und Aufschub zu gewinnen. Genau wie Viðar. Der hatte ebenfalls nur um eine Karenzzeit gebeten. Und außerdem hatte Viðar gesagt, ihr seht das alles verkehrt. Morgen kann ich mit euch reden, aber heute nicht.
    Die Tür zum Empfangsraum öffnete sich. Der Mann mit dem Schnäuzer erschien, diesmal in Begleitung eines anderen Mannes, den er als Sicherheitsbeauftragten der Botschaft vorstellte. Der war allerdings erheblich weniger freundlich und gesprächig, weder grüßte er, noch stellte er sich mit Namen vor. Albert streckte ihm die Hand hin, musste sie aber zurückziehen, da der Mann keine Anstalten machte, sie zu schütteln.
    »Hier wurden Fehler gemacht. Ich muss Sie bitten, die Botschaft zu verlassen«, erklärte er in wesentlich schlechterem Englisch als der Mann mit dem Bärtchen auf der Oberlippe.
    »Was für Fehler denn?«, erkundigte sich Albert höflich.
    »Wir brauchen Zeit, um einen Besuch wie diesen vorzubereiten. Der Botschafter ist nicht im Haus. Man hätte Sie auf keinen Fall einlassen dürfen. Bitte gehen Sie jetzt.«
    »Ich weiß nicht, ob er Sie darüber informiert hat«, sagte Albert, indem er auf den Pförtner deutete, der wie ein begossener Pudel neben dem Sicherheitsbeauftragten stand. »Wir sind wegen der Ermittlung in einem Kriminalfall hier, es handelt sich um ein Kapitalverbrechen, das vor nicht allzu langer Zeit in Reykjavík verübt wurde. Wir sind der Ansicht, dass es etwas mit der russischen Botschaft zu tun hat.«
    Der Sicherheitsbeauftragte war zwar darüber informiert worden, aber trotzdem fest entschlossen, das zu ignorieren.
    »Sie müssen sich einen Termin geben lassen«, sagte er. »Ich muss Ihnen noch einmal nahelegen, das Haus zu verlassen.«
    Marian blickte dem Sicherheitsbeauftragten ins Gesicht und sah die besorgte Miene von Viðar Eyjólfsson vor sich, als sie ihn gefragt hatten, ob er observiert würde, und die Panik in seinem Gesicht, als er erfuhr, dass sich die Kriminalpolizei mit der russischen Botschaft in Verbindung setzen wollte. Es schien fast, als sei die Botschaft ein lebensgefährlicher Ort – er hatte behauptet, dass Menschenleben auf dem Spiel stehen würden, falls Marian und Albert dort auftauchten. Worum ging es? Was fürchtete dieser Viðar aus den Reihen seiner politischen Gesinnungsgenossen? Und welcher Zusammenhang bestand zwischen dieser Furcht und seinem Freund Juri Vygocki, diesem hohen Tier beim KGB ?
    Albert diskutierte immer noch mit dem Sicherheitsbeauftragten. Der Mann mit dem Schnäuzer stand ganz zerknirscht neben ihnen, weil er so töricht gewesen war, die Kriminalbeamten in

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