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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Chance gehabt, sich zu wehren. Es gab diverse Anzeichen dafür, dass es sich um einen plötzlichen Angriff gehandelt hatte, der Ragnar vollkommen überrascht haben musste. An seinen Händen hatten sich keinerlei Spuren gefunden, die auf einen Kampf hinwiesen. Seine Kleidung war bis auf die zwei Löcher von den Messerstichen unbeschädigt. Als er angegriffen wurde, hatte Ragnar das Popcorn und die Limo bereits verzehrt, die Tüte und die Flasche lagen auf dem Boden. Ansonsten gab es in der Nähe seines Sitzes keinerlei Abfall, was darauf hindeuten konnte, dass er alleine gesessen hatte, auch wenn man das nicht mit Sicherheit sagen konnte. Nicht alle, die sich Süßigkeiten gekauft hatten, mussten die Überreste einfach auf den Boden fallen gelassen haben. Über das Messer, mit dem Ragnar umgebracht worden war, wusste man nichts Genaues, außer dass die Klinge relativ kurz gewesen sein musste, etwa wie von einem großen Taschenmesser. Die zwei Einstiche befanden sich präzise an der Stelle, an der sie maximalen Schaden anrichteten, sie hatten sowohl das Herz als auch die Schlagader getroffen.
    »Bestand aufgrund seiner Behinderung die Gefahr, dass er mit Fremden in Streit geraten konnte?«, fragte Albert. »Ist so etwas jemals vorgekommen?«
    Klara sah ihn an.
    »Nein«, sagte sie. »Er wusste genau, wie man solche Situationen vermeidet. Ich kann mich an keine solchen Vorfälle erinnern.«
    »Vielleicht etwas, was kürzlich erst geschehen ist?«, fragte Marian Briem. »Gibt es vielleicht jemanden, der sich an ihm rächen oder ihn sogar aus dem Weg haben wollte? Gab es jemanden, der seinetwegen in Schwierigkeiten geraten war? Vielleicht hat er dir ja nichts davon erzählt, aber auch wenn du jemanden im Verdacht haben solltest, würden wir das gerne wissen.«
    »Nein, da gibt es niemanden«, antwortete Klara verwundert. »Auf gar keinen Fall. Ich weiß überhaupt nicht, wie du darauf kommst.«
    »Könnten wir uns vielleicht sein Zimmer ansehen?«, fragte Albert.
    »Natürlich«, sagte Klara und stand auf. »Wir haben nichts angerührt.«
    Sie ging mit ihnen in den Flur. In der Wohnung gab es drei kleine Schlafzimmer. Die Mädchen schliefen zusammen in einem der Zimmer, die Eltern in dem zweiten, und Ragnar hatte das kleinste Zimmer für sich. Das Fenster in seinem Zimmer ging nach hinten hinaus. Von dort aus blickte man auf den noch nicht fertiggestellten Hof, jenseits des Grundstücks standen Baukräne und halbfertige Häuser auf den »Golanhöhen«. Drei große Filmplakate an den Wänden fielen sofort auf, Planet der Affen mit Charlton Heston, Bonny and Clyde und Dr. Dolittle .
    »Was sind das für Affen?«, fragte Marian Briem.
    »Den Film habe ich gesehen«, sagte Albert. »Er wurde im letzten Winter im Nýja bíó gezeigt. Tolles Ende.«
    »Ich geh nicht oft ins Kino«, sagte Marian entschuldigend und sah Klara an.
    »Die Angestellten in den Kinos waren immer sehr nett zu ihm«, sagte Klara. »Es hat ihm Spaß gemacht, alles Mögliche zu sammeln, was mit den Filmen zu tun hatte, und von den Leuten bekam er Fotos von den Schauspielern und Plakate. Den hier mochte er besonders«, sagte sie und zeigte auf das Plakat vom Planet der Affen . Ein kleiner Schreibtisch stand am Fenster, an der Wand ein schmales Bett. Es war sorgfältig gemacht, und der Schreibtisch war ordentlich aufgeräumt. An der Wand, die dem Bett gegenüberlag, befand sich ein Bücherregal mit Abenteuerbüchern und ausländischen Filmmagazinen.
    »Dürfen wir die Schubladen öffnen?«, fragte Marian, und Klara nickte.
    Der Schreibtisch hatte drei Schubladen, in denen sich Schulsachen befanden, Schulhefte und ein Schreibblock, Kugelschreiber und Bleistift, Radiergummi und Spitzer. Und zahlreiche Kassetten. Zwei waren mit Agenten sterben einsam beschriftet, und auf der Seite mit den Ziffern eins bis vier versehen. Es fanden sich noch weitere Kassetten, die in ähnlicher Weise nummeriert und mit Zabriskie Point und Die Kanonen von Navarone beschriftet worden waren.
    »Weißt du, was das ist?«, fragte Marian und reichte Klara eine der Kassetten mit der Aufschrift Agenten sterben einsam . Sie betrachtete die Kassette und die Schrift ihres Sohnes.
    »Ich weiß nicht, was das ist«, erklärte sie. »Er besitzt einen Kassettenrekorder, den wir ihm zum Geburtstag geschenkt haben. Ich dachte, dass er ihn gar nicht mehr benutzt.«
    »Das sind alles Titel von Kinofilmen«, warf Albert ein. » Zabriskie Point und Agenten sterben einsam habe ich im Gamla bíó

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