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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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gesehen, und die Kanonen von Navarone liefen, glaube ich, im Stjörnubíó.«
    Marian sah ihn verwundert an.
    »Ich gehe auch manchmal ins Kino«, sagte Albert.
    Marian betrachtete die Kassetten mit der Aufschrift Agenten sterben einsam .
    »Woher hatte er das Geld?«
    »Er hat alles selber bezahlt«, sagte Klara. »Er hörte nach den Pflichtschuljahren mit der Schule auf und arbeitete halbtags in einem Laden hier in der Nähe. Normalerweise bis zwei Uhr nachmittags.«
    »Wo ist der Rekorder?«, fragte Albert. »Ist er hier im Zimmer?«
    »Ja, der müsste hier irgendwo sein«, antwortete Klara und fing an zu suchen. Als sie ihn nicht fand, ging sie in das Zimmer der Mädchen und anschließend ins Wohnzimmer.
    »Anscheinend hatte er im Kino seine Schultasche dabeigehabt, darin könnte sich das Gerät befunden haben«, sagte Marian zu ihr. »Aber wir haben die Tasche nicht bei ihm gefunden.«
    »Die Mädchen könnten etwas darüber wissen«, sagte Klara und ging wieder ins Schlafzimmer ihrer Töchter, wo sie eine ganze Weile blieb. Außer dem Baustellenlärm hörte man nichts.
    »Er hat erst vor Kurzem damit angefangen«, sagte Klara, als sie sichtlich erregt wieder zurückkam. »Ragnar hat das Gerät mit ins Kino genommen und den Ton der Filme aufgezeichnet, die er sich angeschaut hat. Er hat uns nichts davon erzählt, weil er nicht wusste, ob das erlaubt ist. Die Mädchen glauben, dass es sehr gut sein kann, dass das Gerät in der Schultasche war. Wir können es nicht finden. Normalerweise war es immer hier in seinem Schreibtisch.«
    »Man hat es aber nicht bei ihm gefunden, als seine Leiche entdeckt wurde«, sagte Marian. »Genauso wenig wie die Schultasche.«
    »Dann muss es jemand an sich genommen haben«, sagte Klara.
    Klara war inzwischen ein wenig lebhafter geworden. Jetzt gab es für diese Tat, die ihr bisher so völlig unverständlich gewesen war, zumindest so etwas wie eine Erklärung, die ihr einleuchtete. Wenn der Anlass für den Mord an Ragnar ein Diebstahl war, konnte sie sich ein Bild von den Umständen machen, die zu seinem Tod geführt hatten.
    »Wenn er das Gerät dabeigehabt hat, ist das sehr gut möglich«, sagte Marian.
    »Kann das wirklich der Grund gewesen sein?«
    »Vielleicht hat er den Rekorder nicht hergeben wollen«, fuhr Marian fort. »Wenn er so war, wie du sagst, starrköpfig.«
    »Ja, das war er«, sagte Klara. »Kann es wirklich sein, dass ihn jemand wegen eines Kassettenrekorders umgebracht hat? Ist das möglich?«
    »Ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich«, erklärte Marian. »Es sei denn, dass es sich um ein sehr teures und exklusives Gerät gehandelt hätte. War es das?«
    »Nein, ganz sicher nicht«, sagte Klara. »Etwas Teures können wir uns gar nicht leisten. Es war das billigste Gerät, das wir gefunden haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemand stehlen würde.«
    »Nein. Vielleicht ging es um etwas ganz anderes …« Marian verstummte mitten im Satz. »Du sagst, er hat den Ton der Filme aufgenommen?«
    »Ja.«
    »Er muss nicht unbedingt wegen des Geräts erstochen worden sein.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Albert.
    »Das Gerät selber war nichts Besonderes, ein billiges Ding, das es sich kaum lohnte zu klauen. Auf keinen Fall so viel wert, dass man deswegen jemanden umbringt.«
    »Richtig.«
    »Der Täter wollte vielleicht etwas anderes von Ragnar.«
    »Und das wäre?«
    »Wenn es nicht das Gerät selber war, hinter dem er her war«, sagte Marian, »dann müssen es wohl die Kassetten gewesen sein.«
    »Wir haben aber keine Kassetten in dem Kino gefunden«, sagte Albert.
    »Wenn man von den Kassetten hier ausgeht, brauchte Ragnar meist zwei für jeden Film. Die sind mit dem Gerät verschwunden.«
    Albert starrte Marian an.
    »Du meinst also, dass der Messerstecher nicht hinter dem Gerät her war, sondern …«
    »… sondern hinter dem, was Ragnar aufgenommen hatte«, führte Marian Briem den Satz zu Ende.

Sechs
    Der Filialleiter des Lebensmittelgeschäfts, in dem Ragnar vormittags gearbeitet hatte, wusste nur Positives über ihn zu berichten. Ragnar war immer pünktlich und zuverlässig gewesen, und alle hatten ihn gemocht. Alle wussten von seinem Interesse fürs Kino. Er konnte manchmal etwas einfältig und kindisch wirken, aber er war ein lieber Junge und immer bereit, anderen zu helfen. Keiner von den Angestellten des Ladens wusste etwas darüber, dass jemand in letzter Zeit Streit mit Ragnar gehabt oder ihn angegriffen hatte. Ragnar hatte nie etwas

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