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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Getrampel auf dem Fußboden.
    »Was ist das für ein Apparat?«, hörte Marian den Mann fragen.
    Keine Antwort.
    »Jetzt hör mir mal zu, Bursche!«
    Marian stellte sich vor, wie der Mann Ragnar am Arm packte.
    »Ich will das Ding sehen.«
    »Lass mich in Ruhe!«, erwiderte eine junge Stimme.
    »Ist das ein Aufnahmegerät? Was machst du mit so einem Ding hier im Kino?«
    »Nichts«, sagte Ragnar.
    »Ist das ein Mikrofon? Was machst du damit? Hast du hier etwas aufgenommen?«
    Die anderen Geräusche verstummten allmählich. Die beiden waren jetzt offensichtlich allein im Saal.
    »Nein«, sagte Ragnar leise.
    »Oh, doch«, behauptete der Mann. »Weshalb machst du das? Weißt du nicht, dass das verboten ist?«
    »Gib mir den Rekorder wieder«, bat Ragnar.
    »Was hast du denn damit vor, willst du dir den Film anhören? Du weißt, dass es so etwas wie ein Copyright gibt. Man darf nicht einfach den Ton mitschneiden!«
    »Gib mir den Apparat wieder«, sagte Ragnar. »Ich muss nach Hause.«
    »Was ist los mit dir, bist du nicht ganz richtig im Kopf?«
    »Doch.«
    Wieder hörte Marian Briem ein Rauschen. Jetzt waren Verkehrsgeräusche zu hören, Hupen, ein aufheulender Motor. Die beiden hatten das Kino verlassen. Der Platzanweiser im Gamla bíó hatte beobachtetet, dass sie zur Bankastræti hochgegangen und dort um die Ecke gebogen waren.
    »Willst du das verkaufen? Wozu brauchst du die Musik? Was hast du damit vor?«
    »Lass mich in Ruhe!«
    »Warum machst du so was? Du darfst nicht … nimmst du das hier auf … nimmst du etwa immer noch auf?«
    Die Aufzeichnung endete abrupt. Marian spulte zurück, um sich diese Szene noch einmal und dann noch ein drittes Mal anzuhören und anschließend das Gerät auszuschalten. Inzwischen hatte sich auch Albert an seinem Schreibtisch niedergelassen und lauschte dem Wortwechsel zwischen Ragnar und dem Unbekannten.
    »Der arme Junge«, sagte er.
    »Der Typ spinnt doch«, sagte Marian.
    »Es hörte sich fast wie eine Drohung an«, entgegnete Albert. »Der Kerl hat sich richtig mit Ragnar angelegt.«
    »Wahrscheinlich ist das irgendein armer Irrer gewesen«, sagte Marian. »Wieso faselt er was von Copyright? Und warum so aggressiv? Was weiß der schon vom Copyright? Was geht ihn das alles überhaupt an?«
    »Ragnar scheint ihn durch die Aufnahme irgendwie provoziert zu haben«, sagte Albert.
    »Wer fühlt sich denn von so etwas provoziert?«
    »Musiker zum Beispiel, haben die nicht gerade einen Verband gegründet?«
    »Oder Schriftsteller?«
    »Und natürlich auch Rechtsanwälte.«
    »So, wie sich der Typ anhört, könnte er glatt ein Jurist sein«, sagte Marian.
    »Unverfroren und zudringlich, also unerträglich. Das könnte passen«, stimmte Albert zu.
    »Gibt es was Neues von Bobby?«
    »Er zieht jetzt ins Hotel Loftleiðir um. Er war in diesem tollen Bungalow untergebracht, der von der DAS -Lotterie als Hauptgewinn ausgespielt wird, aber da will er nicht bleiben.«
    »Ein angenehmer Zeitgenosse also?«
    »Sehr liebenswürdig, auch wenn ich nur ganz kurz mit ihm zu tun hatte. Die Kollegen, die mit ihm diesen Ausflug gemacht haben, verstehen gar nicht, wie er so viele Menschen gegen sich aufbringen konnte.«
    »Vielleicht ist er nur so hart, wenn es um Verträge und Preisgelder geht. In seiner Spielklasse geht es nicht nur um Schach, da muss man ganz schön gewieft sein. Wirst du noch länger mit seiner Bewachung beschäftigt sein?«
    »Vielleicht. Im Augenblick werden die Dienstschichten für das Match eingeteilt, und wir hier von unserer Abteilung werden natürlich auch dabei sein. Selbstverständlich nur diejenigen, die sich freiwillig melden. Es ist natürlich alles eine Frage …«
    Albert verstummte.
    »Und wann beginnt der ganze Zirkus?«
    »Morgen Abend. Dann spielen sie die erste Partie.«
    »Meiner Meinung nach sollten sich unsere Leute lieber auf ihre Arbeit konzentrieren, als hinter irgendwelchen Berühmtheiten herzulaufen«, sagte Marian und erhob sich vom Sofa. »Am besten fängst du damit an, sämtliche Mitschnitte des Jungen zu holen und sie dir anzuhören. Wenn er im Gamla bíó in solche Schwierigkeiten geraten ist, kann das auch in anderen Kinos geschehen sein.«
    Die Aussagen des Meteorologen und der beiden Jungencliquen, die im Hafnarbíó gewesen waren und sich danach bei der Polizei gemeldet hatten, waren zu Protokoll genommen worden. Ragnar mitgerechnet, waren also insgesamt neun der fünfzehn Kinobesucher erfasst worden. Es bestand natürlich immer noch die

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