Duell: Island Krimi (German Edition)
gemacht worden. Iwanow stand im Vordergrund und lächelte in die Kamera. Die Delegation bestand in der Mehrzahl aus Männern, nur zwei Frauen gehörten dazu. Der Bildunterschrift zufolge waren auch die Mitglieder eines isländischen Empfangskomitees zu erkennen.
»In Moskau war er einer von Viðars besten Freunden«, erklärte Hrefna. »Ich hab ihn auf dem Foto gleich erkannt. Ich weiß aber nicht mehr, wie er heißt. Sein Name wird in der Zeitung nicht genannt, nur der von Iwanow.«
»Woher weißt du, dass sie befreundet sind?«
»Ich habe sie oft zusammen gesehen. Seitdem sind natürlich viele Jahre vergangen, aber ich habe ihn sofort erkannt. Das Foto ist ziemlich scharf. Er war Viðars Verbindungsmann zur Komintern, wenn ich mich richtig erinnere. Anscheinend hat er es in der Zwischenzeit weit gebracht.«
»Von wann ist die Zeitung?«
»Da musst du dir das Datum anschauen. Ich bewahre sie immer ein oder zwei Monate auf, bevor ich sie wegwerfe. Damit mir nichts entgeht«, erklärte Hrefna lächelnd.
Marian schaute auf der Titelseite nach, die Zeitung war drei Tage vor dem Mord an Ragnar erschienen.
Marian starrte auf das Bild und den Mann, der Hrefna zufolge in Moskau engen Kontakt zu Viðar Eyjólfsson gehabt hatte. Das Foto zeigte einen Mann, der einen kurzen hellen Mantel trug.
Dreißig
Marian setzte sich im Büro mit Albert zusammen und berichtete ihm, was Hrefna zu sagen gehabt hatte, und reichte ihm dann den Volkswillen mit dem Foto von dem Mann im hellen Mantel. Albert betrachtete das Bild, sah Marian an und dann noch einmal das Foto. Marian fand es an der Zeit, Albert einige Informationen über Viðar zu geben, weil es nun Hinweise darauf gab, dass er möglicherweise der dritte Mann vor dem Kino gewesen war. Marian sagte Albert, dass Viðar in enger Verbindung zur Sozialistischen Partei stand und vermutlich auch persönlichen Kontakt zu prominenten Leuten in der sowjetischen Nomenklatura hatte.
»Hat Viktoria nicht über einen Mann in einem kurzen hellen Mantel gesprochen?«, fragte Albert.
»Ja«, entgegnete Marian. »Aber vermutlich laufen viele Menschen in solchen Mänteln herum.«
»Müssen wir ihr dieses Foto nicht zeigen? Schließlich könnte es sich um den Mann im Hafnarbíó handeln?«
»Es ist eine relativ deutliche Aufnahme von ihm, und wahrscheinlich können wir auch die restlichen Aufnahmen von dem Fotografen bekommen. Bestimmt hat er außer dem Foto in der Zeitung noch andere Aufnahmen gemacht. Die sollten wir uns besorgen und dann ein weiteres Mal mit Viktoria sprechen, vielleicht kann sie ihn ja identifizieren. Und anschließend statten wir Viðar Eyjólfsson einen Besuch ab. In anderen Zeitungen habe ich keine Fotos von der Ankunft dieses Ministers gefunden, aber beim Volkswillen sind sie ja sozusagen von Haus aus dazu verpflichtet.«
»Wow«, sagte Albert, der auf das Foto mit dem Sportminister starrte. »Was ist da eigentlich im Gange?«
»Das weiß ich nicht«, entgegnete Marian.
»Hätte ich hiervon, ich meine von diesem Viðar, nicht viel früher erfahren sollen?«, sagte Albert, der gar nicht erst versuchte, seine Enttäuschung zu verhehlen.
»Das hat sich alles erst gestern und heute herausgestellt«, sagte Marian. »Ich wollte dich nur über den Stand der Dinge informieren. Ich könnte mir vorstellen, Viðar heute Abend einen Besuch abzustatten, meiner Meinung nach brauchen wir damit nicht mehr zu warten. Fahr du erst mal zu dem Fotografen und besorg dir bessere Fotos. Natürlich darfst du ihm nicht sagen, weshalb wir die Aufnahmen brauchen, du musst die Wahrheit ein wenig zurechtbiegen. Ist das ein Problem für dich?«
»Nein.«
»Du brauchst nur die Filme, vergrößern lassen können wir sie bei uns im Labor. Was immer du tust oder sagst, es darf unter gar keinen Umständen mit unserer Ermittlung im Fall Hafnarbíó in Verbindung gebracht werden.«
»Kein Problem. Über welche Kanäle hast du von diesem Viðar erfahren?«
»Das kann ich dir erst später erklären. Ich habe einen Tipp bekommen. Das muss dir vorläufig genügen.«
»Ich dachte, wir arbeiten zusammen an diesem Fall.«
»Das tun wir natürlich, aber hier geht es um etwas streng Vertrauliches, das musst du verstehen, Albert.«
»In Ordnung«, entgegnete Albert und schob Marian die Zeitung wieder zu. »Was glaubst du, worum es hier geht?«
»Ich weiß es nicht. Ich warte noch auf die Auswertung der Fingerabdrücke. Ich habe an Viðars Auto ohne sein Wissen einen Fingerabdruck genommen.
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