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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Marian.
    Die Frau sah ihre Töchter an und dann Marian. Sie sagte den Mädchen, dass sie in ihr Zimmer gehen sollten, was die beiden, ohne zu protestieren, taten.
    »Ich muss euch leider mitteilen, dass euer Ragnar nicht mehr lebt«, sagte Albert, als die Mädchen außer Hörweite waren. »Er war im Hafnarbíó und wurde dort erstochen. Wir wissen weder, wer ihn angegriffen hat, noch weshalb.«
    Die Eheleute starrten ihn an, als verstünden sie kein Wort von dem, was er sagte.
    »Wie bitte?«, fragte die Frau.
    »Wer seid ihr eigentlich?«, fragte der Mann.
    »Wir sind von der Kriminalpolizei«, antwortete Albert. »Und es tut uns furchtbar leid, dass wir euch diese Nachricht überbringen müssen. Ein Pastor ist auch schon auf dem Weg, er wurde anscheinend aufgehalten, wird aber sicher bald hier sein. Vielleicht möchtet ihr mit ihm sprechen.«
    Der Mann wankte auf einen Sessel zu, Marian reagierte sofort und griff ihm unter die Arme, damit er nicht zusammenbrach. Die Blicke der Frau irrten zwischen ihrem Mann, Marian und Albert hin und her.
    »Was sagst du da?«, stöhnte sie. »Was hat das zu bedeuten? Ragnar hat doch nie jemandem etwas zuleide getan. Das ist bestimmt ein Missverständnis. Das muss ein Missverständnis sein!«
    »Wir werden alles tun, um herauszufinden, was passiert ist«, entgegnete Albert. »Uns wurde gesagt, dass er allein im Kino war. Hatte er sich dort vielleicht mit jemandem verabredet?«
    »Natürlich war er allein«, sagte die Frau. »Ragnar geht immer allein ins Kino.«
    »Nein, er hat dort bestimmt niemanden treffen wollen«, bestätigte der Mann.
    »Hatte er hier in diesem Haus irgendwelche Freunde, mit denen wir sprechen könnten? Vielleicht wollte er sich ja mit jemandem treffen, den ihr nicht kanntet.«
    »Hier hatte er nicht viele Freunde«, sagte die Frau. »Wir sind erst vor Kurzem umgezogen, wir wohnen erst seit einem halben Jahr hier. Er hatte noch kaum Gelegenheit, andere Jugendliche kennenzulernen.«
    »Er ist auch nicht so wie die anderen«, fügte der Mann hinzu.
    »Inwiefern?«
    »Was ist mit ihm passiert«, sagte die Frau, noch bevor ihr Mann antworten konnte. »Könnt ihr uns nicht sagen, was mit ihm passiert ist? Sagt es uns doch einfach!«
    Albert berichtete, wie die Situation bei ihrem Eintreffen im Hafnarbíó gewesen war. Er gab sich alle Mühe, einfühlsam zu sein, und ließ kein wichtiges Detail aus. Es schien, als hätten die Eheleute den Ernst der Lage noch nicht begriffen. Dass ihr Leben von diesem Tag an nicht mehr dasselbe sein würde.
    »Ihr müsstet noch die Leiche identifizieren«, erklärte Albert, nachdem er ihnen gesagt hatte, wie ihr Sohn gestorben war und wie er aufgefunden wurde.
    »Identifizieren?«, wiederholte die Frau. »Wo denn? Wie denn? Wie kommen wir dahin? Jetzt gleich? Würdet ihr uns begleiten?«
    »Selbstverständlich«, sagte Albert. »Wir fahren mit euch zum Leichenschauhaus.«
    Die Frau stürzte zum Garderobenschrank und riss ihren Mantel heraus. Der Mann stand auf und zog sich sein Jackett an. Sie verabschiedeten sich geistesabwesend von ihren Töchtern, die ihren Eltern fragend nachsahen. Marian und Albert folgten ihnen die Treppe hinunter und gingen mit ihnen zum Wagen. Die kleinen Wikinger aus dem Wohnblock standen sich schwer bewaffnet auf dem Parkplatz gegenüber, legten aber eine Gefechtspause ein, als das Auto mit den fremden Menschen langsam an ihnen vorbeifuhr und auf die vierspurige Breiðholtsbraut in Richtung Stadtmitte einbog.
    Ragnars Leiche war zur Obduktion freigegeben und ins Leichenschauhaus am Barónsstígur gebracht worden. Dort lag sie unter einem weißen Laken auf dem kalten Stahltisch, als Albert und Marian mit den Eltern eintrafen. Der ganz in Weiß gekleidete Gerichtsmediziner gab allen die Hand, ging dann zum Seziertisch und nahm das Laken vom Gesicht des Jungen, der immer noch die Sachen trug, in denen er von zu Hause weggegangen war.
    Die Frau schlug die Hand vor den Mund, wie um einen Schrei zu unterdrücken, der aus ihr herausbrechen wollte. Der Mann starrte nur regungslos auf das Gesicht seines Sohnes. Dann nickte er.
    »Das ist Ragnar«, sagte er. »Das ist unser Ragnar.«
    Im gleichen Augenblick erlosch der winzige Hoffnungsfunke der beiden, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt haben könnte, um irgendeine aberwitzige Falschmeldung, und dass alles wieder so sein würde wie früher. Die Frau begann zu weinen, und ihr Mann nahm sie mit Tränen in den Augen in die Arme.
    Marian Briem stieß Albert

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