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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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womöglich neues Personal für einen Großauftrag anstellen musste. Es ging um die Bewachung eines riesigen Areals in der Gegend von Esens, wo vor allem Meereskabel gelagert wurden. Da Kupfer auf dem Schwarzmarkt sehr viel Geld einbrachte, hatten sich die Einbrüche dort gehäuft. Ruven lächelte. »Du siehst, wir haben genug zu tun – und es wird gut bezahlt. Warum hängst du nicht endlich deinen Job an den Nagel und steigst bei mir ein? Mit deiner Ausbildung bist du dafür prädestiniert.«
    Femke trank den Wein aus. Ihr war etwas schwindelig, was entweder an der Übermüdung, dem Rioja oder dem leichten Seegang oder aber an der Mischung aus allem lag. »Ich will dich nicht vor den Kopf stoßen, Ruven«, sagte sie versöhnlich. »Aber ein privater Sicherheitsdienst, das ist nichts für mich. Das, was ich wirklich will, passiert gerade um mich herum – so schrecklich es auch ist.«
    »Die Kripoarbeit?«
    Femke nickte. »Irgendwo da draußen, vielleicht sogar mitten unter uns, ist ein Mörder unterwegs, und das kann ich nicht zulassen.«
    »Du wirst die Welt nicht retten.« Ruven bot Femke noch etwas Wein an, die eine abwehrende Geste machte.
    »Es geht nicht um die ganze Welt. Die kleine heile Welt von normalen Menschen intakt zu halten, das reicht mir schon. Mama wird sicher schlaflose Nächte haben vor Angst. Auch alle anderen sind geschockt. Das haben sie nicht verdient. Und Vikki Rickmers und die anderen armen Opfer …« Femke seufzte und knibbelte am Rand des Weinglases. »Die Vorstellung ist entsetzlich, dass jemand meint, den Herrn über Leben und Tod spielen zu können.«
    »Aber genau das genießen diese Menschen doch, oder?«
    »Ja, darüber hat Tjark in seinem Buch viel geschrieben.«
    »Diese Typen sollte man am besten gleich erschießen, wenn man sie fasst.«
    »Das ist keine Lösung. Tjark schreibt, dass …«
    »Gibt es auch etwas, worüber der Superpolizist noch nicht geschrieben hat?«
    Femke lachte. »Es ist lustig, dass du das Wort Superpolizist sagst. Seine Kollegen nennen ihn Superbulle – wegen des Buches.«
    »Ist er das?« Die Leuchtmasten am Hafen sprangen an.
    Femke musterte Ruven. Seine Augen glänzten angriffslustig. Er war eifersüchtig. »Ich glaube nicht, dass er das ist. Er hat lediglich ein Buch geschrieben, und andere haben das nicht – das ist der Unterschied.«
    »Auf mich wirkte er etwas eingebildet. Der feine Anzug, die teure Lederjacke und all das.«
    Femke stellte ihr Glas zur Seite. »Ich habe übrigens deinen Hinweis in Bezug auf Harm und Kröger überprüft. Es scheint, dass da etwas dran ist.«
    »Die beiden gehen zurzeit bei Mommsen ein und aus.«
    »Bei Mommsen?«
    »Die beiden und der Bürgermeister.« Ruven drehte das Glas in den Händen. »Keine Ahnung, was da läuft.«
    Femke stutzte. Als sie mit Tjark auf der Küstenstraße gewesen war, hatte sie Mommsens Wagen gesehen, der in Richtung Bornum gefahren war. Auf dem Weg lag auch Fokkos Haus. Hatte das etwas zu sagen?
    »Woher weißt du das?«, fragte sie.
    »Wir überwachen doch das Brauerei-Areal. Da bekommt man dies und das mit.«
    »Zum Beispiel?«
    »Es gibt dort immer wieder mal größere Feiern von Mommsen und seinen Geschäftspartnern. Sie lassen dort manchmal ganz schön die Sau raus.«
    »Das heißt?«
    »Dass sie manchmal ganz schön die Sau rauslassen.« Ruven blickte aufs Wasser. Er wusste mehr, als er erzählen mochte – dazu war er zu diskret. Doch wenn er schon solche Formulierungen für die Beschreibung eines Festes wählte, konnte Femke sich gut vorstellen, dass dort wahre Orgien gefeiert werden mussten. »Mommsen«, fügte Ruven an, »weiß jedenfalls, wie er die Leute bei Laune hält.«
    Femke schlang sich die Decke enger um die Beine. »Ruven, würdest du mir einen Gefallen tun?«
    Er sah sie wieder an und lächelte. »Na klar.«
    »Ich mache mir etwas Sorgen wegen Fokko. Wenn ihr unterwegs seid zum Dienst – könnten du oder deine Leute ab und zu mal unauffällig bei ihm vorbeifahren und einfach schauen, ob alles in Ordnung ist?«
    »Sorgen?«
    Femke fröstelte. »Ich möchte nicht, dass ihm irgendwer die Scheiben einwirft oder die Hütte anzündet oder …« Sie winkte ab. »Vielleicht bin ich auch etwas überempfindlich.«
    »Ich werde ab und zu vorbeifahren«, sagte Ruven.
    »Danke.«
    Ruven stellte das Glas zur Seite. Dann wandte er sich zu Femke, nahm ihr Gesicht in beide Hände, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, waren seine Lippen auf ihren, und er zog sie fest an sich. Für

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