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Duerers Haende

Duerers Haende

Titel: Duerers Haende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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hat den Wagen erkannt. Es war ein …«
    »Crossfire«, vollendete sie den Satz.
    »Ja, genau. Woher wissen Sie das?«
    »Als wir bei der Spedition waren, fuhr dort ein silbergrauer Crossfire vom Hof. Ziemlich flott, der Fahrer hatte es anscheinend eilig. Leider habe ich das Nummernschild nicht erkennen können.«
    »Schade. Das würde uns die Suche sehr erleichtern.«
    »Das heißt: Sie wollen alle Autos dieser Marke überprüfen?«
    »Ja, das hatte ich mir als Nächstes vorgenommen. Wenn Sie damit einverstanden sind.«
    »Aber Frau Brunner, nach welchen Kriterien wollen Sie dies überprüfen? Der Wagen kann von überallher sein. Aus Nürnberg, aber auch aus dem Umland. Aus Franken oder aus Bayern, aus Deutschland oder auch aus dem Ausland. Das dauert, dafür würden Sie uns viel zu lang für andere Arbeiten ausfallen. Nein, damit bin ich im Moment nicht einverstanden. Das können Sie morgen immer noch machen. Im Augenblick habe ich zwei andere wichtigere Aufträge für Sie. Wir haben, und das ist mein Fehler, Joachim Freys Alibi noch immer nicht überprüft. Er war zur Tatzeit, sagt er, in Ansbach.« Sie reichte ihr die handschriftliche Notiz. »Ich will wissen, ob das stimmt. Rufen Sie dort gleich an. Meine zweite Bitte: Wir waren soeben bei diesem privaten Arbeitsvermittler, bei Karsten Kramer; er gibt an, er habe einen schwarzen geleasten Audi A4. Das überprüfen Sie anschließend.«
    Wortlos machte sich Eva Brunner an die Arbeit. Man muss sie nur beschäftigen, dachte Paula Steiner, dann ist ihre Redseligkeit gut zu ertragen. Aus diesen infamen Überlegungen schreckte sie ein Anruf. Es war Hermann Tischler, ihr Kollege aus Beilngries.
    »Grüß Gott, Frau Steiner. Ich weiß, ich hätte mich schon längst bei Ihnen melden sollen. Aber bis heute kam keine Rückmeldung aus der Bevölkerung. Jetzt erst, vor einer halben Stunde, hatte ich einen Anrufer, der glaubt, zur fraglichen Zeit einen silbergrauen …«
    »Crossfire gesehen zu haben«, fiel sie ihm ins Wort.
    »Exakt. Das wollte ich sagen. Woher wissen Sie das?«
    »Auch wir haben einen Zeugen, der so ein Auto gesehen hat. Allerdings vor dem Nürnberger Wasserwerk, wo der Tote gefunden wurde. Da liegt dieser Gedanke nahe.«
    »Schade. Jetzt dachte ich, wir Beilngrieser könnten auch etwas zur Aufklärung dieses Mordes beitragen. Aber wenn ihr in Nürnberg schon alles wisst …« Der Hauptwachtmeister klang enttäuscht.
    »Natürlich haben Sie uns damit geholfen. Denn jetzt erst, mit Ihrer Bestätigung, können wir uns bei der Suche auf diesen sehr seltenen Autotyp konzentrieren. Das ist doch schon mal was.« Das war gelogen. Sie hatte sich ja bereits nach Eva Brunners Vorschlag entschieden, die Anwärterin morgen mit der Überprüfung zu beauftragen. Doch sie wollte Tischler nicht noch mehr enttäuschen.
    Eine halbe Stunde später legte Eva Brunner los.
    »Also erstens, dieser Kramer hat tatsächlich so einen Audi geleast. Und zweitens, das Alibi von dem Juniorchef scheint auch zu stimmen. Das ist eine Großgärtnerei, die wollen ihre Blumen in Zukunft über eine andere Spedition versenden und haben deshalb, unter anderem, bei Frey-Trans um ein Angebot nachgefragt. Frey war bei denen an dem besagten Montag über zwei Stunden, von acht bis zehn.«
    Sie sah auf die Uhr. Schon halb sechs. »Gut. Danke. Wir machen morgen weiter. Jetzt ist Feierabend.«
    Auf dem Heimweg verbot sie sich, weiter über diesen Fall nachzudenken, bei dem sich so viele lose Fäden, aber einfach kein roter Faden finden ließ. Bei dem zu viel Unvereinbares aufeinanderprallte, als dass sie es in eine ordnende Struktur bringen konnte. Bei dem es, da war sie sich sicher, um viel Geld ging, aber nichts von der 350.000-Euro-Fracht fehlte. Der mit einer Symbolik aufgeladen war, die an das große Thema der Nibelungen – Treue und Verrat – erinnerte oder erinnern sollte, in dem aber gleichzeitig solche banalen, höchst realen Dinge wie Arbeit, Gutscheine, Zuschüsse eine Rolle spielten. Was verbarg sich hinter der rituell-religiösen Duftmarke, von der Heinrich gesprochen hatte? Warum redete Kramer, der Arbeitsvermittler über Ehrverletzung? Und warum weigerte sich Frey, der Arbeitgeber, überhaupt ein Wort zu reden? Sie erinnerte sich an ihr Verbot. Schluss, aus, basta. Heute wird nicht mehr gedacht.
    Erst als sie die Wohnungstür aufsperrte, fiel ihr ein, dass ihr Kühlschrank wahrscheinlich leer war. Sie verwünschte sich und ihre Sorglosigkeit. Die umgehend folgende Kontrolle bestätigte

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