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Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Titel: Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Heiler konnte der schon sein? Dieser gebrochene Mensch mit seiner schiefen Perücke in einem Rollstuhl? Sein Laden war nur noch eine Ruine. Seine Kleidung war eindeutig schon lange nicht mehr gewaschen worden. Er war einfach eine lächerliche Figur. Ich war versucht, mich auf der Stelle umzudrehen und wegzugehen.
    »Brauchen Sie möglicherweise irgendeine Medizin?«, fragte er.
    »Ich denke, vielleicht …«, fing ich mit einem Schnauben an, doch Elizabeth unterbrach mich.
    »Genau so ist es«, sagte sie und warf mir einen warnenden Blick zu, denn sie wusste, wie schnell mein Zorn aufflammen konnte. In dieser Hinsicht waren wir gar nicht so verschieden. Zu Polidori sagte sie: »Aber sie ist ein wenig … ungewöhnlich.«
    Er sah uns unverwandt an, sagte jedoch nichts.
    Ich war noch lange nicht davon überzeugt, dass hier auch nur irgendetwas Gutes herauskommen konnte, aber nun waren wir schon mal hier.
    Ich schob mich näher an die Theke heran. »Sind Sie derselbe Apotheker, der vor einigen Jahren die Tochter des Generals geheilt hat?«
    Er holte tief Luft und stieß sie mit einem wehmütigen Nicken wieder aus. »Der bin ich.«
    »Wir haben gehört, dass Sie ein Mann von großem Wissen sind«, warf Elizabeth ein. »Ein Heiler mit bemerkenswerten Kräften.«
    Da lachte er tatsächlich – bitter. »Soll das ein Scherz sein? Wissen Sie mit Ihrem Tag nichts Besseres anzufangen?«
    »Nein, Herr Polidori«, sagte Henry. »Ich meine, nein, das ist kein Scherz, und wir sind hier wegen einer Angelegenheit, die äußerst dringend ist.«
    »Wir sind auf der Suche nach dem Elixier des Lebens«, sagte Elizabeth leise.
    Polidori starrte uns aus dumpfen Augen an. »Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag, die jungen Herrschaften«, sagte er schroff und schwenkte mit einer geschickten Bewegung seinen Rollstuhl zurück zur Tür, durch die er gekommen war.
    »Bitte, warten Sie«, sagte ich, trat vor, holte den Band aus der Dunklen Bibliothek aus meiner Tasche und legte ihn auf die Theke. »Ich habe hier ein Werk von Heinrich Cornelius Agrippa …«
    Polidori hielt an. Er lachte leise und traurig, wandte sich uns zu, warf aber kaum einen Blick auf das Buch.
    » Occulta Philosophia . Habe ich recht?«
    Verwundert nickte ich.
    »Junger Herr, stecken Sie es zurück in Ihre Tasche. Geben Sie zwei große Steine dazu, sagen Sie ihm Ade und werfen Sie es in den Hafen, wo er am tiefsten ist.«
    Verwirrt schaut Henry zu mir herüber. »Ist das ein Zauber oder so was?«
    »Es ist ein Rat, und zwar der beste, den ich geben kann«, sagte Polidori. »Das Buch wird Ihnen nur Leid bringen.«
    »Herr Polidori«, sagte ich, »der Arzt Agrippa …«
    »Magier!«, unterbrach mich Polidori höhnisch.
    Ich blieb hartnäckig. »Er schreibt über etwas, das er das Elixier …«
    »Ja, ja, ich weiß«, sagte Polidori ungeduldig. »Das Elixier des Lebens. Er war ja wohl nicht der Einzige, der davon geträumt hat. Es gibt sehr viele Rezepte für ganz eigenartige Tränke, die alle Krankheiten heilen und vielleicht sogar Unsterblichkeit garantieren sollen. Solche Sachen sind Wahngebilde, mein Herr. Es gibt sie nicht.«
    »Jetzt bin ich völlig durcheinander«, warf Elizabeth ein. »Ich hab gedacht, Sie selbst …«
    »Ja«, antwortete er. »Es hat eine Zeit gegeben, da war auch ich von derartigen Fantasien verführt und habe mit großer Leidenschaft darüber nachgedacht. Ich habe sogar selbst ein Elixier geschaffen.«
    »Und Sie hatten bei dem kleinen Mädchen Erfolg«, sagte ich.
    Wieder lachte er. »Sie ist geheilt worden. Aber nicht durch mich. Zufällig oder durch die Allmacht Gottes. Ein Wunder! Doch ich war das nicht.«
    »Warum sagen Sie das?«, fragte Henry.
    Polidori runzelte die Stirn. »Sie kennen meinen Namen und doch nicht meine ganze Geschichte? Sie sind doch nicht bloß hergekommen, um mich zu quälen?«
    Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, warum Maria etwas zurückbehalten hatte. Die Ernsthaftigkeit in unseren überraschten Gesichtern musste Polidori überzeugt haben, denn das Misstrauen verschwand aus seinen Augen. Er seufzte.
    »Nachdem das Mädchen sich erholt hatte, ist mein Geschäft aufgeblüht. Die Leute haben mir die Tür eingerannt und wollten dieselbe Medizin haben.« Mit einer ausholenden Bewegung zeigte er auf seinen Laden. »Für eine kurze Zeit war ich ein wohlhabender Mann und gern gesehen in den besten Häusern der Stadt. Doch das Elixier, das ich dem Mädchen gegeben hatte, war nicht zuverlässig. Manchmal half es einem

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