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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Jahren nie auf dem Hof, nicht mal zu Weihnachten oder zu Alfons’ Geburtstag. Keine Ahnung, ob Manfred sie überhaupt kennt.«
    Köln. Das war zumindest eine Spur. Hambrock glaubte der Aussage von Manfred Schulte-Stein. Er hatte seinen Vater nicht getötet. Und den dunklen Passat mit dem Kölner Kennzeichen hatte er sich auch nicht ausgedacht.
    Als Hambrock sich kurz darauf von Carl Beeke verabschiedete, bestand der darauf, ihn zur Tür zu bringen. Mühsam erhob er sich, nahm seinen Stock und ging voran. Im Flur war nun nichts mehr zu hören. Das Haus schien verwaist.
    Carl Beeke schien seinen Gedanken zu erraten.
    »Heute ist Mittwoch«, sagte er. »Meine Tochter ist mit den Kindern zur Musikschule gefahren. Dann ist es immer plötzlich ganz leer und still hier im Haus.«
    Er stellte den Stock beiseite und öffnete die Haustür.
    »Darf ich Sie was fragen, Herr Hambrock?«
    »Natürlich. Nur zu.«
    »Sind Sie gläubig?«
    »Stellen Sie die nächste Frage«, meinte Hambrock lächelnd.
    »Stört es Sie, wenn ich für Ihre Schwester bete?«
    Carl Beeke betrachtete ihn eingehend. Hambrock spürte wieder die Angst. Da war etwas an diesem Mann, was einen drängte, ihm das Herz auszuschütten. Doch Hambrock unterdrückte den Impuls. Er schüttelte den Kopf.
    »Nein. Das stört mich ganz und gar nicht.«
    Dann verabschiedete er sich und ging eilig zu seinem Dienstwagen.
    Keller schaffte es tatsächlich nicht mehr rechtzeitig zur Besprechung, und das, obwohl sein Sohn gar nicht mehr in der Schule gewesen war, als er dort eintraf. Der neue Freund seiner Exfrau hatte den Jungen offenbar schon abgeholt. Keller war stocksauer deswegen. Er wurde laut und stauchte die Lehrerin zusammen, die im Grunde ja gar nichts dafür konnte. Es war ihm egal. Er warf ihr Verletzung der Aufsichtspflicht vor, Parteinahme in Sorgerechtsfragen und noch eine Menge anderen Nonsens, der ihm zusammenhangslos in den Sinn kam.
    Als er rauchend im Auto saß, musste er sich eingestehen, dass das eigentliche Problem in der schlechten Kommunikation zwischen ihm und seiner Exfrau lag. Natürlich rechnete sie nicht damit, dass er alles stehen und liegen ließ, um in die Schule zu fahren und seinen Sohn abzuholen. Das hatte er schließlich früher auch nie getan, wenn sie gerade eine Besprechung hatte und nicht selbst kommen konnte. Er hätte ihr also eine Nachricht hinterlassen sollen, damit sie gewusst hätte: Er kümmert sich.
    Also fuhr er nicht ins Präsidium zurück, sondern nach Osnabrück, wo sie und die Kinder lebten. Er wollte sich erkundigen, wie es dem Jungen ging, und kurz mit seiner Exfrau reden, um die Wogen zu glätten. Doch als er am Haus ihres neuen Lebenspartners eintraf, war dort niemand. Er versuchte es bei seiner Exfrau auf dem Handy, aber sie war nicht zu erreichen. Es dauerte, bis er schließlich ihre Sekretärin am Apparat hatte, die ihm sagte, seine Frau sei ins Krankenhaus gefahren, wo sich auch ihr Partner und die Kinder befänden. Die Verletzungen des Jungen mussten dort behandelt werden. Das hatte ihn erneut auf die Palme gebracht. Sein Sohn lag verletzt im Krankenhaus, und seine Exfrau hielt es nicht einmal für nötig, ihm Bescheid zu geben.
    Als er sie endlich zu fassen bekam, war er nicht mehr in der Lage zu einem besonnenen Gespräch. Es gab einen neuen hässlichen Streit mit neuen bitterbösen Beschimpfungen und neuen schmerzhaften Beleidigungen. Am Ende legte seine Frau einfach auf, und Keller, der noch immer vor dem Haus des neuen Lebenspartners stand, hatte mit aller Wucht eine Beule in seinen Dienstwagen getreten.
    Nach einem ausgiebigen Spaziergang und einer halben Schachtel Zigaretten fühlte er sich wieder in der Verfassung, mit seiner Arbeit weiterzumachen. Er setzte sich in den Wagen und fuhr nach Düstermühle. Vorbei am Anwesen der Schulte-Steins und zu dem kleinen Bauernhof, auf dem Helga mit ihrem Vater wohnte.
    Es war früher Nachmittag, was auf dem Land häufig bedeutete, dass Mittagsruhe gehalten wurde. Doch darauf konnte er nun keine Rücksicht nehmen. Er klingelte so lange, bis Helga mit ihrem Rollstuhl an der Haustür erschien.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Frau Schulte-Stein. Ich würde gern mit Ihrem Vater sprechen.«
    »Aber wir haben doch schon alles gesagt.«
    »Trotzdem habe ich noch Fragen. Ist er zu Hause?«
    Sie zögerte, dann wendete sie mühsam den Rollstuhl und fuhr voran. »Er ist in der Küche. Kommen Sie.«
    Antonius Holtkamp saß über den Küchentisch gebeugt und studierte die

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