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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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wie die Menschen ticken, dass sie schon ewig genau danach streben! Natürlich wollen sie ihn für ihre Zwecke nutzen.“
    „Und das“, begann ich und sah ihm direkt in die Augen, „werde ich verhindern.“
    Mein Vater tat etwas, das ich ihm seit Jahren nicht erlaubt hatte. Er öffnete die Arme und zog mich an sich. Ich hätte reagieren können, aber vielleicht wollte ich das gar nicht. Vielleicht wollte ich mich einmal geborgen fühlen, zu Hause, angekommen. Es fühlte sich gut an, mich an ihn lehnen zu können. Es war anders als jede andere Umarmung, das hier war nicht freundschaftlich oder oberflächlich.
    Mit dieser einen Geste zeigte mein Vater mir zum ersten Mal, seit der Scheidung von meiner Mutter, wie sehr er mich wirklich liebte.
    Als der Wagen in den Hof des Genlabors einfuhr, lag ich noch immer an die Brust meines Vaters gelehnt da. Es tat gut, einfach gut. Und ich löste mich nur ungern von ihm. Nie zuvor war mir aufgefallen, wie groß mein Vater war.
    Für einen erfolgreichen Hollywoodschauspieler wohl eigentlich viel zu groß. Immerhin knappe zwei Meter und dazu jede Menge Muskeln.
    Vielleicht spielte er deshalb an einer Tour den Überhelden, der die Welt oder ganze Universen rettete. Aber vielleicht spielte er am Ende weniger, als ich gedacht hatte?
    „Dad, ich …“, murmelte ich und machte mich von ihm los. „Danke.“
    Er lächelte. „Du denkst, ich hätte dich nach der Scheidung abgeschoben, weil ich dich nicht wollte.“
    Seine Feststellung traf den Nagel so sehr auf den Kopf, dass ich zusammenzuckte.
    „Ich wollte dich nur beschützen, Yves. Du bist mein Sohn … Ich will, dass es dir gut geht und du glücklich bist. Und solange die Aktivierungen deines Gehirns nicht abgeschlossen sind, bist du in Tennington am besten aufgehoben. Du weißt, wie grausam und gefährlich die Welt ist, wie krank die menschlichen Begierden sind. Du solltest wenigstens deine Jugend in Ruhe verbringen können …“
    „Aber die genetischen Veränderungen … ich dachte immer, die wären für dich das Wichtigste an mir …“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, Yves. Du bist das Wichtigste.“ Er tippte mir sacht vor die Brust. „Das, was dich ausmacht, deinen Charakter. Weißt du, nicht ich habe die Veränderungen an deinem Körper veranlasst …“
    „Wer dann?“
    „Deine Mutter. Sie … war ein sehr viel ehrgeizigerer Befürworter des gesamten Projekts.“
    Das war echt krass! Meine Mutter? Das wunderschöne, scheue Supermodel, das kaum drei zusammenhängende Sätze sprach, wenn keine Kameras in der Nähe waren? Sie hatte damit zu tun?
    „Sie wollte nicht, dass du danach wieder zur Schule gehst. Sie meinte, jemand mit deinem Gehirn schafft es auch ohne Schulbildung …“
    Ich schluckte und schluckte, aber der Kloß in meinem Hals wurde eher größer und schien sich nachhaltig in meiner Kehle festzukrallen. „Das ist …!“
    „Komm, Yves. Du brauchst Schlaf und Ruhe. Morgen kannst du mit Zachary sprechen. Wir suchen nach Etienne.“
    „Okay. Ich werde mich ausruhen, aber ich möchte heute noch mit Zac sprechen.“
    Wir stiegen aus der Limousine aus und gingen zum Laborgebäude. Im ersten Stock lag die Krankenstation, an die ich nun wirklich nicht die besten Erinnerungen hatte. Erstaunt bemerkte ich, dass mein Vater mir eine Hand auf die Schulter legte und zudrückte. Rückhalt, er bot mir damit unerwarteten Rückhalt. Ich sah ihn kurz an und lächelte. Mein Zittern ließ nach und ich ging in das Krankenzimmer von Zachary.
    „Hey, Zac.“
    „Yves! Gut, dass du da bist. Dann können wir am Sonntag zusammen nach Tennington zurückkehren.“
    „Und Etienne?“
    „Er wird hierher kommen, Yves, davon bin ich überzeugt.“
    „Ich nicht. Was, wenn er doch tot ist?“ Ich wollte ersticken an diesen Worten, aber ich musste es einfach wissen. Wieder überkam mich die Unsicherheit. Mein glasklar funktionierender Verstand lachte meinen Hoffnungen hohn.
    „Dann werden wir dir helfen, mit diesem Verlust fertig zu werden“, sagte mein Vater leise.
    Ich wusste, dass er das ernst meinte, dass sie alle wirklich versuchen würden, genau das zu tun, aber …
    Meine Knie gaben nach und ich brach auf dem kalten Linoleumboden zusammen. Ich konnte nicht mehr sprechen oder denken, da waren nur noch Gefühle.
    Kalte Gefühle. Angst, Einsamkeit, Schmerz.

Kapitel 29
YVES
    Sacrebleu , das durfte doch nicht wahr sein! Mein eigenes Gehirn setzte mich schachmatt!
    Das Muster des Bodens verschwamm immer wieder und irgendwann

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