Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
umbringen, aber es sollte auch besser keiner auf die Idee kommen, mich in Versuchung zu führen. Denn was ich für Etienne bereit sein würde zu tun, lag selbst für mich jenseits jeder Vorstellungskraft.
Missmutig ging ich durch die Straßen von Paris und überlegte, ob und wo ich hier Hinweise auf Etiennes Verbleib finden konnte. Vielleicht war er so schlau, in einem der größeren Hotels einzuchecken? Oder hatte ihn diese neue Bombe aufgeschreckt und zur Flucht aus Paris verleitet?
Wieso war er überhaupt in Frankreich?
Ich dachte darüber nach und eine der möglichen Antworten hinterließ irrsinnige Angst in mir. Es bestand durch die ganzen Anschläge auf ‚Zivilisten‘ eine große Wahrscheinlichkeit, dass er nach Hause gehen würde!
Ich überlegte, ob er wirklich so ticken konnte und erkannte, dass es absolut zu seiner Unschuld passte. Er wollte nicht, dass seinetwegen Menschen starben. Und das konnte er nur verhindern, indem er sich wieder … melken ließ.
Der Gedanken verschaffte mir Schüttelfrost und einen klumpig zusammengezogenen Magen. Ich musste ihn einfach vorher finden!
Ich wusste, wo der große Landsitz lag, auf dem sich zumindest Etiennes Großeltern aufhalten dürften. Also weiter nach Lyon. Ich benutzte die Metro und fuhr zum Hauptbahnhof. Dann wieder kamen Zweifel auf.
Und zwar immer, wenn ich wieder Kylian vor Augen hatte, wie er an seinem Auto stand und mir nachsah. Erneut weckte dieses einzelne Bild schon all meine sexuellen Sehnsüchte. Merde , ich hatte seit über einem Monat nicht mit Etienne geschlafen! Vielleicht lag es daran?
Nein, ich musste den Tatsachen ins Auge sehen, irgendetwas war passiert. Sobald ich im Schnellzug nach Lyon saß, versuchte ich, die Panik um meinen Freund zu verdrängen und mit allen möglichen Winkelzügen schachmatt zu setzen.
Nichts half. Eine Gänsehaut, die sich mit feinem Prickeln immer wieder auf meine Unterarme legte, ließ mich schaudern.
Ich war so abgelenkt, dass ich mir einige wütende Blicke von umsitzenden Passagieren einfing, bevor ich den Anruf auf meinem Handy annahm. Mein Vater.
„Was ist denn noch?“, zischte ich hinein und erntete Stille. „Hallo?“
„Yves, hier ist Zac. Wo bist du?“
Sollte ich es ihm sagen? Dass ich auf dem Weg in die Höhle des Löwen war?
„Hi Zac … Wieso fragst du?“
Ein Schnauben. „Hör mal, Kleiner, wenn ich Gegenfragen will, sage ich es dir vorher. Wo bist du?!“
„Unterwegs nach Lyon …“, gab ich zu.
„Du denkst, Etienne ist zu seiner Familie gegangen?“
Ich atmete tief durch. „Ich hoffe, dass er noch nicht dort angekommen ist.“
„Wieso sollte er …?“
„Wieso wohl? Weil auf der ganzen Welt Bomben hochgehen und er denkt, er kann das beenden, wenn er nach Hause geht!“
„Yves, das würde er nie tun! Er weiß doch, was er dir damit antäte!“
Merde , hoffentlich stand mein Vater nicht neben Zac. Auf diese Art hatte ich weder meine Homosexualität noch meine Beziehung zu Etienne outen wollen!
„Ich hoffe für dich, dass mein Vater weit weg ist, Zac. Er weiß nichts von Etienne und mir und so soll es auch bleiben!“, bellte ich und ignorierte die missbilligenden Blicke, die mich trafen.
„Er ist eben rausgegangen, keine Sorge. Okay, hör zu, du wirst nicht dorthin gehen. Ich bin mir ganz sicher, dass er nicht in Frankreich ist. Wir hatten geplant, uns nach dem Fährtenlegen hier im Labor zu treffen. Er kennt die Adresse. Bitte, geh nicht dorthin! Sie würden dich als Druckmittel benutzen!“
„Ich bin nicht in Gefahr, das weißt du. Wohl sehr viel besser, als ich gedacht hätte.“
„Es tut mir leid, Kleiner, ich konnte es dir nicht sagen.“
„Ja, schon klar, der kleine Yves soll die Welt retten, aber ihm vertrauen darf man nicht. Mann, Zac, seit wann bin ich denn eine Plaudertasche?“
Zachary seufzte vernehmlich. „Bitte komm zum Labor.“
Ich unterdrückte das Zittern und begriff, dass Zachary recht hatte. Wenn die Delaports mich erwischten, würden sie Etienne erpressen. Und erpressbar war er wohl nur durch Zachary oder mich …
„Ist in Ordnung, ich komme zu euch.“
„Das ist gut!“ Ich hörte die Erleichterung ins Zacharys Stimme.
„Ich hab solche Angst, dass ihm was passiert ist, Zac“, murmelte ich.
„Wie kommst du darauf?“
„Na ja, ich … habe auf jemand anderen … äh … reagiert …“
Er schnappte nach Luft. „Das ist …! Nein, ich will das nicht glauben. Er ist schlau und gewitzt, Yves. Und er nutzt ihnen nichts, wenn er
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