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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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fühlte ich Hände an meinem Oberarm. Jemand zog mich wieder in den Stand und schob mich auf einen Stuhl.
    Ich hob den Handballen an meine Schläfe und sank nach vorn, bis die Sterne vor meinen Augen endlich langsamer wurden und verschwanden. „Danke“, würgte ich hervor. Ich verspürte so viele widersprüchliche Dinge in mir.
    Das Schlimmste war die Schwäche.
    Ich war nicht schwach! Ich war stark, sacrebleu , ich war stärker als mein Vater! Und doch fühlte ich mich so erbärmlich und klein, dass ich nur noch heulen wollte.
    Ich musste doch Etienne beschützen, wie sollte ich das schaffen, wenn er … einfach gestorben war?
    „Nein!“, brüllte jemand. Erst als sich das eine Wort wiederholte, immer und immer wieder, begriff ich, dass ich da herumbrüllte.
    „Yves! Bitte, beruhige dich.“
    Ich brauchte trotzdem noch eine ganze Weile, bis ich wieder zu Atem kam und ich meinen Vater ansehen konnte. „Ich muss … Zachary, wo ist das Gepäck von euch hingekommen? Dad, haben eure Leute es aus Paraìba mitgebracht?“
    „Ja, sicher, wir konnten doch nichts zurücklassen.“
    Ich erinnerte mich an das, was ich Etienne heimlich in die Tasche geschmuggelt hatte. „Wo ist es?“
    „Komm.“
    Mein Vater führte mich, was mir ausgesprochen peinlich gewesen wäre, zu ungefähr jedem anderen Zeitpunkt. Jetzt aber war ich ihm dankbar für seine Nähe.
    Er brachte mich in einen Raum, in dem außer einem großen Tisch nichts herumstand. Darauf lagen die Taschen und Koffer. Auch der von Etienne. Ich riss ihn auf und wühlte darin herum. Nichts.
    „Er hat es gefunden!“, hauchte ich und blickte meinen Vater an. „Das bedeutet, ich kann ihn aufspüren!“
    „Was gefunden?“
    „Sein Weihnachtsgeschenk! Dad, er hat es hoffentlich noch bei sich!“
    „Was hast du ihm denn geschenkt?“
    Ich lächelte. „Etwas, das ich mit dem Stirnband im Verlies finden können müsste.“
    Die Augen meines Vaters wurden groß. „Dann!“
    „Ja, ich muss ins Verlies. Ich … muss ihn einfach finden!“
    „Aber du brauchst Ruhe, Yves!“ Er klang so besorgt, dass ich eine Hand auf seinen Arm sinken ließ.
    „Ich kann nicht schlafen, bevor ich ihn geortet habe. Diese Ungewissheit, die immer geringer werdende Hoffnung … du hast eben gesehen, was mit mir passiert, wenn ich meinem Kopf erlaube, rein logisch über die letzten Tage nachzudenken. Demnach müsste er nämlich tot sein, verstehst du? Aber ich will hoffen! Ich will glauben, dass er entkommen ist, dass er unterwegs ist und sich versteckt.“
    Er lächelte. „Ich wünsche dir, dass du ihn findest.“
    Ich wandte mich um. Zum Glück hatten meine Beine wieder begriffen, was sie zu tun hatten.
    Das Verlies lag dunkel da, nur der Monitor schimmerte in Anthrazit. Ich ließ mich in den Stuhl sinken und angelte mir das Stirnband. Der Monitor reagierte sofort und leuchtete auf.
    Ich konzentrierte mich auf das Geschenk. Eine Kette mit Anhänger.
    Eine silberfarbene Kugel mit zwei Zentimeter Durchmesser, darin ein Glaszylinder. Den würde er nicht unbedingt finden, aber genau den konnte ich finden – und nur ich.
    Ich schloss die Augen und dachte an ihn. Den Einen.
    Es dauerte eine, vielleicht auch zwei Minuten, dann riss ich die Augen wieder auf und auf dem Monitor vor mir erschien ein Bild von Etienne. Ich suchte nach Zusatzinformationen und fand sie. Das Bild stammte von einer der öffentlichen Überwachungskameras in London. Es war von heute.
    Etienne ging darauf gerade in einen der U-Bahnhöfe hinein. Er hatte den Kopf gesenkt, aber seine Jacke war nicht ganz geschlossen und ich sah die Anhänger-Kugel an der Kette.
    Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und erlosch gleich darauf. Ich konnte nicht viel von seinem Gesicht sehen und sein schönes, blauschwarzes Haar versteckte er unter einer dunkelgrauen Wollmütze. Mein Herz schlug schon seit einer Ewigkeit nicht mehr, und als ich schnappend Luft holte, wurde mir klar, dass nicht nur mein Herz stehengeblieben war. Nun hämmerte es wieder los und ließ das Blut in meinen Ohren rauschen.
    Es ging ihm nicht gut, aber er lebte. Es war eine seltsame Mischung von Erleichterung und Trauer, die mich im Griff hatte.
    Erleichterung, weil er lebte und auf freiem Fuß war. Und Trauer, weil ich nicht bei ihm war.
    Ich suchte nach anderen Bildern, aber ich fand keine. Dieses eine brannte sich in mein Gedächtnis und ich zog das Stirnband von meinem Kopf.
    Mon dieu , er lebte. Ich war zufrieden – und hundemüde. Deshalb ging ich zurück

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