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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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zu Zachary, der bereits schlief und weiter ins Wohnhaus.
    Mein Vater saß in der Küche und rief mich zu sich. „Du hast ihn gefunden und er lebt.“
    „Woher …?“
    Er schmunzelte und schüttelte den Kopf. „Wäre es anders, hätte man mich längst zum Verlies gerufen und dich sediert. Du sollst morgen die zweite Aktivierung bekommen.“
    Ich verzog das Gesicht und gähnte. Mein Magen beschloss, er dürfte jetzt ruhig mal knurren und natürlich hörte mein Vater es.
    „Setz dich, das Essen ist fertig.“
    Ich nickte ergeben. Mit knurrendem Magen würde ich sowieso nicht schlafen können. Er setzte mir einen Teller vor und ich schaufelte die Tortellini al forno in mich hinein.
    „Und was wollt ihr aktivieren?“, nuschelte ich an einer besonders heißen Tortellini vorbei.
    „Einen Teil deines linken Stirnlappens. Wenn es funktioniert, wirst du deine Motorik vollkommen anders verwenden können, als jeder andere Mensch. Es … ist die zweite Phase der körperlichen Anpassung, wenn du so willst. Deine Gelenke sind nun lange genug im Einsatz.“
    „Du meinst, ich werde … weiter springen und schneller laufen können? Solche Sachen?“
    Er nickte. „Ja, wenn es wirklich klappt.“
    „Das ist … krass!“ Ich wusste, meine Augen waren riesig und ich vergaß sogar zu kauen.
    Wir schwiegen, während ich endlich weiter aß, und irgendwann fiel mir ein, was er über meine Mutter gesagt hatte.
    „Sag mal“, begann ich, als ich den Teller pappsatt von mir schob und nach meinem Colaglas griff. „Was du vorhin über Maman gesagt hast … Wenn sie zu eurer Organisation gehört, wieso konntest du dich dann nach der Scheidung plötzlich durchsetzen wegen Tennington und wieso hatte sie hier plötzlich nichts mehr zu sagen?“
    Mein Vater seufzte und spielte mit seiner Teetasse. Eindeutig, er war nervös und das, was er mir antworten musste, gefiel ihm nicht.
    „Die Organisation … war nach einigen sehr eigenmächtigen Entscheidungen von ihr nicht besonders begeistert. Sie allein hat beschlossen, dass du so jung bereits die Implantate bekommst. Ich war dagegen. Ich war damals auf einem langen Dreh, die Trilogie. Und Neuseeland war weit genug weg, um über meinen Kopf hinweg die Operationen machen zu lassen. Ich … ich kam wieder und du warst in der Krankenabteilung da drüben! Yves, ich hätte deine Mutter mit meinen bloßen Händen erwürgt, wenn sie zu dem Zeitpunkt hier gewesen wäre!“ Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er zitterte vor Wut. Gleichzeitig schwammen Tränen in seinen Augen. „Du hast so schrecklich geweint, ich … ich konnte nicht einmal zu dir reingehen und dich in den Arm nehmen, weil sie mir sagten, dass es dir zu weh tun würde!“
    Ich starrte ihn einfach nur an. Mein Vater schniefte und ein unterdrücktes Schluchzen rollte durch seine Kehle. Er konnte es nicht ganz verbergen. Und es tat mir weh, den Schmerz zu sehen, den er offensichtlich gerade durchlebte. Diesmal brauchte er länger, um sich zu sammeln, aber er klang wieder fester, seine Stimme hatte nun mehr Ruhe und Substanz. „Ich reichte sofort die Scheidung ein und versuchte, das alleinige Sorgerecht für dich zu erwirken. Ich … du weißt, ich musste verdammt tief in die schmutzige Trickkiste greifen, um es letztlich zu bekommen …“
    Ich nickte und erhob mich. Irgendwie wollte ich meinen Vater berühren, ihn trösten oder so. Auch wenn das vollkommen albern war. Es war passiert, vor vier Jahren. Es hatte gedauert, bis kurz nach meinem dreizehnten Geburtstag. Und nun war es vorbei, ich hatte überlebt.
    Und trotzdem wollte ich ihm zeigen, dass ich ihm nichts mehr vorwarf. Oh, damals hatte ich es getan, ausdauernd und immer. Mit meinem Verhalten, meinen Worten, meiner Missachtung und vor allem mit meinem mangelnden Respekt vor ihm.
    Meine Hand legte sich auf seine Schulter und ich drückte kurz zu. „Dad, es ist okay. Ich bin okay, verstehst du?“
    „Ja, ich weiß, heute weiß ich das, aber damals … Ich war so hilflos und wütend zugleich!“
    „Ich hab nie gewusst, wie sehr du mich liebst, weißt du?“
    Sein Blick hob sich, er wirkte beinahe schockiert, dann nickte er mit einem Seufzen. „Ja, ich habe danach Angst gehabt. Du solltest nie erfahren, was sie getan hatte, dass das der Grund für die Scheidung war … Ich hatte Angst, du würdest dir die Schuld geben. Aber du hattest keine Schuld.“
    Seine Arme schlangen sich um mich und es fühlte sich wieder so gut an wie im Auto. Geborgenheit, Wärme. Es war

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