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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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essentieller als eine Umarmung von Etienne, irgendwie allumfassender. Ich spürte, wie sehr ich meinen Vater liebte und in den letzten Jahren vermisst hatte.
    „Du auch nicht, trotzdem hast du mich in dem Glauben gelassen. Das hättest du nicht tun müssen.“
    „Ja, vielleicht hast du recht. Aber du hast noch etwas gefragt … An das Sorgerecht gebunden war auch das Umgangsrecht. Sie darf sich dir nicht mehr nähern, Yves. Deshalb ist sie für die Organisation untragbar geworden. Sie erhält noch eine Art monatliche Abfindung, eigentlich ein Schweigegeld, aber ansonsten hat sie nichts mehr mit uns zu tun.“
    Das beruhigte mich. „Danke, dass du mir in Tennington ein normales Leben ermöglicht hast, Dad. Nur so konnte Etienne mich finden …“
    „Du bist tatsächlich richtig verliebt in ihn, nicht wahr?“
    Ich nickte und ein Kloß kroch in meinen Hals. „Er ist mein Leben, Dad. Ohne ihn will ich nicht mehr atmen.“ Ich holte tief Luft, als müsste ich mich jetzt im Moment davon überzeugen, dass ich es noch konnte. „Bist du deshalb enttäuscht von mir?“
    Er zuckte zusammen. „ Dear greatest God , Yves! Du bist dem Menschen begegnet, der dich glücklich macht, wie sollte ich da enttäuscht sein?“
    „Das ist echt cool.“
    Er lachte leise. „Hältst du mich für so rückständig? Deinem alten Dad ist durchaus bewusst, dass Liebe universell ist. Meine Güte, weißt du, wie viele meiner Kollegen schwul sind?“
    Ich fiel in sein Lachen ein. „Ich hab dich lieb.“
    Er drückte mich fester an sich und sagte: „Ich dich auch, mein Sohn.“

    ~*~

    Die Aktivierung des zweiten neuen Areals ging schnell und ich durfte danach den gesamten Tag in einer Trainingshalle verbringen, um mich an die neuen Fähigkeiten meiner Gelenke zu gewöhnen. Ich sprang von mehr als fünf Metern auf den Boden und landete so weich, als hätte ich nur einen etwas größeren Schritt gemacht. Meine Muskeln reagierten vollkommen anders als früher. Immer wieder sah ich staunend an mir hinab und drehte meine Arme vor dem Körper. Auch sie waren plötzlich viel widerstandsfähiger. Ich durfte das an einem Boxsack und einem Sparringspartner testen, der mir bereits nach zwei Schlägen mit vielleicht halber Kraft irrsinnig leidtat.
    Die meiste Zeit blieb mein Vater in der Nähe und beobachtete meine Fortschritte. Wir sprachen viel miteinander und ich entdeckte auf eine angenehme, seltsam befreiende Art, was für ein toller Mensch mein Vater eigentlich war. Und ich verspürte Scham, ihn die ganze Zeit so undankbar und mies behandelt zu haben.
    Bis zu dem Abend, an dem wir auch das klärten und er mich bat, mit dem mittlerweile wieder fitten Zachary zurück nach Tennington zu fliegen.
    Natürlich tat ich es, auch wenn ich insgeheim gehofft hatte, dass Etienne bis zu meiner Abreise noch am Labor auftauchen würde.
    Er fehlte mir, so sehr. Ich hatte jeden Tag mehrmals im Verlies nach ihm gesucht und ihn noch zweimal gefunden. Er war in London geblieben, dann aber abgereist und durch meine anderen Recherchen entdeckte ich, dass seine falschen Fährten funktionierten. Die Anschläge verlagerten sich wieder auf den amerikanischen Kontinent. Aber dort war Etienne nicht. Er hielt sich irgendwo in Europa auf.

Kapitel 30
YVES
    Die Fahrt zurück nach Tennington traten Zachary und ich am frühen Sonntagmorgen an. Mein Vater ließ uns nicht fliegen und wir lümmelten faul im großen Fond der Limousine herum, die mich zu Beginn der Ferien schon hierher gebracht hatte.
    Wir sprachen nicht besonders viel während der Fahrt, mir war einfach nicht danach. Zumindest so lange, bis Zachary mich mit ungewöhnlich neutraler Miene ansah und fragte: „Du hast also auf jemand anderen reagiert? Mit Erregung?“
    Ich schluckte und schreckte aus meinen stumpfsinnigen Endlosschleifensorgen um Etienne hoch. „Ja, keine Ahnung, wieso. Ich habe die ganze Zeit darüber gegrübelt, der einzige Schluss war, dass die Verbindung durch Etiennes Tod gelöst wurde, aber er lebt und sie hat Bestand.“
    „Hm, auf wen hast du denn reagiert? Ganz allgemein oder auf jemand bestimmten?“
    „Auf Kylian, der fängt ab morgen neu in Tennington an. Abschlussjahrgang. Ich hab ihn zweimal getroffen und er hat mich zum Flughafen gebracht. Ich sag dir, der Typ sieht so was von affengeil aus! Ist mir direkt unheimlich, wie hübsch und lieb der zu mir war …“
    „Kylian? Und wie weiter?“
    Ich musterte ihn und begriff, dass ich danach nicht gefragt hatte. „Keine Ahnung. Ist das

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